Einmal hat die Leopoldkaserne schon den Kürzeren gezogen. Als im Sommer vergangenen Jahres die ersten Standorte für die Nachwuchsschmieden der Zollverwaltung ausgesucht wurden, lief Leipzig der Stadt Amberg den Rang ab. In der sächsischen Großstadt musste eine Nachfolgenutzung für das leerstehende Bundeswehrkrankenhaus gefunden werden. Im Bundesfinanzministerium fiel die Entscheidung für diesen Standort.
Kurz danach aber keimte erneut Hoffnung auf. Aus Kreisen der Zollverwaltung hieß es im Herbst 2018, dass fünf weitere Ausbildungszentren entstehen sollen – eines davon in Nordbayern. Und schon war Amberg wieder auf der Liste – mit einer günstigen Ausgangslage. Denn die Bundestagsabgeordneten Alois Karl (Neumarkt, CSU) und Uli Grötsch (Waidhaus, SPD) sprachen sich gemeinsam für die Nutzung der Leopoldkaserne aus. Jetzt melden sie sich erneut - mit einem von beiden unterzeichneten Brief - beim zuständigen Staatssekretär Rolf Bösinger, weil sie davon ausgehen, "dass die Standortentscheidung in Kürze getroffen wird".
"Wir sind parteiübergreifend davon überzeugt, dass die Leopoldkaserne für den Zoll aufgrund der kurzfristigen Verfügbarkeit, der umfassenden Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Areal und der dort gegebenen Flexibilität ein überaus geeigneter Standort wäre", heißt es in dem Brief. Die beiden Parlamentarier verweisen auch auf die Zusicherung der Stadt, ein optimales Umfeld für den Zoll zu schaffen. Amberg hat für den Zoll unter anderem eine Image-Broschüre anfertigen lassen und damit, wie es aus Zoll-Kreisen heißt, beim Personal schon mal einen guten Eindruck gemacht.
Laut Oberbürgermeister Michael Cerny gibt es wohl vier Mitbewerber aus dem nordbayerischen Raum, die derzeit alle die Werbetrommel rühren. Amberg kann dabei mit einem einflussreichen Mitglied der Staatsregierung aufwarten. „Selbstverständlich unterstütze ich die Stadt Amberg bei ihren Bemühungen, sich als Standort für ein Ausbildungszentrum der Zollverwaltung des Bundes zu bewerben", erklärt der bayerische Finanzminister und CSU-Bezirkschef Albert Füracker. "In der Leopoldkaserne besteht ausreichend Raum für die Ansiedlung eines Ausbildungszentrums einschließlich eines erforderlichen Wohnraums für die Auszubildenden. Damit könnte die leerstehende Immobilie des Bundes auch zukünftig sinnvoll genutzt werden."
Themen-Dossier zum Ende der Garnisonsstadt Amberg
Er habe sich bereits mehrfach Bundesfinanzminister gewandt und mich für das Anliegen der Stadt Amberg mit Nachdruck eingesetzt. "Die Berücksichtigung von Amberg im Rahmen des Standortkonzepts des Bundes wäre sowohl ein deutliches und wichtiges Signal für die Oberpfalz als auch ein Zeichen dafür, dass der Bund Verantwortung für die von ihm angestoßenen Strukturprozesse übernimmt."
Eine Aussage, ganz im Sinne Cernys. Zu den Gesprächen mit den Entscheidern in Berlin sagt der Rathauschef: "Im Ergebnis zeigt sich, dass der Raumbedarf des Zolls sehr gut in der Kaserne abgedeckt werden kann. Dies wäre alternativ sowohl unter Nutzung der bis vor kurzem von der Bundeswehr genutzten Räumlichkeiten, als auch mit Neubau in der freien Fläche möglich. In beiden Fällen blieben zusätzliche Möglichkeiten, um auch den vom Bund gewünschten sozialen Wohnungsbau ergänzend zu realisieren." Angesichts des hohen Ausbildungsbedarfs des Zolls bliebe auch genügend Raum für spätere Erweiterungswünsche.
Aus Sicht der Stadt Amberg würde sich das Gelände bei einer Nutzung durch den Bund aber auch sehr gut eignen, um eine zusätzliche Kindertagesstätte einzurichten, erklärt Cerny. "So könnten fehlende Betreuungskapazitäten realisiert und gleichzeitig für die Mitarbeiter des Zolls ein familienfreundliches Umfeld geschaffen werden." Die Sanierung der ehemaligen Offizierswohnungen der Kaserne, die viele Jahre leerstanden habe gezeigt, dass die Bausubstanz der Kaserne ein großes Potenzial aufweist.
Im Bundesfinanzministerium in Berlin übt man sich derweil in Zurückhaltung. "Das Erkundungsverfahren für geeignete Liegenschaften für die Aus- und Fortbildungsstandorte des Zolls dauert noch an", teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. "Nachdem geeignete bundeseigene Liegenschaften besichtigt wurden, wozu auch die Liegenschaft in Amberg gehört, haben nun auch interessierte Dritte (unter anderem Private) bis Ende August die Möglichkeit, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) geeignete Liegenschaften in den Bedarfsregionen vorzuschlagen. Im Anschluss wird die Bima sämtliche vorgeschlagene Varianten miteinander vergleichen und entsprechende Vorschläge unterbreiten."
Leopoldkaserne als Behördenstandort
Im März 2018 erlebte Amberg mit einem Großen Zapfenstreich das Ende der Garnisonszeit. Als letzte militärische Einrichtung der Stadt verließ die Bundeswehr die über 100 Jahre alte Leopoldkaserne, deren meiste Bestandsbauten unter Denkmalschutz stehen. Ein Teil der ehemaligen Offizierswohnungen wurde 2018 bereits saniert. Das Areal der Leopoldkaserne im Süden der Stadt umfasst etwa zehn Hektar. Die bestehende Liegenschaft befindet sich im Eigentum des Bundes. Parallel zu den Bemühungen, ein Ausbildungszentrum des Zoll anzusiedeln, läuft aktuell die Wertermittlung des Geländes durch einen Gutachter, der von der Stadt und der Bundesanstalt für Immobilien gemeinsam beauftragt wurde. "Die bevorzugte Lösung aus Sicht der Stadt wäre aber in jedem Fall ein Ausbildungszentrum des Zolls und eine gemeinschaftliche Entwicklung des Areals", erklärt Oberbürgermeister Michael Cerny.















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