"Wegen der Corona-Pandemie ist die Arbeit unserer Musikvereine fast aus der Wahrnehmung der Bevölkerung verschwunden. Seit einem halben Jahr war es nicht mehr möglich, gemeinsam in Präsenz zu musizieren": Mit seiner aktuellen Situationsbeschreibung spricht Werner Stein, Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB), den Verantwortlichen und Musikern der 18 im NBMB-Kreisverband organisierten Kapellen aus dem Herzen. Sie zählen gleich in mehrfacher Hinsicht zu den Verlierern der Pandemie. Die hatte zur Folge, dass eine ganze Reihe von traditionellen Konzerten der Kreiskapellen zur Vor- und Weihnachtszeit ebenso aus dem Veranstaltungskalender gestrichen werden mussten wie die Oster- und Muttertagskonzerte.
Für die Musikvereine bedeutete dies erhebliche Einnahmeverluste, wie Stein berichtet. Die Löcher in den Vereinskassen seien noch größer geworden, weil 2020 viele Musikfeste, auch die Kreismusikfeste, ausfallen mussten und auch 2021 nicht stattfinden können. So sollte am 13./14. Juni ein Kreismusikfest in Auerbach stattfinden, vom 3. bis 5. Juli eines in Gebenbach. Die damit fehlenden Einnahmen waren laut Stein in die Vereinsetats eingeplant – und sind nicht so leicht zu verkraften.
Online kein Ersatz für "echte" Proben
Zwar hätten die Vereine versucht, die Zeit mit Online-Proben zu überbrücken, berichtet der Kreisvorsitzende. Die Präsenzproben habe man so aber nicht ersetzen können. Bei der Orchestermusik komme es ganz wesentlich darauf an, sich gemeinsam zu hören und zu interpretieren. Über die elektronischen Medien sei dies nicht möglich, bedauert Stein. Für die Vereine sei es deshalb enorm wichtig, die Musiker wieder zusammenzuholen.
Mit den sinkenden Inzidenzzahlen im Landkreis Amberg-Sulzbach und in der Stadt Amberg sei es seit dem 21. Mai zumindest wieder möglich, Ensemble- und Gesamtproben abzuhalten, erklärt Stein. Dabei seien aber einige Auflagen zu beachten. Dazu gehören ein Corona-Negativtest mit Dokumentation und das Einhalten eines Abstands von zwei Metern zwischen den Musiker (bei Querflötisten sogar drei Meter). In geschlossenen Räumen dürfen maximal 10 Personen musizieren, im Freien 20 Personen einschließlich des Dirigenten.
Der Stress mit den Tests
Es stelle sich aber die Frage, wer sich den Stress mit den Tests antun will, die vor den Präsenzproben nötig sind, merkt Werner Stein an. Die Vereine könnten zwar Test-Kits über das Hilfsprogramm des Freistaates Bayern abrechnen. Die Bürokratie bedeute aber einen enormen Mehraufwand neben den einzuhaltenden Hygieneregeln.
Ein Riesenproblem war es laut Werner Stein während der Coronazeit, neuen Nachwuchs zu gewinnen, aber auch, die vorhandenen jungen Musiker in die Orchester zu integrieren. Im vergangenen Jahr sei die Nachwuchsgewinnung so gut wie nicht möglich gewesen. Im Moment hofften viele Vereine, zu Beginn des neuen Schuljahres 2021/2022 wieder Bläserklassen bilden zu können und so wieder Nachwuchs für die Orchester zu rekrutieren.
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