Das Jahresgespräch mit der Amberger Zeitung ist für OB Michael Cerny auch Gelegenheit, jenseits des üblichen Protokolls zu sprechen. Beispielsweise über die Zukunft, die er sich für die Leopoldkaserne vorstellt. Vom Nato-Stützpunkt bis hin zum Ausbildungszentrum des Zolls lieferten sich die vom Wahlkampf befeuerten Abgeordneten in der Vergangenheit ja ein wahres Feuerwerk der Ideen.
Was fix ist, das ist ein leerstehendes Ensemble am Rand der Stadt, das zwar einige Entwicklungsflächen bietet, das aber zum Teil auch unter Denkmalschutz steht. Die Leopoldkaserne ist ein Jugendstiljuwel, von denen es in Bayern nur sehr wenige gibt. Das weiß auch der Oberbürgermeister, der sich natürlich ernsthafte Gedanken darüber macht, was dort entstehen soll, wenn die Stadt das Areal kaufen kann - und auch will. "Derzeit ist ein Gutachten gemeinsam mit der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) beauftragt", sagt Michael Cerny zum aktuellen Stand. Die dem Finanzministerium unterstellte BImA sei nach dem Abzug der letzten Soldaten und der Aufgabe der Kaserne durch die Bundeswehr der "Eigentümer".
Viel Potenzial drin
Dass es die Stadt kauft, falls der Preis einigermaßen erschwinglich ist, ist laut Cerny einer der möglichen Wege - aber nicht der einzige. "Das Ganze hat schon Potenzial", zeigt sich der OB optimistisch. Eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten schwebt ihm als eine von drei Varianten vor. Das Kasernengebäude könnte denkmalgerecht umgenutzt werden, darüber hinaus biete das weitläufige Gelände viele freie Flächen für Wohnen und Gewerbe. Entscheidender, aber nicht unlösbarer Nachteil sei die schwierige Erschließung. Variante zwei ist nach wie vor der Zoll. Auch wenn die erste Vergaberunde für ein neues Ausbildungszentrum im Großraum Nürnberg erst einmal zuungunsten von Amberg nach Leipzig gegangen ist, zeigt sich Cerny überzeugt davon, dass die Leopoldkaserne angesichts der enormen Nachwuchsprobleme beim Zoll doch noch zum Zuge kommen könnte. Die Aufgaben würden wachsen, die Altersstruktur sei besorgniserregend. "Die müssen einfach zusätzliche Kapazitäten für die Ausbildung schaffen", sagt Cerny und zählt sofort die Vorteile einer solchen Lösung auf.
Platz gibt es reichlich
So gehöre das Gelände aktuell bereits dem Bund. Es sei reichlich Platz da, um die angehenden Zollbeamten unterzubringen, es gebe Parkplätze und sogar eine eigene Schießbahn. Und das Denkmal könnte so auch am besten erhalten werden. "Ich habe da auch schon an den Bundesfinanzminister geschrieben, aber bisher noch keine Antwort", sagt Cerny.
Bliebe Variante drei: die Bundeswehr. "Wenn die wieder ihr Personal aufstockt, braucht sie Kasernen", so der Schluss von Michael Cerny. Amberg verfüge über eine solche, die zusätzlichen Soldaten könnten praktisch sofort einziehen. "Man könnte ein bereits vorhandenes Gebäude nutzen." Fix ist nix, doch die bevorzugte Variante für den OB wäre die Lösung mit dem Zoll. 300 Azubis und 50 Ausbilder würden seiner Rechnung nach den Aderlass durch den Abzug der Bundeswehr wettmachen.
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