Zum 25. Mal jährte sich am Montag, 7. September, der gewaltsame Tod von Klaus-Peter Beer. Der homosexuelle Mann war 1995 das Opfer rechter Gewalt geworden. Die später zu acht und zwölf Jahren Haft verurteilten Täter misshandelten ihn und warfen ihn verletzt in die Vils, wo er starb. Dieses traurige Jubiläum war Hintergrund einer Idee, die Tanja Dandorfer (Amberger Bunt) und Brigitte Netta (Die Liste Amberg) gemeinsam hatten. Die Stadträtinnen wollten zusammen ein für alle sichtbares Zeichen setzen, um Verbrechen wie dieses und ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.
Schnell fanden sie Unterstützer bei der Stadt und allen anderen im Amberger Stadtrat vertretenen Parteien. Ergebnis ist ein vom Tiefbauamt in Auftrag gegebenes und an der Brücke beim Stadtgraben-Weiher installierter Wegweiser, auf dessen Tafeln neun Wörter zu lesen sind, die in alle Himmelsrichtungen deuten: Menschlichkeit, Respekt, Hilfsbereitschaft, Freiheit, Demokratie, Gemeinschaft, Empathie, Sympathie und Toleranz.
Alle Fraktionen machen mit
Beim Pressetermin sagte Tanja Dandorfer: "Brigitte und ich freuen und sehr, dass die Unterstützung dieser Idee in allen Fraktionen aufgegriffen worden ist." Oberbürgermeister Michael Cerny (CSU) sprach von einem politischen Zeichen, das hier gesetzt werde - völlig unabhängig von Parteipolitik. Matthias Schöberl, Fraktionschef der Christsozialen im Amberger Stadtrat, ging auf die Bedeutung der neun Begriffe ein und sagte auch mit Blick auf die Pandemie: "Wir bewegen uns bei diesen Werten immer in einer Abwägung zwischen der Freiheit, die wir wollen, und der Sicherheit, die uns der Staat geben muss." Alle Stadträte sollten gemeinsam vorangehen und die Basis dafür schaffen, sich gegen die "Feinde der Demokratie" zur Wehr zu setzen. SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Fruth erinnerte daran, dass Klaus-Peter Beer wegen seiner Homosexualität sein Leben verlor: "Andere sexuelle Ansichten sind ganz normal. Sie gehören dazu." In Amberg funktioniere das Miteinander sehr gut: "Ich bin froh, dass ich hier lebe." Hans-Jürgen Bumes (Bündnis 90/Die Grünen) ist ebenfalls ein Freund dieser Initiative: "Die Väter des Grundgesetzes haben genau diese Werte verankert. Diese Werte wurden mit Weitblick und Bedacht gewählt." Bürgermeister Franz Badura (ÖDP) fand bei dem Treffen persönlichere Worte. Er, der bereits während seines Studiums in Köln unter einer unheilbaren Augenkrankheit litt, sei damals selbst Opfer von Gewalt geworden, "weil man aus Sicht der Täter nicht perfekt ist".
"Mit Bunt groß geworden"
Manuel Werthner von den Freien Wählern war am Tag des Todes von Klaus-Peter Beer erst fünf Jahre alt: "Mir war das lange nicht bewusst, was da damals eigentlich genau passiert ist." Seine Generation und die noch Jüngeren seien aber "mit dem Bunt groß geworden". Von daher hoffe er, dass es vergleichbare Fälle nie wieder geben wird.
Jens Rohn, Kreisverbandsvorsitzender der FDP, kam auf das Miteinander bei dieser Aktion zu sprechen: "Mich freut, dass wir, die Parteien, die sich der Demokratie verpflichtet fühlen, zusammen funktionieren." Mitinitiatorin Brigitte Netta (Die Liste Amberg) wünscht sich, dass es nicht nur bei diesem Zeichen bleibt: "Wir sollten das gemeinsam und geschlossen in alle Handlungen einfließen lassen."
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