Amberg
26.10.2021 - 15:28 Uhr

Leuchtturm-Kommune in Sachen Biodiversität

Seit Jahren hat die Gemeinde Ursensollen sich den Erhalt der Biodiversität zur Aufgabe gemacht. Seit 2018 ist sie eine von zehn Projektkommunen in Bayern. Jetzt war sie Gastgeber eines zweitägigen Seminars für alle Projekt-Teilnehmer.

Jonas Nelhiebel, Naturpark-Rancher, stellt das Konzept des „Vogelparadieses“ mit Info-Tafeln vor. Bild: gsp
Jonas Nelhiebel, Naturpark-Rancher, stellt das Konzept des „Vogelparadieses“ mit Info-Tafeln vor.

Die Biodiversität, also die biologische Vielfalt der Natur, gilt als das vielleicht wichtigste Gut auf unserem Planeten. Je höher die Artenvielfalt in einem Ökosystem, desto höher auch seine Stabilität, lautet die Erkenntnis der Wissenschaft. Ermöglicht durch eine einzigartige Kooperation mehrerer Träger wurde 2018 in Bayern für Kommunen das Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ ins Leben gerufen. Die teilnehmenden Gemeinden machten sich den Erhalt der Biodiversität zur kommunalen Aufgabe. Von den 40 Bewerbern wurden zehn Gemeinden ausgewählt, die sich zum Ziel setzten, Maßnahmen zum Arten- und Lebensraumschutz umzusetzen. Mit dabei ist auch Ursensollen als eine von zwei Kommunen aus der Oberpfalz. Jetzt war die Gemeinde Gastgeber für eine zweitägige Veranstaltung, bei der die teilnehmenden Kommunen Bilanz zogen.

Bei der Konferenz am ersten Tag im Amberger Congress Centrum beglückwünschte Ulrike Lorenz vom Bayerischen Naturschutzfonds in Vertretung des erkrankten Amtschefs des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz alle beteiligten Kommunen zu ihrem außerordentlich erfolgreichen Projekt. Lorenz konnte auch bekanntgeben, dass die kommunalen Biodiversitäts-Projekte weiterhin vom Ministerium gefördert werden. Florian Lang, der Leiter des Projekts „Marktplatz der biologischen Vielfalt“, sicherte eine Nachbetreuung der beteiligten Kommunen auch nach Ende des Projekts am 31. Dezember zu.

Grünflächen aufwerten

Ursensollens Bürgermeister Albert Geitner erklärte den Kongress-Teilnehmern, dass schon seinem Vorgänger Franz Mädler der Erhalt der Landschaft und die Artenvielfalt ein großes Anliegen gewesen sei. „Bei uns stehen der Gemeinderat, die Verwaltung und der Bauhof hinter diesem Thema“, sagte Geitner. Auch die Bürger würden diese Veränderungen bei den kommunalen Flächen hin zur ökologischen Pflege mittragen. Alfred Stich, der Leiter des Bauhofs in Ursensollen, informierte die Teilnehmer über die konkreten Maßnahmen, um die kommunalen Grünflächen ökologisch zu pflegen und aufzuwerten.

Jonas Nelhiebel, Ranger im Naturpark Hirschwald, in dem ja Ursensollen liegt, stellte das sogenannte Vogelparadies der Gemeinde vor. In dem Bereich entlang der Kläranlage soll ein Multi-Biotop entstehen, das möglichst vielen heimischen Arten Lebensraum bietet. Infotafeln informieren über die heimische Fauna und Flora. „Wir werden hier einen Lehrpfad für Kindergarten- und Schulkinder installieren“, kündigte Nelhiebel an. Außerdem sei hier ein Naturpark-Kindergarten angedacht.

Um den heimischen Vogelarten Nistmöglichkeiten zu bieten, hatte die Gemeinde als weitere Maßnahme im vergangenen Jahr insgesamt 150 Nistkästen an interessierte Bürger ausgegeben. „Die Leute haben sich regelrecht auf unser Angebot gestürzt“, berichtete Nina Forster von der Gemeindeverwaltung.

Über 50 Geländemulden

Am Ende der Exkursion durch Ursensollen gab noch Richard Lehmeier, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Amberg-Sulzbach, eine Einführung in die Entstehung und ökologische Bedeutung der sog. Himmelsteiche, speziell in Ursensollen auch „Hülln“ genannt. Über 50 solche Geländemulden im Oberpfälzer Jurakarst, in denen sich früher Regenwasser ansammelte, wurden inzwischen ausfindig gemacht. Gefördert durch das Amt für ländliche Entwicklung sollen sie nun renaturiert und damit lebenswichtige Biotope für zahlreiche Tiere und Pflanzen geschaffen werden.

Die Exkursion durch die Gemeinde Ursensollen zeigte, dass der Naturpark Hirschwald eine reichhaltige Naturlandschaft bereithält. Diese zu erhalten hat sich die Kommune zur großen Aufgabe gemacht.

OnetzPlus
Hirschau26.10.2021
Hintergrund:

Am Modellprojekt nehmen folgende zehn Gemeinden teil:

  • Gemeinde Brennberg (Lkr. Regensburg, Oberpfalz)
  • Stadt Ebern (Landkreis Haßberge, Unterfranken)
  • Gemeinde Kettershausen (Landkreis Unterallgäu, Schwaben)
  • Stadt Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)
  • Markt Nordhalben (Landkreis Kronach, Oberfranken)
  • Gemeinde Rohr (Landkreis Roth, Mittelfranken)
  • Stadt Rottenburg a. d. Laaber (Landkreis Landshut, Niederbayern)
  • Gemeinde Stephanskirchen (Landkreis Rosenheim, Oberbayern)
  • Markt Titting (Landkreis Eichstätt, Oberbayern)
  • Gemeinde Ursensollen
Die Vertreter der zehn Projekt-Kommunen bei ihrem Kongress im ACC mit Projektleiter Florian Lang (rechts). Bild: gsp
Die Vertreter der zehn Projekt-Kommunen bei ihrem Kongress im ACC mit Projektleiter Florian Lang (rechts).
Alfred Stich erläutert den Teilnehmern das Biodiversitäts-Konzept der Gemeinde Ursensollen auf den kommunalen Flächen. Bild: gsp
Alfred Stich erläutert den Teilnehmern das Biodiversitäts-Konzept der Gemeinde Ursensollen auf den kommunalen Flächen.
150 Nistkästen hat die Gemeinde Ursensollen an Bürger ausgegeben. Bild: gsp
150 Nistkästen hat die Gemeinde Ursensollen an Bürger ausgegeben.
Richard Lehmeier, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Amberg-Sulzbach (links) vor einer „Hüll“, einem in der Vergangenheit wichtigen Biotop. Bild: gsp
Richard Lehmeier, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Amberg-Sulzbach (links) vor einer „Hüll“, einem in der Vergangenheit wichtigen Biotop.
 
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