Amberg
29.11.2023 - 10:10 Uhr

Helmut A. Binser mit Auftritt in der Kulturscheune Elbart

Helmut A. Binser ist schon fast Stammgast in der Kulturscheune Elbart. Auch diesmal überzeugte er mit seinem Aufritt. Ganze dreieinhalb Stunden stand er dabei auf der Bühne.

Bereits zum vierten Mal begrüßte Günther Preuß in der Kulturscheune Elbart den Musikkabarettisten Helmut A. Binser als „den Shooting-Star der Kabarett-Szene aus dem Bayerischen Wald“ zur Vorpremiere seines neuen Programms „Ha?“ und fügte schmunzelnd hinzu: „Frech, spitzbübisch und provokant schildert Binser seine Alltagsbeobachtungen, bedient sich kurioser Bühnenfiguren, wettert gegen autoritäre Strukturen“. Dann kam Helmut A. Binser selbst auf die Bühne und rief sein „Servus“ in den Raum. Mit viel Applaus wurde er vom Publikum willkommen geheißen. Und los ging es mit dem Programm, das erst nach dreieinhalb Stunden, unterbrochen durch zwei Pausen, gegen 23.30 Uhr zu Ende ging.

„Heute ist der erste Abend vom neuen Programm. Ich weiß nicht, wie ihr drauf reagiert. Ich mache es nicht so wie andere Kabarettisten, die sich beim ersten Auftritt irgendwo verstecken für ihre Vorpremiere, weit draußen. Ich fahre ins Zentrum der Kultur nach Elbart.“ Mit diesem Kommentar hatte der Musik-Kabarettist schon die Herzen der Zuschauer gewonnen. Gleich zu Beginn brachte er seine ersten Kabarettfiguren ins Spiel.

Als Kind sei er schon in einer kriminellen Vereinigung gewesen. In der Schule habe man „Bande“ dazu gesagt. Sie seien zu dritt gewesen und wurden von den Lehrern „Malefiztracken“ genannt. Die Mitglieder: Toni, der Präsident, Engelbert der Stonehenge, so genannt weil er schlechte Zähne hatte, stellvertretender Präsident. Er selbst sei der Stellvertreter vom Stellvertreter gewesen. Das hauptsächliche Interesse: Wasserbomben werfen aus dem dritten Stock der Schule.

Urkomische Geschichten

Die Menschen, von denen Helmut A. Binser erzählte, sind eine „Melange“, wie er es ausdrückte, aus unterschiedlichen Personen und beobachteten Alltagssituationen, meist aus seinem beschaulichen Lebensumfeld, dem Heimatort Runding. Seine locker vorgetragenen Geschichten sprudelten ohne Unterbrechung aus seinem Mund. Sie wirkten urkomisch. Kein Moment war langweilig, das Lachen der Zuhörer hörte nie auf. Manchmal musste selbst Binser in sich hineinschmunzeln.

Da wird ein Stammtischfreund vom Nachbarn beim Garagenbau um 4600 Euro betrogen. Als dann auch dem Freund seine Frau verschwunden ist, stellt der fest, dass sie und der Nachbar sich mit dem Geld einen gemeinsamen Urlaub in New York finanzieren. Und dann überträgt Helmut A. Binser, diesmal selbst im Mittelpunkt des Geschehens, das Entfernen eines Zecken, der sich bei ihm zwischen den Beinen festgebissen hat, unbeabsichtigt mit dem Handy ins Internet, um einige Zeit später von einer Frau sehnsüchtig angeflirtet zu werden, die das alles im Netz mitverfolgt hat. Selbst begreift er das nicht als Flirt, eher als Belästigung. Er lässt die Frau daher einfach stehen, um hinterher seinem Freund zu gestehen: „So eine Frau wäre mein Typ. Mit ihr würde ich mir schon was vorstellen können.“

Sein Geschichtenerzählen wechselte immer wieder ab mit humorvollen Liedern, bei denen er sich mit Gitarre oder seiner Quetschn selbst begleitete. Sei es das Lied vom Beichtstuhl, wo auch der Pfarrer dem Beichtenden seine Verfehlungen bekennt, oder dem Dixiedriver-Blues. Natürlich durfte der Binser nicht ohne mehrere Zugaben von der Bühne abtreten. Und als Günther Preuß sich bedankte und ihn verabschiedete, überraschte Binser ihn damit, dass er jeden Satz in urkomisches Englisch übersetzte, bis die Formulierungen von Preuß so ungewöhnlich wurden, dass Binser wiederum alles nur mehr mit einem Wort zusammenfasste. Die Zuschauer bogen sich bei dieser spontanen Kabarettszene vor Lachen.

"Meine zwei Welten"

Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erzählte Binser, dass er die Natur und das dörfliche Leben liebe. Dennoch lebe er auch „sehr zurückgezogen“. Andererseits sei er den Menschen bei seinen Auftritten wiederum sehr nah. „Das sind meine zwei Welten“, charakterisiert er sich selbst. Mit einer eigenen Rockband und selbst geschriebenen Texten habe er zum ersten Mal auf dem Land eine Bühne betreten. „Ich hatte sehr viel Spaß an der Musik, aber nicht so sehr Spaß am Üben.“

Seine Jugend sei für ihn eine sehr intensive Zeit gewesen, die er in vollen Zügen genossen habe. „Ich will immer 100 Prozent auf der Bühne geben und das geht jetzt in meinem Alter mit dem Kabarett besser.“, spricht er todernst aus. In der Kulturbühne Robinson in Runding sei er auch einige Zeit als Kassierer tätig gewesen. Da habe er Gerhard Polt, Biermösel Blosn und Günther Grünwald erlebt und viel Kabarett angeschaut. Und den Tourbus von Da Huwa, da Meier und I habe er auch noch eine Zeitlang gefahren. „Das alles war für mich ein guter Einblick hinter die Kulissen. Es gefiel mir und ich wollte das auch machen.“ Dann habe er sich 2009 selbst ausprobiert. Er wollte etwas Lustiges machen und es hat gleich funktioniert. Und weiter auf seinem Weg erzählt er: „Früher war im Programm mehr Musik, aber dann entwickelte ich das Typen-Kabarett, aber immer mit Musik. Die Musikstücke im Programm sind für mich meine persönlichen Highlights.“

Bei der Frage nach dem neuen Programm „Ha?“ beschrieb er, was ihn da alles beschäftigte: „Auf den heutigen Abend habe ich mich neun Monate vorbereitet. Und das ist ein Prozess. Du spielst den ersten Abend, schaust wo du stehst. Bis das Programm sitzt, tausche ich vielleicht 30 Prozent wieder aus. Das hört nie auf, ich spiele das Programm zwei Jahre und verändere es noch am letzten Abend. Ich mag es nicht, immer gleich zu spielen, dann ist es unbeweglich.“ Und abschließend kam von ihm anerkennend: „Die Kulturscheune ist meine Startbühne. Fang ich was Neues an, dann fang ich hier an. Dann erst geht die Tour los. Die Menschen gestehen mir hier den Fehler, die Ungereimtheiten zu. Deshalb bin ich lieber da, wo ich ungefähr weiß, was mich erwartet.“

 
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