Von der Zeit als tiefe Finsternis herrschte und es Pflanzen gab, die nur in mondlosen Nächten wuchsen, als die Erde noch jung war und die Berge noch wanderten, als der Mond aus dem Topf der Papua-Frau hoch hinauf auf den Himmel kletterte und die Sterne an das nachtschwarze Firmament gehängt wurden - von dieser Zeit wusste Sabine Kreiner, die viele Amberger bereits als Märchenerzählerin kennen, zu berichten.
Ganz in Schwarz gekleidet steht sie auf dem Podest im Lesecafé der gut besuchten Stadtbibliothek. Mit eindrucksvoller Gestik und Mimik berichtet sie von Kumulipo aus Hawaii, der Wesen erschuf, die wiederum Tiere und Pflanzen erdachten, welche die Welt heller und heller werden ließen, bis es zum Tag-Nacht-Wechsel kam. Weltmythen und -märchen hat sie in ihrem umfangreichen Repertoire. Auch die mit Miniaturen bebilderte Mär aus Estland, als der Teufel und der liebe Gott aus lauter Langeweile beschlossen, die Erde aus dem Schlamm des Weltmeeres zu formen.
Dazu ertönte Musik: wundervolle Musik. Klänge wie aus einer anderen Welt. Weltmusik auf Instrumenten unterschiedlicher Weltkulturen: Percussion aus Java und Bali, Trommeln aus Afrika, samtige Indianerflöte, unterschiedlich klingende, runde Gongscheiben, vibrierende Stäbchen und rauschende Tamburins. Ganz besonders interessant das Kuhhorn, auf dem der Musiker Helmut Kaiser bläst und dramatischen Klang erzeugt, dann bearbeitet er das knöcherne Instrument mit einem kleinen Klöppel, um anschließend den Hohlkörper selbst als Drumstick zu gebrauchen. Unterstützt wird er von seinen Assistentinnen Lisi Hepting (Percussion) und Patti Sonnleitner (Flöte), beide Studentinnen und Musikerinnen aus Regensburg.
Immer neue Töne und Melodien hat er sich für diesen märchenhaften Abend einfallen lassen zu immer neuen Märchen, Mythen und Legenden. Die Begegnung mit einer geheimnisvollen Natur, gespenstischen Kreaturen und göttergleichen Wesen entwickelte sich vom Dunkel zum Licht. So wurde es in der anfangs total abgedunkelten Bibliothek heller und heller. Das konnte selbst eine flackernde Glühbirne nicht boykottieren, wie Bibliotheksleiterin Bettina Weisheit in ihrer Begrüßung den vermeintlichen Stromausfall erklärte. Der Märchenabend am Jahresanfang wurde mit viel Beifall akzeptiert.
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