Offizielle Statistiken lügen nicht – aber sie müssen meistens genauer betrachtet und interpretiert werden, damit sie auch eine nachhaltige Aussagekraft bekommen. Beispiel Pendlerstatistik: "Zahl der Einpendler in die Stadt Amberg ist gesunken", verkündet die auch für Amberg zuständige Arbeitsagentur in Schwandorf in einer Pressemitteilung. Schaut man sich die Zahlen allerdings etwas genauer an, relativiert sich diese Aussage.
27.970 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hatten zum Stichtag 30. Juni 2023 ihren Arbeitsort in der Stadt Amberg. Davon pendelten 17.802 Frauen und Männer von auswärts in die Stadt. Das sind 63,8 Prozent aller Menschen, die in Amberg arbeiten. "Damit sank die Zahl der Einpendler gegenüber dem Vorjahr um 218 Personen bzw. 1,2 Prozent", heißt es wörtlich in der Pressemitteilung. Damit fahren laut Statistik weniger Arbeitnehmer zur Arbeit in die Stadt Amberg, umgekehrt verließen mehr Beschäftigte die Stadt, um anderswo zu arbeiten. Zumal in Amberg selbst 17.782 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ihren Erstwohnsitz haben.
Statistisches Zahlenspiel
Doch was sind die Gründe für diesen statistischen Schwund? Andre Stephan-Park, der Pressesprecher der Arbeitsagentur in Schwandorf, darf aus datenschutzrechtlichen Gründen zwar keine Namen nennen. Doch erklärt er den Effekt damit, dass ein Unternehmen, das bisher in der Stadt Amberg angesiedelt gewesen ist, seinen Sitz offiziell in den Landkreis verlegt habe. Es ist also zu vermuten, dass es sich um die Grammer AG handelt, die ihren Sitz offiziell erst vor kurzem von Amberg nach Ursensollen, also in den Landkreis Amberg-Sulzbach, verlegt hat. Damit wäre der Einpendler-Schwund tatsächlich ein rein statistischer, da die tatsächliche Verlegung der Verwaltung schon deutlich früher über die Bühne gegangen ist.
Aber zurück zur Statistik: Von den Einpendlern in die Stadt Amberg, 12.085 an der Zahl, kam die größte Gruppe – wenig überraschend aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. 2386 Menschen aus dem Landkreis Schwandorf arbeiten in der Stadt, aus dem Landkreis Neustadt/Waldnaab 559, aus dem Landkreis Neumarkt 307 und aus dem Kreis Nürnberger Land 256. Damit nahm die Zahl der Auspendler gegenüber dem Vorjahr um 151 Personen bzw. zwei Prozent zu. Von den 17.782 sozialpflichtig Beschäftigen, die in der Stadt Amberg wohnen, arbeiteten 7672 (43,1 Prozent) auswärts. Hier nimmt der Landkreis Amberg-Sulzbach mit 3901 Auspendlern den größten Teil auf. Gefolgt vom Kreis Schwandorf (917), der Stadt Regensburg (505), dem Kreis Nürnberger Land (403) und der Stadt Weiden (210). Insgesamt liegt bei der Stadt Amberg die Zahl der Einpendler um 10.130 höher als die der Auspendler.
Drei neue Rekorde im Landkreis
Jetzt zum Landkreis Amberg-Sulzbach, in dem 44.896 sozialpflichtig Beschäftigte 30.442 Arbeitsplätzen gegenüber stehen. Gegenüber dem Vorjahr stieg hier die Zahl der Einpendler um 164 auf 11.537 (plus 1,4 Prozent). Damit erreicht in AS sowohl die Gesamtzahl der sozialpflichtig Beschäftigten Arbeitnehmer als auch die Zahl der Ein- und Auspendler eine neue Rekordmarke, so stellt die Arbeitsagentur in ihrer Pressemeldung fest. "Dies zeigt, wie wichtig eine gute Anbindung der Region an das Schienen- und Straßennetz für Wirtschaft ist“, wird darin Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf, zitiert. Die größte Gruppe der Einpendler stammt mit 3901 aus der Stadt Amberg. Es folgen der Kreis Schwandorf (1252), der Kreis Neustadt/WN (1186), der Kreis Bayreuth (1110) und der Kreis Nürnberger Land (831). 182 Einpendler hatten übrigens ihren Wohnort in der Tschechischen Republik.
3901 Frauen und Männer fahren als sogenannte Einpendler regelmäßig von der Stadt Amberg zur Arbeit in den Landkreis Amberg-Sulzbach. Umgekehrt tun das 12.085 Arbeitnehmer. Es folgen Schwandorf (2479), der Kreis Nürnberger Land (1895), die Stadt Nürnberg (1582) und der Kreis NEW (1133). Insgesamt liegt im Landkreis Amberg-Sulzbach die Zahl der Auspendler um 14.466 Personen höher als die der Einpendler. Das alles aber nur rein statistisch, wie das Beispiel der Grammer AG zeigt, bei der die amtliche Verlegung des Firmensitzes deutlich später erfolgte als der tatsächliche Umzug. Und es gibt noch ein Phänomen, das die Statistik aushebelt: Home-Office oder Mobiles Arbeiten. Denn viele Arbeitnehmer arbeiten zwar offiziell bei einem Unternehmen außerhalb ihres Wohnsitzes, tatsächlich aber üben sie ihren Beruf aber ganz oder teilweise von daheim aus.
Die Pendler in statistischen Zahlen
- 27.970 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hatten zum Stichtag 30. Juni 2023 ihren Arbeitsplatz in der Stadt Amberg
- 17.782 sozialpflichtig Beschäftige leben derzeit in Amberg
- Im Landkreis Amberg-Sulzbach leben 44.896 sozialpflichtig Beschäftigte
- Dem stehen 30.442 sozialpflichtige Arbeitsplätze gegenüber
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