Amberg
03.01.2020 - 15:06 Uhr

Gut aufgehoben im Reych der Schlaraffen

Ein Männerbund, 160 Jahre alt, mit sonderbaren Umgangsformen: Was steckt hinter den Schlaraffen, die sich immer im Winterhalbjahr in ihrer Burg treffen? Nachgefragt bei Ritter Für-Witz.

Ausflug nach Schlaraffia: Sippung des Reychs am Eysenhammer. Bild: upl
Ausflug nach Schlaraffia: Sippung des Reychs am Eysenhammer.

ONETZ: Herr Dörner, wenn Sie unterwegs zu einer Sippung sind und jemand fragt sie wohin sie gehen, was sagen Sie dann?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Ich treffe mich mit Freunden zur gemeinsamen Gestaltung eines Abends. Haben Sie Lust mitzukommen? Sie werden überrascht sein!

ONETZ: Was fasziniert Sie persönlich am schlaraffischen Leben?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Die Freundschaft, die gemeinsamen Interessen, das Niveau bei der Gestaltung gemeinsamer Abende. Faszinierend ist auch, dass in rund 300 Reychen in der westlichen Welt die Treffen nach einheitlichem Ceremonial gestaltet werden. Egal ob ich zur benachbarten Ratisbona oder zur Castra Praetoria in Südafrika fahre, ich werde als Freund aufgenommen und fühle mich wie in meinem eigenen Reych.

ONETZ: Welcher Teil der Sippung ist für Sie immer der schönste?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Der zweite, der mit den Vorträgen und musikalischen Darbietungen, wobei - Uhu sei Dank - kein Vortrag länger als zehn Minuten dauern darf. Der Uhu steht stellvertretend für Weisheit und Narretei und ist das Symbol der Schlaraffen.

ONETZ: Wenn Sie einen Schlaraffen im profanen Leben treffen, wie reden Sie dann mit ihm?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Unterschiedlich. Im eigenen Reych ist man per Du. Häufig kommt es allerdings vor, dass einem der profane Name gar nicht einfällt. Dann also mit dem schlaraffischen Namen und dem Du. Gleiches gilt für besondere Freunde in Freundesreychen. Für alle anderen gilt als Anrede der Ritter- oder Junkername oder die Knappennummer und weiter in der dritten Person. Verpönt wäre, einen Freund zu siezen.

ONETZ: Die Schlaraffen sind ja ein Männerbund. Was sagen Sie zu der Diskussion um die Gemeinnützigkeit von reinen Männervereinen?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Da unser Ziel die Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor ist und wir zwar für Jedermann offen sind, jedoch nicht nach außen wirken, sind wir auch nicht gemeinnützig. Die Diskussion läßt uns also kalt.

ONETZ: Aber "Schlaraffia am Eysenhammer" ist doch ein eingetragener Verein.

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Irrtum, nicht jeder e. V. ist gemeinnützig.Wir wollten zwar mal die Gemeinnützigkeit beantragen, aber es dann doch sein lassen. Das hätte auch nur den Sinn,. dass wir Spendenquittungen ausstellen könnten. Es gibt allerdings einige wenige Reyche mit Gemeinnützigkeit.

ONETZ: Gehören nicht auch Frauen ins Schlaraffenland?

Ritter Für-Witz, das Sprachrohr, alias Dieter Dörner: Jein. Schlaraffia ist ein Männerbund. Doch sollen die Frauen wissen, in welchem Kreis ihre Männer verkehren und welches Spiel diese spielen. So finden jede Winterung - wir treffen uns wöchentlich von Oktober bis April - zwei Veranstaltungen mit Burgfrauen und Burgwonnen statt. Bei uns am Eysenhammer ist es die Weihnachtsfeyer und meist die Frühlingssippung. Jedes Jahr machen wir einen dreitägigen Ausritt mit Burgfrauen zu Freundesreychen, dieses Jahr
nach Wien, wobei die Burgfrauen in das schlaraffische Geschehen mit eingebunden sind. Schließlich gibt es mehrere Veranstaltungen im Sommerhalbjahr und auch freundschaftliche Treffen außerhalb der Sippungen bei Wanderungen, Stammtischen und so weiter.

Amberg03.01.2020
 
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