Der gebürtige Amberger Klaus Peter Beer wurde vor 25 Jahren von zwei Männern der rechten Szene bewusstlos geschlagen und in die Vils geworfen – weil Beer homosexuell war. Die Stadt Amberg selbst hülle sich auch 25 Jahre nach der Tat in Schweigen, sagen Kritiker. Oberbürgermeister Michael Cerny (CSU) sieht in Amberg aber kein Rechtsextremismus-Problem, sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
ONETZ: Herr Cerny, der Vorwurf des Bündnisses gegen das Vergessen lautet: Der Mord und das Gedenken an das Neonazi-Opfer Klaus Peter Beer würden in Amberg verschwiegen. Was sagen Sie dazu?
Michael Cerny: Der Stadtrat hat sich gefragt, wie er auf den 25. Jahrestag des Mordes an Klaus Peter Beer reagieren soll. Das Ergebnis, das über alle Fraktionen hinweg geteilt wurde, war, dass das Gedenken mit einem Blick nach vorne hinterlegt werden soll: Für welche Werte stehen wir, was ist das Fundament unserer Kommunalpolitik? Angelehnt an die Optik unseres Fußgängerleitsystems wollten wir im öffentlichen Raum die Werte der Toleranz und des Miteinanders symbolisch darstellen, direkt an der Brücke, an der damals der Mord geschah. Wir sind der Meinung: So schlimm jedes Gewaltopfer ist, insgesamt geht es um eine klare Haltung zur Entwicklung in der Gesellschaft. Mein Wunsch ist, dass alle, die diese Zielsetzung teilen und in die gleiche Richtung agieren und gegen Intoleranz und extreme politische Richtungen vorgehen, das in Geschlossenheit tun.
ONETZ: Was spricht gegen die Nennung des Namens von Klaus Peter Beer, der wegen seiner Homosexualität umgebracht wurde, auf einer Gedenktafel?
Michael Cerny: Es ist eine grundsätzliche Überlegung, ob man das singuläre Ereignis, den Mord, der mit einem rechtsradikalen Hintergrund verübt wurde, betonen möchte. Oder ob man generell zeigen möchte, für welche Werte man steht. Wir haben uns für letzteren Weg entschieden, der die Werte des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung betont. So haben wir es vor sechs Wochen besprochen.
ONETZ: Die Veranstalter der Mahnwache und der Kundgebung werfen Ihnen vor, auf dem rechten Auge blind zu sein.
Michael Cerny: Ich bin einfach sauer, wenn gesagt wird, da passiere nichts und man sei auf dem rechten Auge blind. Das kränkt und tut auch den Leuten weh, die sich schon über Jahre engagieren. Ich teile die Einschätzung der Polizei: Wir wissen, welche Akteure aus dem Lager der Rechten in der Stadt und wo sie aktiv sind. Wir sind kein Hotspot, aber wir sind auch kein weißer Fleck in der Landschaft. Aber zu sagen: Wir sehen das nicht und die Polizei sieht es erst recht nicht, der unterstellt uns sozusagen die Blindheit auf dem rechten Auge. Dagegen wehre ich mich stark. Da wird der gesamte Stadtrat in eine Ecke gestellt, was definitiv falsch ist. Wir sollten schon auf derselben Seite stehen, wenn wir ein gemeinsames Ziel erreichen wollen.
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