Als die Freiwilligenagentur 2019 beschloss, sich für Insekten einzusetzen, holte sie zunächst naturnahe Verbände zusammen. Nach diesem Treffen nahmen diese das ganze Jahr über Aktionen zum Thema in Angriff, darunter ein Kinderfest und ein Insektentag. Die Freiwilligenagentur selbst rief das Projekt „Amberg engagiert für Insekten“ ins Leben. Das Sachgebiet Grün der Stadtverwaltung Amberg spendete Blütensamen für 5.000 bis 10.000 Quadratmeter Fläche. In 500 kleine Tütchen für jeweils 20 Quadratmeter Blühfläche gepackt, wurden sie an Interessierte verteilt.
„Viele Privatpersonen sowie auch angrenzende Kommunen haben mitgemacht. Der große Aufwand und die lange Wartezeit haben sich gelohnt, denn nach nun zwei Jahren kommen Erfolgsmeldungen von gelungenen Aussaaten zurück“, berichtet jetzt die Ansprechpartnerin für insektenfreundliche Gärten bei der Freiwilligenagentur, Beate Mastel. Das Projekt sei ursprünglich als einmalige Aktion für ein Jahr geplant und Ende 2019 abgeschlossen worden. Umso erfreulicher sei jetzt die Rückmeldung von Hans Leis vom Fischereiverein Amberg aus Schnellersdorf bei Edelsfeld: Er teilte mit, er sei die Aussaat der insektenfreundlichen Pflanzen aus dem Samentütchen professionell angegangen und habe sich an Edelsfelds Bürgermeister Hans-Jürgen Strehl gewandt. Dieser stellte ihm für die Aussaat eine Gemeindefläche von rund 100 Quadratmetern zur Verfügung und setzte sich mit Landschaftsgärtner Alfons Lobinger aus Edelsfeld in Verbindung.
Zuerst noch belächelt
„Nachdem der Boden bestellt und die Aussaat erfolgt war, war meine Aufgabe, den Blühstreifen in direkter Nähe meines Grundstücks morgens und abends zu wässern", berichtet Leis. In der Trockenzeit sei das nicht leicht gewesen: "In den Wochen ab der Aussaat brauchte ich 40.000 Liter Wasser, um die Samen zum Blühen zu bringen.“ Vorbeifahrende Radfahrer und Wanderer hätten ihn belächelt. Leis erinnert sich an Kommentare wie: „Jetzt gießen die Leute schon das Unkraut“. Wochen später blieben laut Leis genau diese Leute stehen und wunderten sich, welch herrliche Blühwiese und Insektenweide hier entstanden ist. „Die einzige Arbeit, die meine Blühfläche jetzt noch macht, ist das Mähen und Heuen im Herbst, damit der restliche Samen noch in die Erde ausfällt", berichtet Hans Leis – und freut sich schon auf seine Insektenweide im nächsten Jahr.
Auf Anregung aus der ersten Impulsveranstaltung 2019, ein langfristiges nachhaltiges Projekt zu schaffen, ist nach Mitteilung von Beate Mastel 2020 als zweites Projekt eine "kostenlose Gartenberatung für insektenfreundliche Gärten“ entstanden. Dazu wurden 20 ehrenamtliche Berater geschult. An zwei Abenden bekamen sie ein Grundwissen zu Biodiversität, insektenfreundlicher Gestaltung eines Gartens sowie dessen Pflege und Erhalt. Die Gartenberater haben laut Mastel danach insgesamt 15 Beratungen bei Ortsterminen gemacht. Mastel bedauert, dass dies im Frühjahr 2020, mitten in der Pflanzsaison, durch Corona ausgebremst wurde. Auch heuer waren wegen der Pandemie nur zehn Beratungen in Amberg und im Landkreis möglich.
Kleine Schritte zur Artenvielfalt
Beate Mastel sieht aber eine Perspektive für die Gartenberater. „Ein großes Anliegen ist es uns, alle Menschen, die über ein Freifeld im Garten, als Dachbegrünung, Balkon, Hausfassade, oder Firmengelände verfügen, da abzuholen., wo sie mit ihren Gartenkenntnissen stehen. Alle, die keinen grünen Daumen haben, und auch die Laubbläser-Liebhaber und Pestizid-Verfechter würden wir gerne zu einem ersten Schritt bewegen." Mit kleinen Schritten stelle sich das kleine Glück über den Zuwachs an Pflanzen und Tiervielfalt im eigenen Garten schnell ein. Damit leiste man auch einen Beitrag zur Artenvielfalt und zum Klimaschutz.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.