Testphase, temporär und Begrünung: Das sind die Stichwörter, die im Antrag von Die Liste Amberg (DLA) and die Stadt ausschlaggebend sind. DLA-Stadtrat Martin Frey beruft sich hierbei auch auf Aussagen von Oberbürgermeister Michael Cerny, Freischankflächen nach Prüfung erweitern zu wollen und attraktive Plätze zum Verweilen zu gestalten - für das gewisse Urlaubsfeeling.
Während die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln auf dem Marktplatz bereits wirkungsvoll umgesetzt wurden, sehen die DLA-Mitglieder am Malteserplatz dringenden Nachholbedarf gerade in Bezug auf die dort ansässige Gastronomie. Dort wünschen sie sich "die "kurzfristige, testweise Umwidmung des Übergangs der Georgenstraße zum Malteserplatz in eine Fußgängerzone mit erweiterter Außengastronomie-Fläche".
Soll heißen: etwa 8 von 80 möglichen Parkplätzen sollen wegfallen plus Verkehrsberuhigung, die nur Anliegern und Lieferverkehr freie Durchfahrt ermöglicht. Die Umleitung über die Seminargasse sei machbar, so die Liste Amberg. Eine temporäre visuelle Aufwertung würden große Pflanzkübel und Sitzgelegenheiten bieten. Tatsächlich gibt es derzeit nur eine öffentliche Holzbank vor Ort.
Eine Umfrage von Oberpfalz-Medien bei den betroffen Gewerbebetreibern und Anwohnern ergab jedoch ein negatives Feedback. Der ansässige Waffenshop-Inhaber meint, dass alles passe und es keinen Grund gebe, etwas zu verändern. Sandra Völkl von der Metzgerei Engelhard befürchtet Umsatzeinbußen. Der Frisörmeisterin Katharina Schmidt gefällt zwar die Idee von Begrünung und weniger Verkehr, jedoch hofft sie, dass ein Großteil der Parkplätze dauerhaft erhalten bleibe. Anwohnern stößt es zwar bitter auf, dass sie mit einem längeren Fußweg konfrontiert würden, um ihr Fahrzeug abzustellen, aber Verschönerung durch Blumen und Möblierung würden sie begrüßen. Genannt wurde unter anderem die Idee, eine Tanne als Weihnachtsbaum zu pflanzen - anstatt jährlich einen Baum nur für diesen Zweck fällen zu lassen.
Stimmen zum DLA-Vorschlag
Imbiss-Inhaber Ilker Bolat räumt ein, dass ihm die Idee der Liste Amberg für den Malteserplatz eigentlich gut gefällt. Doch während der Coronakrise sei der Test nicht geeignet. „Unsere Kunden kommen vermehrt mit dem Auto und holen ihr Essen direkt ab, um dann weiterzufahren.“ Bolat fügt noch an, dass das Mittagsangebot im Imbiss unter den fehlenden Studenten und Schülern leide.
„Als Frau muss man hier nachts schon arg aufpassen“, sagt Studio-Inhaberin Julia Juvana. „Wenn jetzt weniger Verkehr herrscht, habe ich tatsächlich noch mehr Angst davor, von Kleinstadtkriminellen und Betrunkenen angepöbelt oder gar angegriffen zu werden.“ Abgesehen davon freuten sich ihre Kunden immer, „wenn sie einen Parkplatz vor der Tür gefunden haben“.
„Es ist schon widersprüchlich, uns helfen zu wollen, aber gleichzeitig die Straße zu sperren“, findet Gastronom Ismail Ayten. Da die meisten seiner Kunden den Abhol-Service nutzten, befürchtet er, „dass noch weniger ihren Weg zu uns finden, wenn sie nicht direkt zu uns fahren können“. Pflanzen finde er gut, eine Reduzierung der Geschwindigkeit auch, „aber keine Sperrung“.
Martin Frey versteht nach eigener Aussage die Bedenken, möchte aber dennoch den am Malteserplatz Ansässigen die Angst vor Veränderungen nehmen. "Auch die Schiffgasse entpuppte sich nach Verkehrsberuhigung als ein Ort, der zum Verweilen einlädt." Die Idee einer Testphase böte die Möglichkeit, hinterher die Vor- und Nachteile abwägen zu können. Außerdem solle nichts ohne Rücksprache mit Gewerbetreibenden beschlossen werden. Frey setzt vielmehr auf offene Kommunikation: "Wenn etwas greifbar geworden ist, lassen sich auch die Vorteile erkennen."
SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Birgit Fruth sieht auf Nachfrage trotz aller Zweifel der Anlieger am Malteserplatz im DLA-Antrag ein großes Potenzial und hofft nach eigener Aussage "auf eine demokratische Zusammenarbeit in Fairness für alle Beteiligten".
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