Die Sperrstunde ist aufgehoben, Kneipen und Discos haben wieder geöffnet und bei warmem Frühlingswetter sitzen bereits die ersten im Biergarten: Während immer mehr Corona-Einschränkungen aufgehoben werden und draußen das volle Leben in den Alltag der Menschen zurückkehrt, ist die Pandemie in den Krankenhäusern nicht vorbei. Im Gegenteil: In den Kliniken in Amberg, Sulzbach-Rosenberg und Auerbach herrscht "Land unter". Laufend steigende Corona-Fallzahlen führen auch bei Pflegern und Ärzten zu einem hohen Krankenstand – und die Betten sind teils zu 100 Prozent ausgelastet.
Kein Grund für Alarmismus
Das St.-Anna-Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg "ist seit Wochen mit seiner Gesamtkapazität komplett ausgelastet, in Ausnahmefällen mussten Patienten kurzzeitig in einem Not- oder Gangbett liegen", erläutert Vorstand Roland Ganzmann auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Dies gelte genauso für die St.-Johannes-Klinik in Auerbach. Immerhin: Einen Aufnahmestopp von Patienten habe es noch nicht gegeben.
Ganzmann dazu: "Eine derartige Situation gilt es auch unbedingt zu vermeiden, da die anderen Kliniken der erweiterten Region derzeit überhaupt keine adäquaten Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung hätten und teilweise bereits jetzt größere Probleme als die beiden Landkreiskliniken haben."
Im Schwandorfer Krankenhaus St. Barbara hatten sich in den vergangenen Tagen vereinzelt Stationen bei der Integrierten Leitstelle Amberg, die die Rettungseinsätze koordiniert, abgemeldet – wegen Überfüllung.
In St. Anna ist es bislang laut Ganzmann gelungen, "Kapazitäten komplett vorzuhalten und personell zu besetzen". Dass ganze Normalstationen abgemeldet werden müssten, weil sie überfüllt sind, sei "ultima ratio". Dieser drastische Schritt "war bislang noch zu keinem Zeitpunkt notwendig". Obwohl die Situation ernst ist, besteht umgekehrt also auch kein Grund für Alarmismus. Die Zahlen sagen derzeit folgendes: Im Krankenhaus St. Anna sind derzeit 16 Covid-Patienten auf Normalstation, 4 auf der Intensivstation, im Krankenhaus St. Johannes sind derzeit 7 Covid-Patienten untergebracht.
Ein "Nadelöhr" sei jedoch die Intensivstation. Dort sei die Maximalbelegung von 100 Prozent in Pandemiezeiten immer wieder der Fall. "Temporäre Abmeldungen" für wenige Stunden oder höchstens bis zum Folgetag seien hier immer wieder möglich. Das heißt, in solchen zeitlich überschaubaren Momenten meldet sich die Intensivstation von St. Anna bei der Leitstelle ab – und steht kurzzeitig für die Neuaufnahme von Patienten nicht zur Verfügung. Der Rettungsdienst muss dann bei Notfällen in andere Kliniken ausweichen.
Pandemie noch nicht vorbei
Im Klinikum St. Marien in Amberg werden aktuell 30 Covid-Patienten behandelt, 4 davon intensiv-medizinisch. Sandra Dietl aus der Presseabteilung erklärt dazu: "Seit Pandemiebeginn ist die Situation in den Kliniken aktuell am schwierigsten." Das betreffe aber nicht nur die Kliniken in der Oberpfalz. Ein großes Problem würden die sehr hohen Personalausfälle darstellen, "die so gut es geht kompensiert werden müssen".
Dietl ist es außerdem wichtig, noch einmal zu betonen, dass bei Abmeldungen bei der Leitstelle nicht gleich das ganze Klinikum betroffen ist, sondern immer nur einzelne Bereiche. So wie in Schwandorf seien auch bereits in Amberg Bereiche kurzzeitig abgemeldet worden. Durch Absprachen im Haus und mit anderen Kliniken habe man aber bisher noch alles gut kompensieren können. Heißt: "Die Patientenversorgung ist zu keiner Zeit gefährdet."
In der Stellungnahme appelliert das Klinikum St. Marien an die Bevölkerung, die Pandemie weiterhin ernst zu nehmen. Sie sei noch nicht vorbei. "Die Anzahl der Covid-Intensivpatienten ist derzeit nicht mehr das Maß der Pandemie. Das Problem sind die Personalausfälle, die sich über sämtliche Bereiche der Krankenhäuser ziehen, bei gleichzeitig weiter steigenden Covid-Patienten-Zahlen auf Normalstationen", hält Sandra Dietl fest.
"Die Anzahl der Covid-Intensivpatienten ist derzeit nicht mehr das Maß der Pandemie. Das Problem sind die Personalausfälle, die sich über sämtliche Bereiche der Krankenhäuser ziehen, bei gleichzeitig weiter steigenden Covid-Patienten-Zahlen auf Normalstationen."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.