Amberg
30.07.2021 - 15:47 Uhr

Kabarettist Josef Brustmann zwischen Partykugel und Kirchenglocken

„Stell' dir vor, es ist wieder Sommerfestival in Amberg und keiner geht hin." Jedenfalls war der Andrang geringer als vor Corona. Dabei stand mit Josef Brustmann ein preisgekrönter Kabarettist auf der Bühne im Innenhof der Stadtbibliothek.

„Mein Lebenslauf wird immer länger, mein Leben immer kürzer“, schreibt Kabarettist Josef Brustmann in seiner Vita. Bild: Stephan Huber
„Mein Lebenslauf wird immer länger, mein Leben immer kürzer“, schreibt Kabarettist Josef Brustmann in seiner Vita.

Josef Brustmann gastierte am Donnerstagabend im Innenhof der Stadtbibliothek Amberg. Im Gepäck hatte der charmante, oberbayerische Sympathieträger sein neues Programm „Das Leben ist kurz – kauf die roten Schuh’“. Und mit eben solchen roten Schuhen, in Jeans und legerem Shirt, betrat er die Bühne, die mit diversen Musikinstrumenten ausstaffiert war: Gitarre, Zither, Akkordeon, Glocken.

Der Titel verrät es: Er denkt nach, resümiert, reflektiert. Über die Welt, die Politik, sich selbst. Geboren wurde er am 28. Dezember 1954, am Tag der unschuldigen Kinder, in Teisendorf als achtes von neun Kindern seiner Eltern: „Es war ein Glückstag für mich und auch fürs ganze Land.“ Mit Gesang und Musik bewältigte er die turbulente Kindheit, studierte an der Hochschule für Musik, gründete eine Familie und unterrichtete zehn Jahre lang Musik an einem Münchener Gymnasium. Sein musikalischer Können nahm er mit in sein neues Kabarett-Leben. Erste erfolgreiche Gehversuche machte er als Mitglied der Musikkabarettgruppen Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn und Monaco Bagage. Seit 2004 steht er als Solist immer wieder auf den Kleinkunstbühnen des Landes.

Während er so durch sein Leben blätterte, griff er zu diversen Instrumenten, sang und jodelte Lieder vorwiegend ohne – aber auch mit – Happyend und kalauerte durch Bauernweisheiten der besonderen Art: „Steht im Februar noch das Korn, ist es wohl vergessen worn“. Dazu lieferte er die perfekte Musikkulisse im Heimatsound oder auch mit Raffinesse im Stil von AC/DC oder Simon & Garfunkel. Dann griff er zum Manuskript und las seine Weltuntergangskatastrophenvisionen vor. Das Resümee des frei erfundenen obskuren Szenarios: Er überlebt, „weil in Wolfratshausen immer erst alles 20 Jahre später passiert“.

Nach der Pause wurden hingebungsvoll die 52 Zithersaiten gestimmt, dann wurde das „Glockenspiel vom Marienplatz in München mittels unterschiedlicher Kuhschellen und der Hilfe von Karla aus dem Publikum nebst Amberger Chorgesang ausgiebig nachempfunden. Triumphaler Schluss war die Zugabe-Schleudernummer mit dem reisetauglichen Eigenbau-Alphorn. Josef Brustmann lieferte ein schillerndes Panoptikum zwischen Partykugel und Kirchenglocken, Politik und Alltag, Ernst und Heiterkeit. Das Amberger Publikum klatschte begeistert Beifall dazu.

 
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