Tausend Dacia-Automobile, neu und gebraucht, sollen aus Rumänien kommen. Ein Schnäppchen-Paket, das einem Händler aus dem nördlichen Kreis Amberg-Sulzbach angeboten wird. Der zahlt dem Vermittler 20 000 Euro und wartet auf die Wagen. Doch Transporter biegen nie um die Ecke.
Das Verfahren gegen einen 49 Jahre alten Kfz-Meister aus dem südlichen Landkreis hatte Amtsrichterin Sonja Tofolini vor vielen Monaten schon einmal beschäftigt. Am ersten Prozesstag vergaß der wegen Betrugs angeklagte Kfz-Meister wichtige Unterlagen bei sich zu Hause. Also gab es eine zweite Verhandlungsrunde.
1000 Fahrzeuge
Doch zu ihr konnte der Mann nicht mehr kommen. Er bedurfte dringend klinischer Behandlung. Also musste das Verfahren abgebrochen und neu terminiert werden. Auch diesmal wurde die Richterin mit einem komplizierten Sachverhalt konfrontiert, durch den sie sich mühsam zu pirschen hatte. Es ging um ein Paket von später nie aufgetauchten 1000 Automobilen, die angeblich aus Rumänien in die Oberpfalz hätten geliefert werde sollen. Der angeklagte Kfz-Meister besaß seinen Angaben zufolge Kontakte zu den Verkäufern in Osteuropa und er hätte bei erfolgreicher Vermittlung Provision für jeden einzelnen Wagen erhalten sollen.
Für 20 000 Euro
Der heute 49-Jährige bot das gewaltige Auto-Paket einem Kraftfahrzeughändler aus dem nördlichen Landkreis an. Der Mann signalisierte Interesse und gab auch 20 000 Euro als Anzahlung. Eigentlich nur ein verschwindend geringer Betrag gegenüber der zu erwartenden Gesamtsumme. Aber immerhin fünfstellig.
Während der damals interessierte Käufer längst in die Insolvenz gerutscht ist, gab der Kfz-Meister die 20 000 Euro für eigene geschäftliche Verbindlichkeiten aus. Irgendwann hätten die vielen Autos aus Rumänien kommen sollen. Einem Gerücht zufolge waren sie von den Lieferanten in einer Halle am Regensburger Donauhafen abgestellt worden. Dann aber hieß es auch wieder, sie würden mit Transportern angeliefert.
Womöglich selbst Opfer
"Doch diese Lastzüge bogen nie um die Ecke", wurde nun im neu angesetzten Prozess beklagt. Mit dem Hinweis des 49-Jährigen, er sei schlichtweg von seinen rumänischen Partnern geleimt worden. Gab es diese Verkäufer oder existierten sie nicht? Die Staatsanwaltschaft ging von vorsätzlich begangenem Betrug aus und verlangte acht Monate Haft mit Bewährung für den bisher nicht vorbestraften Kfz-Meister.
"Er ist selbst von seinen Partnern in Rumänien hinters Licht geführt worden", konterte Verteidiger Jörg Jendricke (Amberg) und pochte auf einen Freispruch. In seinem Schlusswort unterstrich der Angeklagte: "Ich wollte nie jemanden betrügen."
Die Geschichte von den 1000 nie an ihrem Ziel angekommenen Automobilen endete mit sechs Monaten zur Bewährung für den Kfz-Meister. "Sie haben in Kauf genommen, dass die Pkw nicht angeliefert werden", rügte Richterin Tofolini und fügte hinzu, dass quasi parallel dazu der Angeklagte "womöglich selbst über den Tisch gezogen worden ist".
Desolate Finanzlage
Wegen der desolaten Finanzlage des Kfz-Meisters hielt sich die Bewährungsauflage in Höhe von 300 Euro in Grenzen. Allerdings ordnete die Richterin im Urteil die Einziehung von 20 000 Euro an. Das bedeutet: Würde der 49-Jährige jemals wieder zu Geld kommen, müsste er den angerichteten Schaden bezahlen.
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