Am 29. Januar jährt sich der Geburtstag von "Papa Schmid" zum 200. Mal. "Papa Schmid", der eigentlich Josef Leonhard Schmid hieß, war gebürtiger Amberger und Gründer des Münchner Marionettentheaters. Zurückgekehrt in seine Geburtsstadt ist er nun als lebensgroße Figur, die einer Fotografie von Schmid nachempfunden ist: an einem Tisch sitzend und mit dem Kasperl Larifari als wohl berühmtester Figur seines Marionettentheaters vor sich. Angesichts von Corona muss der 200. Geburtstag von Schmid relativ geräuschlos über die Bühne gehen. Sowohl in Amberg als auch in München.
Beruf des Buchbinders erlernt
Das Stadtmuseum Amberg hat "Papa Schmid" eine kleine Ausstellungsnische eingerichtet. Nicht irgendwo im Haus, sondern genau vis à vis eines anderen berühmt gewordenen Ambergers: Josef Friedrich Schmidt, dem "Mensch-ärgere-dich-nicht"-Erfinder. Josef Leonhard Schmid wuchs in Amberg auf und begann mit knapp zwölf Jahren eine Buchbinderlehre. Später musste er wegen einer Lungenkrankheit seinen Beruf aufgeben.
Schmid ging nach München und beantragte bei der Stadt eine Genehmigung für ein Marionettentheater. Nicht – wie damals üblich – für Erwachsene, sondern für Kinder. "Das war zunächst ein Hindernis", erklärt Riß. 1858 sei dieses Ansinnen stark hinterfragt worden. In Graf Franz von Pocci fand Schmid einen Fürsprecher, so dass er schließlich ein Marionettentheater für Erwachsene und Kinder eröffnen durfte. Heute leitet Siegfried Böhmke das Marionettentheater, er ist der siebte Nachfolger Schmids. Und er ist es auch, der die "Papa Schmid"-Figur für das Stadtmuseum geschaffen hat.
Auf der Rückbank im Auto
Böhmke und Kostümbildnerin Eva Richter brachten "Papa Schmid" am Dienstag von München nach Amberg, im Auto auf der Rückbank. Die erste Hürde für die Realisierung der Figur war, dass Böhmke eine männliche Schaufensterpuppe auftreiben musste – biegbar und mit beweglichen Gelenken. Schließlich sollte "Papa Schmid" am Tisch sitzen und die Beine übereinanderschlagen. Nachempfunden ist die Figur nämlich einer Fotografie, die Schmid kurz vor seinem 90. Geburtstag zeigt. Er sitzt an einem Tisch und hat vor sich den Kasperl Larifari, eine der berühmtesten Figuren, die er in seinem Marionettentheater zum Leben erweckte. Wie Böhmke erzählt, hatte Schmid lange Zeit selbst den Kasperl gesprochen und auch gespielt. Zuletzt sprach er ihm im April 1912 und damit wenige Monate vor seinem Tod an Silvester des gleichen Jahres.
In München fand Böhmke die Puppe, die Kostümbildnerin Eva Richter erst einmal aufpolsterte, "um daraus einen stattlichen Mann zu machen." Sowohl Kopf als auch Hände der Figur modellierte Böhmke selbst. Gekleidet ist "Papa Schmid" in einem Frack, der original aus der damaligen Zeit stammt und und einst ein Hochzeitsanzug war. Aufgetrieben hat ihn Böhmke in einem Kostümhaus in Salzburg. Hocherfreut ist der Intendant des Marionettentheaters auch, dass er im Herbst noch auf einem Flohmarkt in Thüringen fündig wurde: Stiefeletten, ebenfalls aus der Zeit um die Jahrhundertwende. "Spannend, spannend", sagt Böhmke, als er und Richter die Figur auspacken.
In der kleinen Ausstellungsnische zu sehen sein werden auch drei originale Marionetten des Münchner Marionettentheaters, die das Stadtmuseum besitzt. Darunter auch der Kasperl Larifari. Diese Marionette stammt laut Böhmke aus der Zeit um 1865. Statt Fäden hat sie Drähte. Das sei zur damaligen Zeit üblich gewesen. "Sie war viel schwerer zu spielen, weil die Drähte ja steif sind", erklärt der Experte. Hände und Beine seien aus Blei, damit sie schwerer seien "und man die Figur wenigstens ein bisschen bewegen kann".
"Damals hatten die Marionetten Drähte und waren viel schwerer zu spielen, weil die Drähte ja steif sind".
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