Amberg
22.04.2022 - 10:35 Uhr

Intensivmediziner fordert Umdenken bei Behandlung von Patienten

Professor Dr. Thomas Bein (links) und Christian Irlbacher von der Katholischen Erwachsenenbildung plädierten für eine humanere Medizin. Bild: mma
Professor Dr. Thomas Bein (links) und Christian Irlbacher von der Katholischen Erwachsenenbildung plädierten für eine humanere Medizin.

"Ins Mark getroffen" hat Professor Dr. Thomas Bein mit seinem gleichnamigen Buch, aus dem er in seiner Rolle „vom Intensivmediziner zum ausgelieferten Patienten“ in der gut besuchten Stadtbibliothek in Amberg referierte. Eingeladen hatte Christian Irlbacher im Namen der Katholischen Erwachsenenbildung und des Evangelischen Bildungswerks. Gekommen waren viele Interessenten aus dem Umfeld des Hospizvereins und aus Pflegeberufen.

„Auf der Höhe seiner Schaffenskraft“ war Professor Bein, Anästhesist an der Uniklinik Regensburg, Vorsitzender des Ethik-Komites und Lehrbeauftragter an der Universität, durch die Diagnose Knochenmarkkrebs zu einem „Perspektivenwechsel“ gezwungen worden. Daraus ergaben sich für ihn „viele Irritationen“. Seine genauen Beobachtungen führten zu einer anderen, neuen Einstellung bezüglich des Verhältnisses von Patient und Behandelnden.

Im „Salon der Hoffenden“ erlebte er eine fast schon industrielle Medizin, die sich primär um die „leidenden freigelegten Körper“ kümmere und weniger um deren Seelen. Zwar sei er der High-Tech-Medizin zu großem Dank verpflichtet, da er ohne sie nicht mehr leben würde, doch fordere er „deutlich mehr Empathie“. Die richtige Dosis beziehungsweise eine gute Mischung sei gefordert, was er an den Krankenschwestern „Maria eins“ (kompetent, aber kühl) und „Maria zwei“ (empathisch, aber ungeschickt) erklärte.

Von Ärzten und Pflegepersonal wünsche er sich als gute Grundhaltung „Achtsamkeit, genaues Hinhören, Objektivität, Selbststärke und Kompetenz“. Die Ausbildung von Medizinern und helfenden Berufen müsse unbedingt mehr Empathie-und Sprachkompetenz vermitteln. Auch sollte der Faktor „Zeit mit Patienten“ besser bezahlt werden. Die vorhandenen „Brüche im System“ sollten durch kaufmännische Faktoren nicht noch weiter vergrößert werden.

In der anschließenden Diskussion kamen die Teilnehmer auch auf die Therapiewirkung von Tieren zu sprechen. Erwähnt wurde Kater Oskar, der in einem Altersheim die Sterbenden erkannte und sie bis zu deren Ableben begleitete.

 
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