Amberg
04.11.2019 - 16:44 Uhr

Minuszinsen: Banken bitten Großkunden zur Kasse

Die Politik des billigen Geldes hat längst die regional verankerten Banken erreicht. Etliche Gewerbetreibende im Raum Amberg müssen bereits Minuszinsen bezahlen. Kleinsparer sollen aber weiterhin verschont bleiben.

Niedrige Zinsen machen nicht nur den Banken zu schaffen. Symbolbild: Oliver Berg
Niedrige Zinsen machen nicht nur den Banken zu schaffen.

Ein Ruck geht durch Deutschland - ein Zins-Ruck. Nachdem der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in den vergangenen Tagen einen Rundbrief an seine Mitgliedsunternehmen geschickt hat, in dem rechtliche und organisatorische Ratschläge für die Einführung von Negativzinsen gibt, erwarten Finanzmarkt-Experten, dass nun auch kleinere Geldinstitute Minuszinsen für hohe Geldbeträge erheben.

Die Sparkasse Amberg-Sulzbach, die Volks- und Raiffeisenbank Amberg sowie die Raiffeisenbank Sulzbach-Rosenberg geben allerdings weitgehend Entwarnung - zumindest für Otto-Normal-Kunden. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Normalsparer von Minuszinsen betroffen sein werden", sagt der Vorstand der VR-Bank Amberg, Andreas Reindl. Allerdings verlangt auch sein Institut mittlerweile von einer Reihe von Großkunden Zinsen für geparktes Geld. Der Zinssatz liege bei 0,5 Prozent. "Wir schauen das im Einzelfall an und sprechen natürlich mit den betroffenen Kunden darüber."

Amberg03.09.2019

Ähnlich verhält es sich bei der Raiffeisenbank Sulzbach-Rosenberg. "Wir haben nicht vor, unsere vielen treuen Kunden mit diesem Thema zu konfrontieren", erklärt Vorstand Erich Übler ohne zu verhehlen, dass auch sein Institut "punktuell" an Großkunden herantrete, um einen Ausgleich der Kosten für die Aufbewahrung von Geld zu erhalten. Die Sparkasse Amberg-Sulzbach hat bereits im September verlauten lassen, dass sie bei gewerblichen Kunden, die mehr als 250.000 Euro auf einem Konto parken, Negativzinsen verlangt. "Das bleibt vorerst so", erklärt Sparkassen-Vorstand Alexander Düssil. Derzeit verfolge sein Institut aber keine darüberhinausgehenden Pläne. "Wir beobachten den Markt weiter."

Der Trend geht derzeit in eine eindeutige Richtung. Nachdem die EZB Mitte September die Verschärfung des Einlagensatzes auf minus 0,5 Prozent beschlossen hat, reichen immer mehr Banken in ganz Deutschland die Kosten an die Kunden weiter. Allerdings gilt in der Regel ein Freibetrag. Werte zwischen 100.000 und 250.000 Euro nennt der Internet-Dienst Biallo.de beispielhaft. "Die Negativzinsen werden dann für den übersteigenden Betrag berechnet", heißt es in einem Bericht des Portals.

Andreas Reindl von der Amberger VR-Bank sieht die Verantwortung für diese Entwicklung eindeutig bei der EZB, die die Märkte nun schon seit Jahren mit billigem Geld flutet. Ein Kurs, der letztendlich politisch durchgesetzt worden sei. Die Staatskassen gehörten zu den großen Profiteuren dieser Politik, Verlierer seien die Sparer.

Info:

Geldmarkt-Experte zu Gast

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist Thema eines Vortrags, der am Dienstag, 26. November, im Haus der Kunden der Sparkasse Amberg-Sulzbach, Marienstraße 10, stattfindet. Volkswirtschafts-Professor Franz Seitz von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden nimmt die Weichenstellungen der EZB unter die Lupe, beleuchtet Ursachen und Wirkung der Niedrigzinspolitik. Seitz arbeitete vor seiner Berufung zum Professor in der Hauptabteilung Volkswirtschaft der Deutschen Bundesank. Er ist Autor zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften und forscht insbesondere zu Fragen des Zahlungsverkehrs und des Bargelds. Beginn ist um 18 Uhr. Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe "25 Jahre - 25 Orte" anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der OTH. Die Sparkasse Amberg-Sulzbach ist Mitglied im Partner-Circle der OTH Amberg-Weiden und zählt somit zu den langjährigen und besonders engen Kooperationspartnern der Hochschule. Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht.

 
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