Selbst Corona konnte den traditionell nach Rumänien führenden Hilfstransport nicht stoppen. Elf Lastzüge von Speditionen, die für das Unternehmen Godelmann fahren, wurden noch vor Weihnachten auf dem Werksgelände beladen. Auf ihnen befanden sich 15 324 Geschenkpakete und dazu auch gestapelte Hilfsgüter, die im Zielgebiet vornehmlich an Armenküchen gingen.
Regie führte, wie seit über einem Jahrzehnt, der bei Godelmann arbeitende Uli Bauriedl. Er führte die Truppe dann auch an, als der Konvoi am zweiten Weihnachtsfeiertag startete. Bei Tagesanbruch waren Mediziner aus der Amberger Gemeinschaft "Die Ärzte" da, um ehrenamtlich Corona-Schnelltests bei den Beteiligten zu veranlassen.
Nach 1500 Kilometern hatten die elf Trucks einen Tag später rumänisches Gebiet erreicht. Direkt zu den Bedürftigen wurden die Gaben diesmal nicht gebracht. Aber es gab vorher feststehende Abladestellen in Dörfern und Städten. Durch seine Organisation hatte Bauriedl dafür gesorgt, dass sich ein ihm vertrauter Personenkreis um die Verteilung kümmerte. So war auch im Corona-Jahr dafür gesorgt, dass die Geschenke direkt zu denen kamen, die auf sie warteten.
Schon am 28. Dezember starteten die Weihnachtstrucker zu ihrer Rückfahrt. Die Nächte wurden diesmal nicht in Quartieren verbracht. Angesichts der Pandemie mussten die Lkw als Schlafstätten dienen. Am 29. Dezember war der Grenzübergang Suben bei Passau und damit wieder deutsches Gebiet erreicht. Dort gab es erneut Covid-19-Schnelltests. Vorgenommen wurden sie von Mitarbeitern des Synlab-Labors aus Weiden. Auch sie arbeiteten kostenlos.
Fast 20 Tonnen Fracht hatten sich auf jedem Truck befunden. Was nach Rumänien gebracht wurde, repräsentierte einen Wert von rund 375 000 Euro. Wie in jedem Jahr waren zahlreiche Kartons bereits im Vorfeld von Spendern verpackt und an der Godelmann-Sammelstelle zusammengetragen worden. Zudem gingen, wie Uli Bauriedl nach Abschluss der Aktion 2020 mitteilte, 105 965 Euro an Geld- und Sachspenden ein.
Nach 3000 Fahrtkilometern, absolviert in vier Tagen, war Erschöpfung da bei den Truckern. Doch fest stand auch diesmal: Die Anstrengungen hatten sich gelohnt. Mit im Gepäck hatte Organisator Bauriedl einen mit Bleistift geschriebenen Brief der im rumänischen Gebiet Siebenbürgen arbeitenden deutschen Ordensschwester Margit. Darin stand: "Ich bin Gott und Euch allen dankbar, dass Ihr auch in dieser schweren Zeit so mutig gewesen seid und die Aktion organisiert habt. Das soll Euch Gott auf Erden und im Himmel vergelten."
















Zustände in Rumänien ein Skandal
Sie sind gefahren. Auch wenn die Corona-Lage eher dazu angetan war, es nicht zu tun. 3000 Kilometer hin und zurück. Schnelltests und äußerste Zurückhaltung an den Zielorten in Rumänien sowie ein vorher exakt angelegtes Hygienekonzept machten die Tour der Höglinger Weihnachtstrucker möglich.
Die auch diesmal entzündeten Freudenlichter strahlten heller als jemals zuvor. Denn da warteten Kinder, Arme und Kranke, die unglaublich trist ihr Dasein in einem zur Europäischen Union gehörenden Land bewältigen müssen. In einem Staat, der in Bukarest und anderen Metropolen prunkvolle Paläste hinstellt und sich um das Schicksal eines Gutteils seiner Bürger nichts schert. Ein Skandal, der längst öffentlich von anderen Regierungen hätte angeprangert werden müssen.
Beifall für alle, die dabeiwaren. Diesmal ohne direkten Kontakt zu den Bedürftigen, mit strengen Vorkehrungsmaßnahmen, in Lastzügen verbrachten Nächten und auf sich genommenen winterlichen Strapazen. Zum Schluss aber in der Gewissheit, auch diesmal viel Gutes getan zu haben. Wir ziehen den Hut vor Uli Bauriedl und seiner Truppe.
Wolfgang Houschka