Das Zauberwort fürs Gelingen lautet "Courage". Oder wie es der von Oliver Mommsen gespielte Ever Montgomery konkretisiert: "Ohne Courage ist nichts möglich. Mit Courage – alles." Er liebe diesen kleinen Punk, den er da spielen dürfe, schreibt der Schauspieler auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Dass er dafür 2018 mit dem "Goldenen Vorhang" ausgezeichnet wurde, gehe "runter wie Öl".
Den Erfolg, den "Die Tanzstunde" seit 2016 auf deutschen Bühnen feiert, führt Oliver Mommsen, der seit 2018 mitspielt, darauf zurück, dass es zwei ganz besondere Menschen sind, die da aufeinanderprallen: "Verschiedener könnte man gar nicht sein. Zu sehen, dass es trotzdem geht, ist ein großer Spaß. Ever ist ein unglaublich mutiger Kerl und Senga eine zu tiefst verletzte Seele. Gemeinsam wachsen beide an diesem Abend über sich hinaus."
Jeden Abend neu
Obwohl er ja jetzt schon lange mit dabei ist, zur Routine ist ihm seine Rolle nicht geworden: "Mein Anspruch ist es jeden Abend neu entstehen zu lassen. Ohne dieses Ziel würde ich mich vor mir selbst schämen." Bühnenpartnerin Nadine Schori, mit der er erst seit 24. Januar durch das Stück tanzt, bringt zusätzlich frischen Wind. Und eine persönliche Perspektive: "Auch für mich gab es eine Zeit, in der Tanz mein Leben war. Zugegebenermaßen ist das lange her – ich habe das große Glück, eine neue Leidenschaft gefunden zu haben. Das Schauspiel. Aber auch ich hatte eine Verletzung und kenne diese Verzweiflung, diese Hilflosigkeit", bekennt die Schauspielerin.
Oliver Mommsen tanzt nach eigenen Angaben übrigens ebenfalls wahnsinnig gerne: "Auch mal alleine durch die Wohnung, oder jetzt im Hotelzimmer. Tanzen ist der direkte Draht zu den eigenen Gefühlen und tut enorm gut." Für die beiden ist die Boulevard-Komödie von Mark St. Germain die erste größere Zusammenarbeit. Oliver Mommsen hat die neue Kollegin nach eigenen Angaben zwar schon in einigen Produktionen als Zuschauer bewundert, "aber dass wir gemeinsam die Bühne rocken, ist absolut neu". Nadine Schori dagegen erinnert sich, schon einmal mit dem Kollegen gedreht zu haben – "irre kurz". Umso schöner sei es, ihn jetzt richtig kennenlernen zu dürfen.
"Wir können wirklich fliegen"
Bei der gegenseitigen Wertschätzung herrscht dagegen wieder Einigkeit: "Sie ist eine wundervolle Senga, und ich genieße jeden Moment auf der Bühne. Wir beide lieben unseren Beruf und schmeißen gerne alles was wir haben in den Abend. Es funzt zwischen uns, sagt man bei mir zu Hause", so Oliver Mommsen. "Er ist ein großartiger Ever. Er gab mir von der ersten Probe an die Möglichkeit, Senga zu sein, so, wie ich sie empfinde in dem Augenblick. Wir können wirklich fliegen. Außerdem ist er klug, witzig, lässig, was eine gemeinsame Tour ungemein schön macht", revanchiert sich Nadine Schori. Dass man ihn heute immer noch mit seiner Rolle als Bremer "Tatort"-Kommissar Nils Stedefreund in Verbindung bringt, stört Oliver Mommsen nicht: "Das war eine Spitzenzeit mit tollen Menschen. Und ich mag die Bremer Bande von ganzem Herzen." Dass er Ururenkel des Historikers und Nobelpreisträgers Theodor Mommsen ist, käme dagegen nur bei Interviews zur Sprache.
Apropos große Namen: Nadine Schoris beruflicher Weg wurde unter anderem auch unterstützt von den bekannten Schauspiel-Kolleginnen Judy Winter und Katja Riemann: "Ich hatte das große Glück, an wirklich tolle Lehrer geraten zu sein. Angefangen bei meiner ersten wichtigen Tanzlehrerin bis zu meinem letzten Regisseur Martin Woelffer. Sie alle eint eine große Leidenschaft zu diesem Beruf, ein Respekt, eine Freude und der Wille, hart zu arbeiten um leicht sein zu können. So war das auch bei Judy und Katja."
Mommsen und Amberg sind sich nicht unbekannt
Amberg ist übrigens beiden Darstellern durchaus ein Begriff: "Hier startete nach der Schauspielschule die erste Tournee, die ich erleben durfte. Eine Frage der Ehre. Wir haben in Amberg geprobt und ich erinnere mich gut und gerne an diese Zeit", erzählt Oliver Mommsen. Nadine Schori feierte ihre Amberg-Premiere im vergangenen Jahr mit einem anderen Tournee-Stück: "Und da heißt es ja immer ankommen im Hotel, auspacken, ins Theater fahren, Vorstellung spielen, zurück ins Hotel und am nächsten morgen: Weiter geht's! Aber tatsächlich kann ich mich erinnern, wie begeistert ich vom historischen Stadtkern war, den Gassen, dem ganzen mittelalterlichen Ambiente. Wunderschön! Außerdem habe ich das Theater und das Publikum in bester Erinnerung und bin wild entschlossen, Amberg noch mehr zu erkunden!".
Und was soll das Publikum vom anstehenden Wiedersehen im Stadttheater mitnehmen? "Dass wir oft mehr gemeinsam haben als wir denken. Schaut Euch an. Nehmt Euch wahr. Verurteilt nicht zu schnell. Und nehmt Euch trotz allem nicht zu ernst. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen", so Nadine Schori. "Wenn sich alle gut amüsiert haben, gut gelacht haben, und vielleicht auch ein Tränchen verdrückt haben, ist das schon viel. Und wenn sie das Wort Courage in ihrem Herzen ein wenig bewahren, dann wär das wundervoll", fügt Oliver Mommsen hinzu.
Zu Personen und Aufführung
- Nadine Schori, Schweizer Tänzerin, Schauspielerin, Regisseurin, Autorin, Jahrgang 1976, studierte zunächst klassischen Tanz an der Palucca-Schule Dresden, war fünf Jahre als Tänzerin am Friedrichstadt-Palast Berlin engagiert, absolvierte anschließend eine Schauspielausbildung in Berlin sowie eine Zusatzausbildung als Film- und Fernsehschauspielerin. Spielte u.a. mit in den Serien "In aller Freundschaft" und "Alarm für Cobra 11".
- Oliver Mommsen, Schauspieler, geboren 1969 in Düsseldorf, besuchte die Schauspielschule Maria Körber in Berlin, 2001 Filmdebüt in "Junimond", spielte von 2001 bis 2019 Kommissar Nils Stedefreund im Bremer "Tatort".
- Die Tanzstunde Boulevard-Komödie von Mark St. Germain mit Nadine Schori und Oliver Mommsen, Produktion Komödie am Kurfürstendamm Berlin, am Mittwoch, 7. Februar um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, Tickets bei der Tourist Information Amberg, Tel. 09621/101233
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