Amberg
11.07.2022 - 09:38 Uhr

Seltenes Tuchscherer-Wappen im Stadtarchiv Amberg aufgetaucht

Dieses Tuchscherer-Wappen ist bei Inventarisierungsarbeiten im Stadtarchiv Amberg aufgetaucht. Bild: Thomas Graml, Stadt Amberg/exb
Dieses Tuchscherer-Wappen ist bei Inventarisierungsarbeiten im Stadtarchiv Amberg aufgetaucht.

Im Amberger Stadtarchiv ist kürzlich eine ungewöhnliche Federzeichnung ans Licht gekommen. Wie sich bei den Nachforschungen herausstellte, handelt es sich laut einer Pressemitteilung der Stadt um ein Wappen der Tuchscherer, das ihnen angeblich sogar Kaiser Barbarossa verliehen haben soll. „Fest steht, dass ein Wappen dazugehörte, als man Mitte des 18 Jahrhunderts in Bayern eine kaiserliche Zunftordnung erwirkte. Dessen Gestaltung wurde dann auch in Amberg ventiliert“, sagte der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Andreas Erb, als er Oberbürgermeister Michael Cerny den Fund präsentierte, der bei der Inventarisierung aufgetaucht war.

Cernys erster Kommentar, als er das Wappen in Augenschein nahm: „Ein wenig bedrohlich wirkt es schon.“ Der Greif, der den Wappenschild dominiert, trägt nicht nur das Jagd- und Baugerät als Doppelhaken, sondern in seiner rechten Klaue auch eine gezündete Granate. Erb: „Nicht nur der Heraldiker fragt sich, wie es zu einer derart explosiven Selbstdarstellung einer Handwerkszunft kommen konnte.“ Andererseits habe das Gewerbe durchaus Konfliktstoff geboten, berichtete Erb. Die Aufgabe der Tuchscherer habe darin bestanden, mit großen Bügelscheren überstehende Wollfaserreste abzuschneiden und dem Stoff so zu einer glatten Oberfläche zu verhelfen. Diese textilveredelnde Tätigkeit erforderte Kooperation mit anderen Zünften des Textilgewerbes, mündete aber häufig auch in Abgrenzungskonflikten. Wer hier bestehen wollte, musste darum im doppelten Sinne des Wortes gewappnet sein.

Ob die wesentlich größer gezeichnete Granate ein probates Mittel des Konfliktaustrags war, dürfte freilich auch innerhalb der Tuchscherer-Zunft bezweifelt worden sein. Wie Erb dem Oberbürgermeister weiter schilderte, bezeugen zahlreiche im Stadtarchiv Amberg überlieferte Gerichtsprozesse im Bereich des Textilgewerbes, dass man sich in deren Reihen dann doch eher auf legale Mittel besann.

 
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