Amberg
02.07.2019 - 13:14 Uhr

Michael Altinger zwischen Himmel und Hölle

Altinger, den Namen kennt man. Michael Altinger, der 2017 mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet wurde, ist in seinem Fach ein Tausendsassa. Das beweist er auch bei seinem Auftritt in Amberg im Musikomm.

Er ist der Mann der großen Gesten und großen Worte: Michael Altinger holte im Musikomm den Auftritt nach, den er im Dezember wegen einer Stimmbandentzündung hatte absagen müssen. Bild: Petra Hartl
Er ist der Mann der großen Gesten und großen Worte: Michael Altinger holte im Musikomm den Auftritt nach, den er im Dezember wegen einer Stimmbandentzündung hatte absagen müssen.

Vom Ensemblemitglied bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft über "die Komiker" bis zur Moderation vom "Schlachthof" zusammen mit Christian Springer. So ist es aus dem Lebenslauf zu entnehmen, und dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen.

Ganz schön pompös inszeniert Altinger schon mal seinen Auftritt, der "Tipp-Topp-Top-Typ". Mit Fanfaren- und Lichtgewitter betritt er die Musikomm-Bühne, breitet die Arme aus und suhlt sich im Begrüßungsapplaus. Gute sechs Monate hatten die Amberger auf den Nachholtermin warten müssen. Jetzt steht Michael Altinger ohne Stimmbandentzündung da, aber mit Lausbubengrinsen im Gesicht und einer Glühbirne in der Hand. Er fingert an seinem Handy herum, weil er einen wichtigen Anruf erwartet, und fragt selbstgefällig: "Bei euch passt alles?"

Abgesehen von den heißen Sommertemperaturen ist im Publikum alles okay. Dafür scheint beim Altinger einiges im Argen zu liegen. "Hell" heißt das neue Programm des Kabarettisten, und dieser Titel gibt erst einmal Rätsel auf. Es kann damit das Gegenteil von dunkel gemeint sein, schließlich kommt er ja mit Glühbirne. Vielleicht handelt es sich aber um das englische Wort für Hölle.

Große Gesten, viele Lieder

Jedenfalls geht es zuerst einmal um einen Autounfall mit Blechschaden und die Frage, wie dieser korrekt abgewickelt wird. Diese Situation ist quasi der rote Faden im Theaterkabarett. Denn großes Theater und große Gesten sind Altingers Spezialität, dazu Lieder für zwischendurch - garniert mit Titeln wie "Kein Tatoo", "Es gibt Momente", "Ich habe gute Ärzte", "Aperol-Spritz-Tussi", aber auch Kants "Kategorischer Imperativ". Präsentiert werden die Gesängelein mit mehr oder weniger laszivem Körper-, Tanz- und Bewegungseinsatz.

Zurück zum Unfall. Erst markiert er bei der Schadensregulierung den Ehrlichen, präsentiert sich als ein Muster an Moral, immer "edel, hilfreich und gut". Dann aber kommt er mehr und mehr vom rechten Weg ab, nachdem er von seinem Versicherungsvertreter, dem Wimberger Flo, über die zu erwartenden Kosten informiert wird. So ein kleiner Betrug? Das machen doch alle und finanzieren damit ihren Winterurlaub in Thailand oder sonst wo oder sonst was. In seiner ausufernden verwickelten Geschichte kommt Altinger immer wieder auf den Kern der Sache zurück: Gott und Moral. Der Erzengel-Namensträger glaubt an Gott, "aber a bissel hätt' er mir schon helfen können beim Einparken, denn es heißt doch: Der Mensch fährt, aber Gott lenkt. Nur von der Einparkhilfe hat er keine Ahnung."

Mit Abitur oder ohne?

Altinger stopft noch jede Menge Absonderlichkeiten ins Programm-Packerl, das mit den vielen verschiedenen Puzzleteilen aus allen Nähten platzt: massige Gabionen (mit Steinen gefüllte Drahtkörbe) zur Gartengestaltung, ungenießbare grüne Smoothies, Glasschiebetüren vor Toiletten und Stand-up-Paddling-Fans. Er macht sich lustig über die Sorge der Eltern über die Zukunft ihrer Kinder ohne und mit Abi, um Erziehung einst, wo "Watschn noch als moralische Sättigungsbeilage" galten, und über Zwischenmenschliches in Baumärkten und Gewandhäusern (womit er Textilgeschäfte meint).

Schließlich stellt er noch vor: Helmut Lux, den "Erfinder sinnloser Bedürfnisse", eine der "16 Personen der Geheimloge, die das Weltgeschehen regeln", und - ganz wichtig - seine "Ein-Mann-Band" Martin Julius Faber. Mittels Keyboard und Gitarre liefert er den guten Ton. Das Publikum steuerte lauten Beifall bei.

 
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