In der Sitzung des Zweckverbandes Nahverkehr Amberg Sulzbach (ZNAS) ging es am Mittwoch ums Geld. Der Haushalt 2021 stand auf der Tagesordnung. Aus der Beschlussvorlage, die ZNAS-Geschäftsleiter Hans-Jürgen Haas vorbereitet hatte, ging hervor, dass die Stadt Amberg und der Landkreis mit jeweils 2,5 Millionen Euro einsteigen müssen, damit sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten. Zum Vergleich: Aktuell sind es 2,02 Millionen Euro. Der Amberger Stadtrat Dieter Amann (SPD), der seit Gründung des ZNAS 1994 Verbandsrat ist, kann sich noch an die Anfangsjahre erinnern: "Da haben wir über 600.000 D-Mark geredet."
Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny veranlasste das zu dieser Aussage: "Wir tun uns immer schwerer, den Haushalt aufzustellen." Das sei fast schon ein Blick in eine Glaskugel, denn jedes Jahr kämen neue politische Vorgaben und Wünsche aus der Bevölkerung hinzu. Die Stichworte: EU-Richtlinien, CO2-Reduzierung, 365-Euro-Ticket.
45 Prozent CO2-neutral
Laut Hans-Jürgen Haas gibt es Vorgaben der EU, wonach ab 2024 alle Ausschreibungen das Ziel haben müssen, 45 Prozent der Leistungen CO2-neutral anzubieten. Das werde höhere Anschaffungskosten zur Folge haben, da auf einigen Touren mehr als ein Bus zum Einsatz kommen werde. Das liege daran, dass zum Beispiel elektrisch betriebene Modelle aufgeladen werden müssen. Das werde den Zeitplan durcheinanderbringen: "Da sehen Sie, was auf uns zukommt."
Im Endeffekt bedeutet das für Oberbürgermeister Cerny: "Die Wünsche werden mehr, die Vorgaben werden mehr, der Haushalt wird immer schwieriger." An dieser Stelle der Diskussion nannte Haas eine Zahl: Das 365- Euro-Ticket im Bereich des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) für alle Schüler und Auszubildende anzubieten, koste 46 Millionen Euro. Kämen noch weitere Gruppen hinzu, habe auch das entsprechende finanzielle Folgen. Das Fazit des Oberbürgermeisters: "Es gibt keine Garantie, dass die nächsten fünf Jahre so laufen wie die letzten fünf Jahre."
"Noch mehr Forderungen"
Das war das Signal für Landrat Richard Reisinger, sich ebenfalls zu Wort zu meldete: Wenn "noch mehr Forderungen an uns gestellt werden", könne sich das der ZNAS irgendwann einmal nicht mehr leisten. Wenn nur noch "Nicht-Behinderte, Nicht-Schüler und Nicht-Rentner" den vollen Preis bezahlen, blieben überspitzt formuliert "nur die 30- bis 50-Jährigen" übrig. Der Landrat schlussfolgerte: "Dann müssten das die Städte und Gemeinden übernehmen" - und nicht der aus Stadt und Landkreis bestehende Zweckverband.
Cerny setzte noch eins drauf: "Die Unsicherheiten in der Finanzierung sind größer denn je." Verbandsrat Günther Cermak aus Auerbach, seines Zeichens Busunternehmer, formulierte es so: "Wir brauchen einen sinnvollen, attraktiven Verkehr." Es könne nicht sein, dass Busse an Sonn- oder Feiertagen leer von Amberg nach Auerbach und wieder zurückfahren, "weil auch in Edelsfeld und Königstein keiner zusteigt". Das tue ihm als Unternehmer weh: "Der Sonntag kostet uns richtig Geld."
"Nicht negativ diskutieren"
OB Cerny nickte, sagte aber: "Wir sollten das nicht negativ diskutieren. Wir haben viele Verbesserungen erreicht und sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir den Nahverkehr noch weiter verbessern können." Denkbar seien kleinere Fahrzeuge und eine noch stärkere Orientierung am tatsächlichen Bedarf: "Das wird sich entwickeln." Das wiederum rief die Amberger CSU-Stadträtin Susanne Herding auf den Plan, die eine App forderte. Diese sollte nicht nur Fahrplanübersichten bieten, sondern auch die Möglichkeit beinhalten, Fahrten und Tickets direkt zu buchen: "Dann würden wir uns die eine oder andere Leerfahrt sparen."
Hans-Jürgen Hass musste die Verbandsrätin enttäuschen. Das dürfe der ZNAS gar nicht, weil für die Buchungen die Busunternehmen zuständig seien. Der VGN, an den der Raum Amberg-Sulzbach angeschlossen ist, verfüge jedoch über eine derartige App, die laut Landrat Reisinger funktioniert: "Ich komme mit der relativ gut klar. Ich nutze sie oft."
Digitale Dienste im Nahverkehr kann sich auch Michael Cerny sehr gut vorstellen: "Eine App, der ich sage, dass sich von A nach B möchte, und die mir sagt, welche Möglichkeiten es wann gibt und was es kostet." Auch die Taxis sollten als Alternative nicht vergessen werden, falls es gerade keine Busverbindung geben sollte: "Große Städte haben das schon, aber als kleine Stadt tun wir uns da relativ schwer."
"Großraum Nürnberg kann das"
ZNAS-Geschäftsleiter Haas spann diesen Gedanken noch etwas weiter: "Sie steigen ein, fahren, steigen aus und der Betrag wird mit Best-Preis-Garantie von Ihrem Konto abgebucht." So könnte schon bald die Zukunft des ÖPNV aussehen. Michael Cerny fände das toll: "Wenn ich mich nicht vorher darum kümmern muss, ob ich auch das richtige Ticket habe, würde das Hemmschwellen abbauen." Der OB wiederholte sich: "Das, was große Städte machen, können wir nicht machen." Aber: "Der Großraum Nürnberg kann das. Mit uns."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.