„Versuch macht klug“ steht auf der Fahne, um die sich rund 50 Landwirte, Fachberater und Vertreter von Saatzuchtfirmen versammelt haben. Sie sind dem Angebot des Sachgebiets Landnutzung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf zu einer Führung durch den Landessortenversuch Hartenhof gefolgt. Sachgebietsleiterin Theresia Addokwei informiert, wie sich die einzelnen Winterweizen-, Triticale- und Sommergerstensorten bei der diesjährigen Witterung entwickelt haben. Auch die Auswirkungen des Klimawandels sind Thema, heißt es in einer Presseinfo zum Termin.
Der Klimawandel macht sich bei den Landessortenversuchen bemerkbar. Addokwei erklärt, dass die Wetterstationen an den Versuchsstandorten einen stetigen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur verzeichnen: „Die Winter werden milder und die Sommer heißer.“ Außerdem gebe es weniger Niederschläge, während Starkregenereignisse zunehmen. Nach dem Trockenjahr 2022 gebe es auch dieses Jahr keinen Anlass, aufzuatmen, sagt Addokwei: „Wir haben nur unwesentlich mehr Niederschlag als im Vorjahr zu verzeichnen. Nur der März lag über dem Durchschnitt.“
Wissenschaftliche Auswertung
An den Landessortenversuchen lässt sich laut Presseinfo ablesen, wie die Sorten mit diesen Herausforderungen zurechtkommen. Hier wird es für die Besucher der Führung besonders interessant: Landwirte und Züchter achten neben dem Ertrag immer mehr auf die Widerstandsfähigkeit der Sorten. „Die Tendenz geht deutlich in Richtung Gesundheit“, beobachtet Addokwei. Denn hinter Namen wie Gelbrost, Septoria oder Fusarium versteckten sich Krankheiten, die den Ertrag deutlich reduzieren könnten. Weise die Pflanze gute Resistenzen auf, mache dies erheblich weniger Pflanzenschutzmaßnahmen nötig.
Auf dem Versuchsgelände in Hartenhof sind auf einer Fläche von 0,45 Hektar 444 Parzellen nach streng wissenschaftlichen Maßstäben angelegt, so dass die Ergebnisse statistisch ausgewertet werden können. Neben Hartenhof gibt es in der Oberpfalz 14 weitere Versuchsstandorte. „Anhand bayernweiter Ergebnisse sprechen wir Empfehlungen für die Anbaugebiete aus. Das heißt, wir benennen Sorten, die für unsere Region zukunftsträchtig sind“, erklärt Addokwei.
Bevor eine Getreidesorte zum ersten Mal in die Empfehlungen aufgenommen werden kann, wird sie in den Versuchen drei Jahre lang beobachtet. Zuvor musste sie bereits den Prozess der Sortenanerkennung durchlaufen haben, der etwa sechs Jahre dauert. „Der Landwirt kann dann sagen: Die probiere ich mal aus, ob sie für mich passt“, sagt Addokwei.
Auswertung geht an Landwirte
Von amtlicher Seite ermittelt, liegt der besondere Wert der Erkenntnisse darin, dass sie unabhängig von wirtschaftlichen Interessen gewonnen wurden. Zusammen mit Daten aus den anderen Bezirken Bayerns und sogar aus anderen Bundesländern ergibt sich so eine breite Datenbasis über die Stärken und Schwächen einer Sorte.
Das hilft nach den Worten der Expertin den Landwirten und dient der Ernährungssicherheit: „Kann eine Sorte über mehrere Jahre und an vielen Standorten ein gutes Ergebnis erzielen, ist mit einer solchen umweltstabilen Sorte das Risiko für einen Ausfall geringer.“ Wie die Sorten mit den Bedingungen in diesem Jahr zurechtgekommen sind, wird bei der Ernte ermittelt. Die Auswertung bekommen die Landwirte zeitnah über das Beratungsfax, die Rundschreiben des Erzeugerrings und spätestens im Winter, wenn die neue Oberpfälzer Ausgabe des Versuchshefts „Integrierter Pflanzenbau“ erscheint. Sie wird vom AELF und dem Erzeugerring gemeinsam herausgegeben und fasst die Erkenntnisse des Jahres zusammen.
Landessortenversuche sind amtliche Pflanzenbauversuche, bei denen die bayerische Landwirtschaftsverwaltung an verschiedenen Standorten in Bayern Sorten prüft. Neben einem Kernsortiment, das an allen Standorten untersucht wird, gibt es die sogenannten Anhänge, in die auf die Besonderheiten in den jeweiligen Anbauregionen eingegangen wird. Die Ergebnisse werden bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zusammengeführt und ausgewertet. Sie dienen als Beratungsgrundlage für die Landwirte.



















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