Über das Bootshaus in Amberg wurde viel geschrieben, das Interesse ist riesig. Klaus Herdegen und seine Tochter Eva Bogner sind dort die Geschäftsführer. Der Prozess war langwierig, weil sich die Gebäude im Hochwasserbereich befinden. Am Ende steht heute nicht nur ein Gastronomiebetrieb mit Terrasse direkt über der Vils, sondern auch ein Hotel mit Tagungsräumen. Während jeder interessierte Amberger bereits die Möglichkeit hatte, sich ein Bild vom Wirtshaus samt der Fluss-Plattform zu machen, bleiben die Fragen: Wie schaut es im Hotel aus und welche historisch relevanten Aspekte der ursprünglich fünf Gebäude in der Schiffgasse haben die Betreiber besonders in Szene gesetzt? Klaus Herdegen hat Oberpfalz-Medien durch sein Bootshaus geführt.
Es gibt doch Fernseher
Zur ersten Frage in Sachen Hotel: Ein Aspekt fällt sofort auf, obwohl er dem Standard jedes Hotels entspricht und auf den ersten Blick doch irgendwie fehl am Platz im Bootshaus ist. Jedes der insgesamt 15 Doppelzimmer und der vier Suiten im Bootshaus hat einen Fernseher. Dazu sagt Klaus Herdegen, der eigenen Angaben zufolge in vielen Arbeitsstunden Stein für Stein der historischen Gebäude zusammen mit seinen Kindern abgeklopft und wieder zusammengesetzt hat: "Eigentlich war ich dagegen, in jedem Zimmer Fernseher auszustellen. Es sollte ein Ort der Ruhe und Besinnung werden." Weil dort auch viele Geschäftsleute unterkommen, die einen harten Arbeitstag hinter sich haben, und "dann einfach fernsehen wollen", habe er sich umstimmen lassen.
Ursprünglich war Herdegen zufolge nicht mehr als "ein Wirtshaus mit zwei, drei Ferienwohnungen angedacht". Daraus entstand aber nun ein ganzes Hotel mit Gastronomie. Im Zwischengang der Häuser zwischen Vils und Hinter der Feste wird deutlich, was sich in den Häusern getan hat. Der Durchgang zwischen den Häusern ist eben. Das ist nicht selbstverständlich. Zwei Häuser standen zu Beginn der Sanierungsarbeiten knapp einen Meter höher als der Rest des Ensembles. "Die wurden vor 150 oder 200 Jahren wahrscheinlich wegen der Angst vor dem Hochwasser einfach aufgefüllt. Wir haben mit der Hand nach unten gegraben und die Häuser wieder auf das historische Niveau gebracht", sagt Herdegen. Ein Pluspunkt für die historische Authentizität und insbesondere für die Barrierefreiheit.
Namen erinnern an Bewohner
Die Zimmer sollen ebenfalls an die Geschichte der Häuser erinnern. Die Zimmer nehmen Bezug auf die ehemaligen Bewohner. Nicht mit ihrem Namen, aber mit dem Beruf, den sie einst ausübten. Herdegen: "Wir haben die Pläne mit den historischen Bewohnern, da sind die Berufe genannt. Für die haben wir uns als Zimmernamen entschieden. Das sind ja sehr alte Häuser, in denen unzählige Menschen gelebt haben." Ein Beispiel: Ein Zimmer trägt den Namen "Bürstenbinder" ein anderes heißt "Braumeister". Wie Herdegen verrät, sind auch schon Amberger im Hotel abgestiegen, um ein schönes Wochenende zu verbringen und sich ein Bild vom neuen Bootshaus zu machen.
Einen Meter gegraben
Nun zum historischen Punkt: Das Bootshaus besteht aus insgesamt fünf Häusern. Klaus Herdegen sagt: "Im Kern sind die Hauptgebäude Teile des ersten Amberger Schlosses. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert." Die, wie Herdegen sagt, "kleinen Häuser" mit der Hausnummer Schiffgasse 9 und 11 stammen demnach aus der Zeit des ausgehenden Barock. Sie wurden in den Jahren 1760 bis 1780 errichtet. Herdegen wollte ein Auge auf die Details der historischen Quartierserneuerung in der Amberger Altstadt richten. Vor der Fassade auf der Seite "Hinter der Veste" zwischen Schiffbrückgasse und dem Eichenforstgässchen, deutet er auf einen Schriftzug an der Fassade. "Mir war es ganz wichtig, dass die Kleinigkeiten am Ende gemacht werden. Die Schneckerln an der Fassade zum Beispiel." Der Text verweist auf eine Figur, die an dieser Seite des Bootshauses thront. Dabei handelt es sich um das pechschwarze Abbild eines Heiligen. Es stellt den Heiligen Zeno von Verona dar, der angeblich die Kirche seiner Stadt, aber ausschließlich diese, vor einer Flutkatastrophe bewahrt haben soll. "Den kennen die wenigsten. Aber er ist unser Schutzheiliger."
Terrasse fährt nach oben
Heilige sind das eine. Um sich vor drohenden Katastrophen zu schützen, braucht es aber auch handfeste Vorkehrungen. Noch ist die Hochwasserschutztechnik im Bootshaus nicht ganz abgeschlossen. Das soll aber bald kommen. Herdegen sagt: "Gefährlich wird es immer, wenn es 'nauswerts geht, also der Boden gefroren ist. Dann kommt ein Starkregen und das Wasser kann nicht abfließen." Ansonsten aber wirkt das Bootshaus schon sehr hochwasserfest. Es gibt an den Türen Läufe für Schottbretter, die eingesetzt werden, sollte das Wasser kommen. Die historischen Wände haben während der Sanierungsarbeiten eine hochwasserfeste Beton-Schicht bekommen, die den Besuchern nun gar nicht mehr auffällt. Allgemein sei alles so konzipiert, dass man sowohl im Außenbereich als auch innen separat schotten könne. Doch das ist nicht alles. Die Plattform über die Vils hat laut Vorgaben zudem hochwasserfest zu sein. Laut Herdegen ist sie so gestaltet, dass sie im Notfall nach oben gefahren werden kann, damit sich dort kein Treibgut wie Äste und Baumstämme verhaken kann.
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