Amberg
29.03.2023 - 15:03 Uhr

Was Influencer für nachhaltige Produkte tun können

Im letzten Vortrag der Erlanger Universitätstage zum Thema Nachhaltigkeit ging es am Dienstag um uns alle. Wie bringt man eigentlich uns Verbraucher dazu, nachhaltig zu kaufen?

Der Begriff "Nachhaltigkeit" hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr in unser Leben "gedrängt". Vom Shampoo bis zum Auto – wenigstens ein bisschen von der so beliebten Nachhaltigkeit lässt sich den Konsumenten unterjubeln. "Es gibt heute kein Unternehmen, das die Nachhaltigkeitsfahne nicht heraus hängt", sagt dazu Professor Kai-Ingo Voigt, der am Dienstagabend gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Lauren Mackintosh den letzten der Erlanger Universitätstage gestaltete. Die sich übrigens auch dem Thema "Nachhaltigkeit" gewidmet haben. Thema diesmal: Nachhaltige Innovationen und Konsumentenverhalten.

Warum die Unternehmen auf den Begriff "Nachhaltigkeit" setzen, versteht sich laut Voigt, FAU-Lehrstuhlinhaber für Industrielles Management, aus der Tatsache, dass diese für ihr Wachstum ständig auf Innovationen, auf neue Produkte angewiesen sind. Und weil die Nachhaltigkeit gerade so "en vogue" ist, produzieren sie halt in diese Richtung. Was als Nebeneffekt meist gut für die Menschen, für die Natur und sogar die Ökonomie ist.

Nachhaltige Produkte existieren

Es existieren heute schon ökologisch gedachte Prozesse und Produkte: Die Firma Bio Beans zum Beispiel, die aus dem gebrauchten Kaffeesatz Kraft- und Brennstoffe destilliert. Oder das Fairphone, ein nachhaltig produziertes Mobiltelefon. "Nachhaltig ist möglich, aber noch etwas teuer", gibt Professor Voigt zu. Er selbst forscht an seinem Institut gemeinsam mit Adidas als Kunde und anderen gerade daran, Schuhe und Klamotten des Herzogenauracher Sportartiklers nicht mehr aus Plastik sondern aus sogenannten Biopolymeren herzustellen. Die beispielsweise aus Pilzen oder Algen gewonnen werden sollen.

Die Adidas-Leute sind laut Voigt durchaus zuversichtlich, dass sie das technisch und ökologisch in den Griff bekommen. Und dass auch ausreichend der dafür benötigten Rohstoffe vorhanden sein werden. Man muss das Ganze halt am Ende auch verkaufen können. Hier setzt der Lehrstuhl für Industrielles Management an, der untersucht hat, wie die Konsumenten mit dem Begriff Nachhaltigkeit umgehen und wie man sie dazu bringen kann, im Regal gezielt nach den nachhaltigen Produkten zu greifen.

Influencer sind wichtig

Eigentlich ist es ja ganz einfach: Man braucht nur genügend Influencer, die das Öko-Zeugs an die Spitze der Hip-Liste katapultieren – dann kaufen wir alle wie blöd. Im Prinzip funktioniert es also genau so wie das aktuelle Programm des Kabarettisten Helmut Schleich es von uns fordert: "Kauf, Du Sau." Ja gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht, wie Kai-Ingo Voigts Mitarbeiterin Lauren Machintosh deutlich machte. Vor allem: Es erfordert eine umfassende Befundung, wie und wo man da ansetzen muss.

Heute macht man das nicht mehr mit Telefonumfragen oder Fragebogen. Laura Mackintosh und ihre Mitstreiter haben vielmehr eine Künstliche Intelligenz durch die Sozialen Medien gejagt mit der Aufgabe, den Nachhaltigkeitsbegriff, wie er im Bezug auf Kleidung auf Instagram, Twitter oder Tiktok verwendet wird, einmal von allen Seiten zu beleuchten.

Auf die Influencer kommt es an

Dabei hat sich eben herausgestellt, dass der durchschnittliche Mainstream-Kunde, also 60 Prozent der Nutzer von Socials, dazu gebracht werden muss, nachhaltig zu denken und damit zu kaufen. Elf Prozent der User von Insta oder Tiktok funktionieren ohnehin schon nachhaltig – die hat man gleich. 22 Prozent dort sind sogenannte Individualisten. Die kann man eigentlich nur dort packen. Bleiben noch sieben Prozent der Community übrig – die entscheidenden sieben Prozent.

Denn das sind die Trendsetter, die Influencer, die dem Zielpublikum auf Instagram oder Tiktok – das sich im Alter zwischen 15 und 30 Jahren befindet – erklärt, was es am besten kauft, um nachhaltig hip und im absoluten Trend zu laufen. "Den Markt gibt es noch nicht, das Produkt gibt es noch nicht – aber so geht Markt los", sagt dazu Professor Voigt. Immer mit dem Vorbehalt, dass es am Ende dann auch gar nicht klappen kann mit den Schuhen und Klamotten aus Algen.

 
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