Im Juni 2014 hatten die Stadt Amberg und der Landkreis Amberg-Sulzbach ein Inklusionsbündnis gegründet, um die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Menschen mit Behinderung von Anfang an gemeinsam mit Nichtbehinderten in allen Lebensbereichen selbstbestimmt leben können. Ziel dabei sei, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben nicht mehr an vorhandene Strukturen anpassen müssen. "Vielmehr ist die Gesellschaft aufgerufen, Strukturen zu schaffen, die es jedem Menschen ermöglichen, von Anfang an ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein“, heißt es dazu auf der Website des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.
Dass man in den vergangenen knapp zehn Jahren auf diesem Weg ein ganzes Stück vorangekommen ist, andererseits aber auch noch viel zu tun bleibt, wurde bei der Vollversammlung des Integrationsbündnisses deutlich. „Wir alle merken, wie schwer es ist, Änderungen herbeizuführen, Fortschritte zu machen“, merkte Oberbürgermeister Michael Cerny an. Gleichzeitig hoffte er darauf, dass das Thema Barrierefreiheit schon bald zu den „Highländern“ gezählt werden könne, die künftigen Planungen und Vorhaben selbstverständlich mitgedacht würden.
Rampe und Plattformlift
Tobias Berz, Geschäftsführer des Bündnisses, ging auf die Arbeit im Inklusionsbeirat ein und berichtete von Maßnahmen, die umgesetzt wurden oder demnächst begonnen werden. Dazu gehörten unter anderem die Rampe im Casino und der Plattformlift im Stadttheater. Der barrierefreie Ausbau der Toiletten werde als weitere Maßnahme in Angriff genommen. Auch das Amberger Rathaus erhalte eine Rampe zu den bislang schwer erreichbaren Sälen, zusätzlich werde die Toilettenanlage neu und barrierefrei ausgebaut.
Die Beratung der „Drei Höfe“, der barrierefreie Zugang zum Café Ammersricht, das Thema Parkplätze im privaten und öffentlichen Bereich, die intensive Zusammenarbeit mit dem Baureferat bei der künftigen Planung von Straßenquerungsstellen und nicht zuletzt die barrierefreie Gestaltung des städtischen Bürgerbüros zeigten ebenfalls, dass die Bestrebungen des Bündnisses Früchte tragen. Angelika Schütz, Inklusionsbeauftragte der Stadt Hirschau und Mitglied der Planungsgruppe, sprach den Infoordner an, den sie zum Thema Inklusion zusammengestellt an die Inklusionsverantwortlichen in allen 27 Landkreisgemeinden verteilt hat.
Außerdem berichtete die Inklusionsbeauftragte der Gemeinde Freudenberg, Stefanie Gebert, von dem von ihr initiierten Schulprojekt, bei dem Schüler neben Erfahrungsberichten von Menschen mit Handicap vor allem auch einen praxisnahen und spielerischen Einblick bekommen, welche Schwierigkeiten diese im Alltag zu bewältigen haben. Angeschafft wurde ein spezieller Inklusionskoffer mit Gegenständen, die diese Einschränkungen simulieren.
Beispielhaftes Engagement
Der zwischenzeitlich dritte Inklusionspreis wurde an die Ministranten-Gruppen Gebenbach und Herz Jesu Rosenberg, die Firma Lüdecke und das Bootshaus Amberg sowie die Albert-Schweitzer-Grundschule Amberg, die Grundschule Fensterbach und die Rupert-Egenberger-Schule mit ihrem Partnerklassenkonzept verliehen. Sie alle bekamen dafür eine Urkunde sowie einen Teil des von der Sparkasse Amberg-Sulzbach zur Verfügung gestellten Preisgeldes in Höhe von insgesamt 3000 Euro. Landrat Richard Reisinger, Oberbürgermeister Michael Cerny und Lebenshilfe-Vorsitzender Eduard Freisinger würdigten dieses beispielhafte Engagement.
Wie Reisinger ausführte, sei es beiden Ministranten-Gruppen gelungen, Menschen mit Behinderungen vorbildlich in ihre jeweilige Gruppe und die vielfältige Gruppenarbeit zu integrieren, wodurch diese zu einem wertvollen Mitglied in der Gemeinschaft der Ministranten geworden seien. Oberbürgermeister Michael Cerny würdigte die Familie Herdegen-Bogner sowie deren Unternehmen Bootshaus und Lüdecke. Die Firma Lüdecke arbeite bereits seit den 1970er-Jahren mit der Lebenshilfe und setze das Thema Inklusion sowohl im Auftrags- als auch im Beschäftigungsbereich um. Beim Bootshaus sei diese gute Tradition übernommen worden, indem man in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten „trotz der hohen Komplexität Inklusion und Barrierefreiheit immer mitgedacht hat“ und mittlerweile auch Menschen mit Behinderungen beschäftigt.
Unter dem Motto „Alles ganz normal“ zeichnete der Vorsitzende der Lebenshilfe, Eduard Freisinger, die Geschichte der Partnerklassen nach, die sich seit 2007 aus der anfänglichen Kooperation der Albert-Schweitzer-Schule mit der Rupert-Egenberger-Schule entwickelt hat. Inzwischen finde zwischen den Partnerklassen der Jahrgangsstufen 1/2 und 3/4 nicht nur dort, sondern auch in der Grundschule Fensterbach ein regelmäßiger Austausch statt, der „zu einer vertraulichen Zusammenarbeit, einem positiven Lernklima und Eigenständigkeit geführt hat“. Davon profitierten alle Beteiligten, einschließlich der Lehrkräfte. Grund zur Freude hatte auch der Freizeitclub der Lebenshilfe mit seinen Basketballern, an die Lüdecke und Bootshaus GmbH ihr Preisgeld weiterreichten.
Die drei Preisträger des Inklusionspreises
- Ministranten-Gruppen Gebenbach und Herz Jesu Rosenberg
- Familie Herdegen-Bogner mit ihren Firmen Lüdecke und Bootshaus
- Albert-Schweitzer-Grundschule Amberg, Grundschule Fensterbach und Rupert-Egenberger-Schule mit ihrem Partnerklassenkonzept













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