In nur fünf Stunden kamen am Sonntagnachmittag über 1000 Unterschriften zusammen: Michael Lichtenauer hatte den Parkplatz seines Kümmersbrucker Clever-fit-Studios kurzerhand in einen kontaktlosen Treffpunkt für alle verwandelt, die wie er mit den aktuellen Corona-Regeln nicht einverstanden sind und mit ihrem Namen dazu stehen. Konkret geht es dem dreifachen Familienvater darum, Fitness-Studios, Gastro-Betriebe, Geschäfte und Kulturstätten so schnell wie möglich zu öffnen, denn: "Wir sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung."Lichtenauer übergab die insgesamt 1251 Unterschriften, die ihn auch auf dem Postweg und nach einem Aufruf in den sozialen Medien erreicht hatten, am Mittwochvormittag vor dem Amberger Rathaus an Oberbürgermeister Michael Cerny und Landrat Richard Reisinger.
Dabei argumentierte der Initiator der Kampagne "Zukunft Amberg & Amberg-Sulzbach" erneut damit, dass der aktuelle Lockdown aus sportmedizinischer Sicht "eine Katastrophe" sei: "Es gibt sehr viele Krankheiten über Covid-19 hinaus, die nicht zu unterschätzen sind und ebenfalls zum Tode führen können." Explizit nannte er Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, die bundesweit 35 Prozent aller Todesfälle ausmachten und somit die Gefahr, die von einer Corona-Infektion ausgeht, "im negativen Sinn bei Weitem übertrumpfen".
"Es gibt sehr viele Krankheiten über Covid-19 hinaus, die nicht zu unterschätzen sind und ebenfalls zum Tode führen können."
Seine Kampagne wolle er nicht als politisch motiviertes und undemokratisches Querdenkertum verstanden wissen: In erster Linie sei es "ein Hilfeschrei der Bürger und deren Kinder", aber auch der Unternehmer aus kleinen und mittelständischen Betrieben in verschiedenen Branchen, die "aufgrund der anhaltenden und schier endlosen Zwangsschließungsmaßnahmen mittlerweile kurz vor dem endgültigen wirtschaftlichen Aus" stünden.
Oberbürgermeister Michael Cerny nahm die Unterschriften vor dem Rathaus entgegen und sagte: "Wir können es sehr gut nachvollziehen, dass das Thema Bewegung eines ist, das vielen fehlt. Wir spüren das schon lange." Die aktuellen Warnsignale dürften dabei allerdings nicht übersehen werden: "Unsere Intensivbetten sind voll." Im Gespräch mit Lichtenauer, der in Begleitung eines Teils seiner 35 Mitarbeiter gekommen war, bat der Rathauschef um Verständnis, "dass es auch Leute gibt, die es genau anders herum sehen und einen noch härteren Lockdown fordern". Er wisse von Leuten, "die sich aus Angst vor einer Infektion zu Hause einsperren". Zudem wisse mehr als die Hälfte der Infizierten nicht, wo sie sich angesteckt hat: "Da haben wir wirklich ein Problem." Allerdings könne sich Cerny durchaus vorstellen, bestimmte Bereiche zu öffnen - mit einer konsequenten Test-Strategie und einer konsequenten Nachverfolgung der Infektionsketten. Aber: "Dafür sind unsere Inzidenzwerte einfach noch zu hoch."
Landrat Richard Reisinger, selbst Mitglied in einem Sulzbach-Rosenberger Fitness-Studio, machte Lichtenauer und seinem Team etwas mehr Hoffnung. Impfungen, Tests und das schöne Wetter könnten die ersehnten Öffnungen tatsächlich vielleicht schon bald möglich machen: "Wir kommen da durch. Bissl müssen wir noch durchhalten." Aber auch er gab zu bedenken: "Jede Branche sagt, dass man sich bei ihr nicht ansteckt." Doch das bedeute nicht, dass deswegen nun alles sofort geöffnet werden könne. Oberbürgermeister und Landrat versprachen, die 1251 Unterschriften an die Staatsregierung in München weiterzuleiten.

















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