Klassik mit literarischem Akzent: Eliot Quartett kommt zum ersten Mal nach Amberg

Amberg
15.05.2022 - 16:16 Uhr

Der Name steht für kammermusikalische Sternstunden. Aber wie ist ein Literaturnobelpreisträger als quasi fünfter Mann mit ins Spiel gekommen? Violinist Alexander Sachs erzählt von einer kreativen Verbindung.

Alexander Sachs (von links), Maryana Osipova, Dmitry Hahalin und Michael Preuss (von links) sorgen seit 2014 als "Eliot Quartett" für Furore im Klassikbetrieb.

Als professionelles Quartett die Musikwelt zu erobern, diesen Traum teilten Maryana Osipova, Alexander Sachs, Dmitry Hahalin und Michael Preuss als sie 2014 an der Frankfurter Hochschule für Musik, Theater und Tanz zusammenfanden. Die Idee, sich nach dem amerikanischen Literaturnobelpreisträger T.S. Eliot zu benennen, steuerte ein anderer Schriftsteller bei, erklärt Sachs: Maryana Osipovas Vater Maxim Ossipow, der um Eliots kreative Verbindung zu Beethovens späten Streichquartetten wusste, die im poetischen Werk „Four Quartets“ nachhallt. Das schien passend.

Nachdem der Namenspatron gefunden war, machte sich das Quartett mit der Zeit auch kundig in Sachen Eliots literarischem Nachlass. Ganz so geläufig wie beispielsweise Beethovens Noten sind die diesbezüglichen Kenntnisse aber nicht: „Experten sind wir keine“, bekennt der Violinist. Als schöne Referenz an die musikalisch-literarische Verbindung haben die Musiker eines dieser späten Quartette auf das Amberger Programm gesetzt. Das Publikum kann sich also selbst ein bisschen auf Eliots Spuren begeben, während es dieser Musik lauscht.

Inspirierende "Kreutzersonate"

Der Faden wird noch weitergesponnen mit Leoš Janáčeks „Kreutzersonate“, die von Lew Tolstois gleichnamiger Erzählung inspiriert wurde, in der wiederum Beethovens berühmte „Kreutzersonate“ eine zentrale Rolle spielt. Mozarts letztes, als „drittes preußisches“ bezeichnetes Quartett kommt dann aber ganz ohne solche Bezüge aus – es sollte seinerzeit nur Eindruck machen beim begeisterten Hobby-Cellisten Friedrich Wilhelm II.

Und es wird, wie alle ausgewählten Werke, auch beim Oberpfälzer Publikum Eindruck machen, schließlich ist das Eliot Quartett nicht umsonst gerühmt und ausgezeichnet für seine virtuose Kunst. Ein Schlüssel dazu liegt in der russisch-kanadisch-deutschen Mischung. Man versuche, einen eigenen Weg zu finden, aus der Verschiedenheit etwas Neues, Besonderes entstehen zu lassen, merkt Sachs dazu an. Die Internationalität empfindet er darüber hinaus als Bereicherung für den Klang. Wichtig ist ihm aber auch, dass jeder etwas zu sagen hat, nicht nur die Erste Geige - kammermusikalische Basisdemokratie sozusagen. Nachdem man die Bewährungsprobe Pandemie nicht zuletzt dank Projekt-Stipendien und staatlicher Hilfen gut überstanden hat, stellt sich das Eliot Quartett nun aktiv und engagiert den neuen Herausforderungen der Zeit – mit Benefizkonzerten zugunsten der Ukraine. „Wir finden, Kunst kann die Gesellschaft spiegeln und einen Idealwert zeigen“, sagt der Violinist. Das Gefühl zu haben, etwas tun zu können, sei wichtig: „Wir wollten damit ein Zeichen setzen. Es ist das einzige, was wir machen können.“

Nähe zum Publikum

Der Konzertabend im Stadttheater wird für die Vier eine Premiere werden. Bislang war ihnen Amberg nur vom Durchfahren mit dem Zug geläufig, etwa auf dem Weg ins Konzerthaus Blaibach. Es spielt übrigens keine Rolle, ob sie vor Kennern oder Klassik-Novizen konzertieren: Das Eliot Quartett sitzt nie im Elfenbeinturm, sondern sucht im Gegenteil immer die Nähe zum Publikum. Alle sind willkommen, jede und jeder soll etwas empfinden und berührt werden, so Sachs, egal in welcher Richtung. Und ein bisschen Überraschung darf ruhig auch sein.

  • Das Konzert findet am Samstag, 21. Mai 2022, um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg statt. Auf dem Programm stehen Werke von Janáček, Mozart und Beethoven. Tickets gibt es bei der Tourist-Info Amberg (Telefon 09621/101233).
Hintergrund:

Das Eliot Quartett

  • Gründung: 2014
  • Mitglieder: Maryana Osipova (Violine), Alexander Sachs (Violine), Dmitry Hahalin (Viola) und Michael Preuss (Violoncello)
  • Auszeichnungen: unter anderem Preis des Deutschen Musikwettbewerbs mit drei Sonderpreisen sowie 1. Preis mit Sonderpreis für die beste Interpretation eines Szymanowski-Werkes bei der Karol Szymanowski Competition und 2. Preis Mozartwettbewerb Salzburg
 
 

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