Aufmerksamen Bürgern ist es längst aufgefallen, dass im Zwinger der Stadtmauer am Malteserberg in den vergangenen Wochen gepflastert worden ist. Referenzfläche nennen sich die gut 100 Quadratmeter "Straße", die dort nach den Vorgaben entstanden sind, die das renommierte Ingenieurbüro Kampik aus München auf Basis der bisherigen Straßengestaltung in Ambergs Altstadt gemacht hat.
Der Grund ist ein einfacher: Mit Oberer und Unterer Nabburger Straße sowie Paulanerplatz stehen demnächst gleich drei Straßen und Platzbereiche zur Neugestaltung an. Da soll es nicht weniger als der große Wurf sein.
Norbert Füger, der Leiter des Tiefbauamts, erläuterte am Mittwoch dem Bauausschuss anhand der Referenzfläche, wie die künftig aussehen könnten. Gestaltet mit bayerischem und böhmischem Granit in guter Qualität und unterschiedlicher Ausprägung. Mit breiten Platten für Rollstühle, Kinderwagen oder Rollatoren, einem weißen Leuchtband für Sehbehinderte und einem relativ kleinteiligen Pflaster für den eigentlichen Fahrbahnbereich. Immer farblich abgestimmt auf die jeweilige Nutzung, um die Unterscheidung der einzelnen Zonen durch den Bürger leicht zu machen, da ja die Gehsteige wegfallen sollen. Fußgänger und Autofahrer sowie Radler teilen sich nach dem Prinzip des "Shared Space" hier den öffentlichen Raum.
Die Referenzfläche am Malteser bildet die Wirklichkeit einer der Altstadtstraßen also exemplarisch ab. Um die ganze Bandbreite möglicher Probleme abzudecken, hatte der Bauausschuss zwei Rollstuhlfahrer und Stadtheimatpflegerin Beate Wolters mit Pfennigabsätzen als Testpersonen bestimmt. Die beiden Rollis, Georg Dietrich und Jürgen Weiß, befanden die Unterlagen generell ganz gelungen für Menschen, die auf Räder angewiesen sind, um sich fortzubewegen. Ein paar scharfe Kanten und Absätze kassierten leichte Mängelanzeigen, waren aber wohl eher auf das Verlegen zurückzuführen, wie sich herausstellte. Auch Stadtrat Franz Badura von der ÖDP, der an einer Augenkrankheit leidet, war mit dem Leitsystem aus hellen Steinen sehr zufrieden.
Breitere Platten
Neu im Gegensatz zu den zuletzt in der Altstadt verlegten Straßen und Plätzen sind laut Norbert Füger die etwas verbreiterten Gehplatten, die von bisher knapp einem Meter auf nunmehr 1,20 Meter anwachsen sollen. Die Verlegequalität, so Füger, sei das Beste, was man mit den ausgesuchten Steinen und einer sehr geringen Ausschussquote erreichen könne. "Mehr geht einfach nicht." Das Problem: Granit allererster Güteklasse, der fast fugenlos verlegt werden kann, ist kaum mehr zu bekommen. Und wenn, dann zu exorbitant hohen Preisen. Die Fuge aber sollte bei der anschließenden Diskussion vor Ort und später im Baureferat noch eine entscheidende Rolle spielen. Zunächst aber ging es um die ästhetische Komponente, die bei den Stadträten irgendwo zwischen "sehr schön" und "enttäuschend" lag.
"Mir fehlt das Neue", stellte beispielsweise Uli Hübner (SPD) fest und fragte sich, wofür man das Planungsbüro Kampik engagiert habe, wenn die Fläche jetzt im Prinzip genauso ausschaue wie die in der Fußgängerzone. Dieter Mußemann (CSU) hingegen war die Ästhetik eher zweitrangig, er bemängelte die seiner Ansicht nach sehr hohe Lärmentwicklung durch den Autoverkehr bei so einem Untergrund und die Problematik der Fugen. Um die zu demonstrierten, popelte er eine Menge an Fugenmaterial heraus.
Fugen sind Problem
Hier liegt nach Meinung des Ausschusses schon ein Schwachpunkt des Pflasters. Fährt nämlich die Kehrmaschine regelmäßig über so eine Fläche, klaffen schon sehr bald breite Fugen ohne Füllmaterial - siehe Weinstraße. Die Problematik könne auftreten, so Baureferent Markus Kühne, wenn das Pflaster auf normalen Untergrund verlegt und verfugt werde. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Pflastersteine in Beton zu legen und fest zu verfugen. "Dann muss man bei Bauarbeiten aber die gesamte Fläche aufsägen", nannte er gleich den Nachteil, während sich die "weiche" Verlegung an die Drehkräfte von Autolenkungen zum Beispiel hervorragend anpasse. Nachgefugt müsste halt künftig besser werden.
Am Ende stand dann überhaupt keine Entscheidung sondern der Wunsch danach, sich anderswo umzusehen oder zumindest die Referenzfläche am Malteser noch einmal umzugestalten mit größeren Pflastersteinen. Ein Fahrt nach Hirschau schlug Dieter Mußemann vor, dort habe man das Pflasterproblem bei der Neugestaltung des Marktplatzes in den Griff bekommen. Hier könne man sich doch einfach mal ein Hirschauer Stückl leisten, sagte er.
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