Prozess um Betrugsmasche mit Vereins-Überweisungen: TV 1861 Amberg betroffen

Amberg
02.05.2023 - 14:56 Uhr
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Schon in erster Instanz war eine umfangreiche Beweisaufnahme abgewickelt worden. Jetzt, vor dem Amberger Landgericht, kommt es bei einem Betrugsprozess zu ergänzenden Nachforschungen, die keiner vorher auf dem Zettel hatte.

Das Amberger Landgericht verhandelt einen Fall von Betrug, bei dem auch der TV 1861 Amberg seinerzeit betroffen war.

Der Mann aus Afrika sitzt seit langer Zeit in U-Haft. Sein Aufenthalt hinter Gittern könnte noch Jahre dauern. Der Grund: Das Amberger Schöffengericht war im Juli letzten Jahres überzeugt davon, dass mit dem 37-Jährigen jemand die Anklagebank drückte, der dabei war, als Überweisungsträger gefälscht und bei Banken abgegeben wurden. Damit sollten in betrügerischer Weise Geldstransfers von Vereinsguthaben auf Konten im Ausland stattfinden.

Der TV 1861 Amberg stand zwei Mal auf der Liste. In beiden Fällen hätte eine Amberger Bank jeweils annähernd 10 000 Euro auf ein Konto im europäischen Ausland überweisen sollen. Doch die Betrugsversuche, bei denen die Unterschrift des TV-Vorsitzenden Thomas Bärthlein gefälscht worden war, fielen auf und wurden sofort gestoppt. Ähnlich endeten die illegalen Transfers in drei weiteren Fällen bei Vereinen im Bundesgebiet.

Das Betrugskommissariat der Kripo Amberg wurde tätig und ermittelte sehr erfolgreich. Durch einen DNA-Abgleich auf einem der Überweisungsträger kamen Fahnder auf einen 37-jährigen Afrikaner. Der wohnte zu dieser Zeit in Magdeburg, wurde festgenommen und in U-Haft gebracht. Dort sitzt er seither und beteuert seine Unschuld. Erst vor dem Amtsgericht Amberg, das ihn zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilte. Nun auch in der Berufungsinstanz. Schon damals blieb das Reden hauptsächlich seinem Anwalt Sven Tamoschus aus Dessau überlassen. Jetzt, in der Berufungsinstanz, ist zusätzlich der Regensburger Professor Jan Bockemühl als zweiter Verteidiger aufgeboten. Unterdessen sind vier Prozesstage vor der 2. Strafkammer unter Vorsitz von Jutta Schmiedel verstrichen - und vieles sieht danach aus, als ob da noch etliche Termine kommen werden. Die Sache zieht sich zäh hin.

Nigeria Connection unter Verdacht

Unterdessen ist die Amberger Kripo mit umfangreichen Nachermittlungen beschäftigt. Die Anwälte wollen zum Beispiel wissen, ob der Beschuldigte aus Afrika während seiner Zeit in Magdeburg eine Führerscheinprüfung in deutscher oder französischer Sprache ablegte. Warum das? Anwalt Bockemühl ließ erkennen: "Wir wollen wissen, ob er damals der deutschen Sprache mächtig war oder ob es eine Möglichkeit gab, den Test in seiner französischen Muttersprache abzulegen." Das könnte unter Umständen eine Rolle im weiteren Verhandlungsverlauf spielen. Ein Fahrlehrer soll nun befragt werden. Es wird wohl noch länger bis zu einem Urteil dauern. Am 8. Mai geht es zunächst weiter mit einem Spezialisten, der sichergestellte Computer auswertete. Gewiss aber ist jetzt schon: Es dreht sich alles um einen Handlanger der international operierenden Bande. Dabei könnte es sich um die weltweit auftretende Nigeria Connection handeln.

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