Wer die Schreinerei von Philipp Lindner finden will, der muss ein bisschen suchen. Ziemlich versteckt liegt sie wenige hundert Meter nach dem ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus an der Straße von Amberg nach Köfering. Wer vorbeifährt, sieht eigentlich nur einen einsamen Bauernhof. "Das soll auch so sein", erklärt der 51-Jährige. "Eine der Auflagen war, äußerlich nichts zu verändern." Der Schreinermeister hat seine Werkstatt in einem ehemaligen Laufstall für Milchkühe eingerichtet. Es riecht längst nicht mehr nach Mist im Stall, vielmehr duften die frischen Sägespäne. Die Verwandlung des Gebäudes hat allerdings zwei Jahre gedauert und einiges an Mühen gefordert - vor allem bürokratische.
Privilegierung fällt weg
Das landwirtschaftliche Anwesen im Außenbereich genoss baurechtlich eine Privilegierung. Was aber gilt, wenn der Bauernhof längst aufgegeben und eine neue gewerbliche Nutzung angedacht ist? Philipp Lindner durfte sich zusammen mit dem Baureferat der Stadt Amberg darüber so einige Gedanken machen. Den Rahmen gab Paragraf 35 des Baugesetzbuches vor. Kurz zusammengefasst lautete die Devise: Nachnutzung ja, aber nicht wie in einem Gewerbegebiet. Reklame ist zum Beispiel nicht erlaubt, es gibt Einschränkungen beim Lieferverkehr und auch einen regelmäßigen Verkauf darf es auf der ehemaligen Hofstelle nicht geben.
"Ich hatte den Eindruck, es war auch für die Genehmigungsbehörde ein ungewöhnlicher Fall", sagt Lindner. In der Regel sucht sich ein Betrieb für einen Werkstatt-Neubau einen freien Platz in einem Gewerbegebiet, zieht im Schnellverfahren eine Halle hoch. Doch dafür konnte sich der aus Vilseck stammende Schreinermeister, der mittlerweile Mitglied der Kirchenverwaltung St. Martin in Amberg ist, nicht erwärmen. "Ich habe was Bestehendes gesucht, etwas, mit dem ich Ressourcen schonen und alte Materialien wiederverwenden kann." Für dieses Ziel hat er sich die komplizierte Bauvoranfrage gerne angetan. "Man muss halt ein bisschen überlegen, damit man die Auflagen erfüllen kann." So ist aus der längst leergepumpten Güllegrube ein Löschwasserteich für die Holzwerkstatt geworden.
Pfarrer Meilers Schreibtisch
Wenn es nach ihm ginge, sollte es solche Vorhaben öfter geben. "Es stehen so viele Gebäude leer, da könnte man viel Platz sparen", sagt Lindner. Ausdrücklich lobt er die Sachbearbeiter im Amberger Baureferat, mit ihnen habe er sehr gut zusammengearbeitet. Er möchte andere Gewerbetreibende ermutigen, nach Leerständen Ausschau zu halten, auch wenn sich ein paar bauliche und rechtliche Hürden abzeichnen. Das Engagement lohne sich. "Der Kuhstall hier wäre auch was für einen IT-Betrieb gewesen. Das hätte gut zu den Auflagen gepasst", sagt er. Ihm ist natürlich klar, dass sich nicht jedes Gewerbe für einen Leerstand im Außenbereich eignet.
Seit Juli ist Lindner nun eingezogen. Die Säge- und Hobelmaschinen stehen dort, wo die Kühe einst ihren Freilauf hatten und rattern schon. Auf die andere Seite des ehemaligen Stalls kommt das Büro. Dazwischen türmen sich verschiedene Hölzer auf und stehen ein paar alte Möbel, die es wieder herzurichten gilt. Ein barocker Schreibtisch zum Beispiel. "Der hat einmal dem Pfarrer Franz Meiler gehört", erzählt Lindner. "Der kommt dann mal zu mir ins Büro." Als der alte Pfarrhof von St. Martin ausgeräumt wurde, habe es für das alte Stück keine Verwendung mehr gegeben. "Da habe ich gesagt, ich richte den wieder her." Pfarrer Meiler ist 2017 verstorben und stammte wie Lindner aus Vilseck.
Zukunft für Frühmesserhaus
Überhaupt hat der Schreinermeister enge Verbindungen nach Vilseck, obwohl er längst Amberger ist. Lindner ist Eigentümer des denkmalgeschützten Frühmesserhauses, das erst vor einigen Wochen zum Tag des offenen Denkmals seine Pforten geöffnet hatte. Ursprünglich spielte er mit dem Gedanken, in diesem Gebäude, dessen Substanz teilweise aus dem 14. Jahrhundert stammt, seine Werkstatt einzurichten. Aber da seien seine Vorstellungen und die der Denkmalschutzbehörden zu weit auseinander gelegen. Ein K.o.-Kriterium für das mittelalterliche Haus in Vilseck ist das nicht. "Da wird es auch mal eine ordentliche Nachnutzung geben", zeigt sich der 51-Jährige überzeugt. Jetzt liegt der Fokus aber erst einmal auf dem alten Bauernhof zwischen Amberg und Köfering.
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