Musikalische Höhepunkte genießen und dabei auch noch Gutes tun: Diese einmalige Gelegenheit bietet das Wohltätigkeitskonzert des Siemens-Orchesters München, das zwischenzeitlich einen festen Platz im kulturellen Frühjahrsprogramm der Stadt Amberg erobert hat. In diesem Jahr gastierte das Ensemble bereits zum 19. Mal im Stadttheater und hatte dabei erneut drei sinfonische Werke im Gepäck, die neugierig machten und Lust auf mehr. Deshalb sei schon einmal auf das nächste Jahr hingewiesen, in dem das Orchester am 30. März zu hören sein und damit ein kleines Jubiläum begehen wird. Dann übrigens auch durch eine Nachspeise und einen Espresso nach dem Mittagessen zusätzlich gestärkt, wie der Sprecher der Siemens-Betriebsleitung Amberg Hans-Peter Scharl einleitend mit Schmunzeln versprach. Wer nun aber meint, die musikalische Qualität habe durch deren Fehlen in diesem Jahr vielleicht etwas gelitten, dem sei gesagt: „Weit gefehlt.“
Davon konnte sich das zahlreich erschienene Publikum in den folgenden zwei Stunden selbst überzeugen, denn die Musiker zeigten sich bestens aufgelegt und intonierten mit ausgezeichneter Spielfreude das diesjährige Programm. Dies ist umso bemerkenswerter, als es sich bei dem Orchester ausschließlich um insgesamt rund 60 Laien handelt, die hauptberuflich in Diensten der Firma Siemens oder auch anderer Unternehmen stehen und ihre Instrumente nur im „Nebenjob“ zur Hand nehmen.
Zwei anspruchsvolle Programme
Dieser freilich hat es in sich, zumal pro Jahr nicht nur eines, sondern jeweils zwei anspruchsvolle Programme erarbeitet werden. Unter der Leitung des vielfach preisgekrönten Dirigenten Markus Elsner, der sich sowohl im Bereich der Klassik als auch in der zeitgenössischen Musik einen hervorragenden Ruf erworben hat und das Ensemble seit 2007 leitet, werden die Stücke in wöchentlich stattfindenden Proben einstudiert und anschließend vorwiegend im Münchener Raum präsentiert.
Umso mehr zu begrüßen ist es, dass das Amberger Publikum ebenfalls einmal jährlich ebenfalls in diesen Musikgenuss kommt, der diesmal Kompositionen von George Bizet, Johann Nepomuk Hummel und Peter Iljitsch Tschaikowsky umfasste. Den Auftakt machte dabei die Carmen Suite Nr. 1, die aus der Musik der gleichnamigen Oper von 1875 stammt und von Bizets Freund Ernest Guiraud nach dessen Tod unter weitestgehender Beibehaltung der Orchestrierung zusammengestellt wurde. Für die Gäste im Stadttheater ein Auftakt nach Maß, denn wer kennt sie nicht, die viel gespielten und oft verwendeten Motive aus Carmen, die mit ihren eingängigen Melodien die Zuhörerinnen und Zuhörer begeistern und noch lange nachklingen, nachdem der letzte Ton verstummt ist! Dabei wechseln sich spannungsreiche Themen mit ruhigeren Passagen und verspielten Tonfolgen ab, nicht ohne dabei verschiedene Instrumente wie die Oboe, die Flöte, die Klarinette und die Harfe in Szene zu setzen.
Ungewöhnlicher Abschluss
Part zwei gehörte vor allem der Trompete und damit dem Solisten des Abends Matthew Sadler, der mit seinem Vortrag des Trompetenkonzerts in E-Dur des österreichischen Komponisten Johann Nepomuk Hummel brillierte. Dieses Stück, das Hummel für den Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger und dessen neu entwickelte Klappentrompete komponierte, stammt aus dem Jahr 1803 und spiegelt eindrucksvoll wider, dass es im Übergang von der Wiener Klassik zur Romantik entstand.
Es gehört heute zu den beliebtesten und meistgespielten Werken an diesem Instrument und der 1981 in London geborene Sadler verstand es hervorragend, die Konzertgäste mit seiner Interpretation der rund 20-minütigen Komposition zu überzeugen. Mit Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6 in h-Moll und damit der letzten Komposition des russischen Komponisten ging das diesjährige Gastspiel des Siemens-Orchesters München schließlich zu Ende.
Das Stück, dem Tschaikowskys Bruder Modest den Titel „Pathétique“ verlieh und das laut Musikexperten „wie ein Abgesang auf eine versinkende Epoche“ wirkt, changiert zwischen melancholischen Klängen und lebhaftem Allegro und endet – auch zur Überraschung des Amberger Publikums – mit einem für Sinfonien ungewöhnlich langsamen, requiemartigen Satz. Damit setzte das Ensemble einen außergewöhnlichen Schlusspunkt unter sein diesjähriges Gastspiel, das die Anwesenden zu Recht mit nicht enden wollendem Applaus und teils stehenden Ovationen honorierten.
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