Der Regen war ein Segen – auch für das Sommerfestival der Stadt Amberg. Durch die Verlegung des Auftritts von Lisa Fitz von der Stadtbibliothek in das Stadttheater war sogar noch Platz für Kurzentschlossene. Der Name Fitz ist eben ein Magnet.
Die jung gebliebene 70-Jährige kennt den Unterschied zwischen deutsch-deutschem Kabarett und einem fließend weichen Cabaret. Es war eine historische Unterrichtsstunde á la Fitz über sich und all die Ereignisse, die unser Dasein formen - und das in Revue-Form. Das Jubiläums-Programm ist ihre Überlebenskunst, das Frausein und die Benachteiligung dessen – und: wie sie diese Stigmatisierung gekonnt ignorierte.
Dauerbrenner ist okay
Wer den Bayerischen Rundfunk überlebt und das Offensichtliche, auch politisch korrekt – wenn denn gewollt – aussprechen kann, darf sich auch als immer leuchtende Kerze am Funk-Firmament betiteln. Dauerbrenner ist okay. Das Programm, wie man es von Lisa Fitz kennt, ist beste Unterhaltung. Mit einem Hauch der nostalgischen Rückführung in alte Zeiten und den Wahnsinn derer. Mindestens 50 Jahre im deutschsprachigen Raum mit musikalischem Rückblick auf die Beatles, Tina Turner oder James Brown.
Sie spricht von den Satzungen der Tanzsportvereine, in denen die Frau als Tanzsportgerät bezeichnet wurde, von ihrer ersten Rolle im Kindertheater der Großmutter und den dazugehörigen Watschen, und von der coolen Art eines Rappers, dessen Texte einer Blindschleiche gleichen. Es folgen Reflexionen über die 60er-Jahre-Proteste gegen alles und die sexuelle Revolution: „Das war nicht so ein Transen-Fasching wie heute.“ Das Motto anno dazumal: „Wer zweimal mit dem gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.“ Rebellion! Auch seitens der Opposition mit seichten Liedern von Roy Black oder Freddy Quinn. Gegen das Jahrtausend-Ereignis „die Pille“, gegen die Lebens- und Männerplanung einer Frau.
Auch keine Grande Dame
Ohne Schenkelklopfer-Sprüche bleibt ihr Humor intelligent. Von Demenz keine Spur. Und auch deshalb ist sie gebranntmarkt von schmerzhaften Erinnerungen an die Titel, die sie von der Presse bekam. Klare Ansage im Stadttheater: „Ich bin doch kein Urgestein!“ Mindestens genauso schlimm sei „Grande Dame“. Da fühle sie sich wie Queen Mum. „Wenn ich schon ein Urvieh sein muss, dann nennt mich bitte der weiß-blaue Hai.
Der weiß-blaue Hai machte dem Publikum aber keine Angst. Verschluckt wurde niemand. Nur Politik und Presse – ein klein wenig vielleicht. „Dass die Amigos eine Halle für 3000 Leute füllen, sagt mehr über Deutschland aus, als die ganze dilettantische Corona-Politik.“ Franz Josef Strauß und seine Aussagen seien heute undenkbar. „Aber eines muss man ihm lassen. Er hätte stockbesoffen intelligentere Interviews gegeben als heute ein stocknüchterner Karl Lauterbach.“ Zustimmendes Jubeln und lautstarker Applaus bestätigten ihre Ansichten – durchgehend durch den „Dauerbrenner“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.