Auch 231 Jahre nach seinem Tod ist das einstmalige Salzburger Wunderkind nicht wegzudenken aus Konzert-Programmen. Aber so zeitlos schön Mozarts Kompositionen auch sind - die Interpretation macht den Unterschied. Die Akademie für Alte Musik Berlin zählt da seit 40 Jahren unangefochten zu den ausgewiesenen Experten. Nicht zuletzt, weil man als historisch informiert spielendes Kammerorchester dem Originalklang so nahe wie möglich kommt.
Die kleinere Besetzung, die historischen Instrumente und der im Vergleich zu modernen symphonischen Orchestern andere Stimmton eröffnen dem Ensemble musikalische Möglichkeiten, die nicht bei oberflächlichem Wohlklang stehenbleiben: "Auch Aufgerautes und Geschärftes hat in diesem Klangbild Platz, wir wollen den Hörer ganz unmittelbar packen", schreibt Konzertmeister Bernhard Forck auf Anfrage von Oberpfalz-Medien.
Gute Erinnerungen an Amberg
Das Amberger Publikum war von diesem Ansatz schon im vergangenen Jahr, ebenfalls zur Saisoneröffnung, begeistert. Auch bei den Musikerinnen und Musikern ist dieses Gastspiel im Stadttheater in mehrfach guter Erinnerung geblieben: "Erstens war es in dieser Pandemiezeit eine besondere Freude, vor Publikum spielen zu können. Zweitens hat mich die Architektur und Geschichte des Hauses fasziniert, und drittens hatten wir, da wir mit Michael Hofstetter (Dirigent, Anmerkung der Redaktion) vor Ort proben konnten, auch Gelegenheit, die wunderschöne Stadt Amberg etwas genauer kennen zu lernen."
Die Aufgaben der musikalischen Leitung des Abends übernimmt diesmal Forck selbst, und zwar von seinem Konzertmeister-Platz aus. Mit der vormals keineswegs unüblichen Praxis, ohne Dirigenten zu agieren, sei man als Barockorchester durchaus vertraut. Die eingespielte Routine des Ensembles und eine erhöhte Aufmerksamkeit erleichtern das Konzept zusätzlich.
Das gegenseitige Vertrauen weiß auch Xenia Löffler zu schätzen. Das feste Mitglied der Akademie schlüpft für Mozarts Oboen-Konzert in die Rolle der Solistin: "An diesem Konzert schätze ich besonders die überschäumende Freude, die dem Werk innewohnt und die vielen Momente, in denen die Oboe mit den verschiedenen Gruppen im Orchester in teilweise höchst unterhaltsame Dialoge tritt."
Anders als die modernen Instrumente aus Grenadillholz, einer Palisander-Art, werden Barock-Oboen aus weicherem Holz, zumeist Buchsbaum gebaut, erklärt sie. Zudem kommen die historischen Varianten mit minimaler Klappentechnik aus und haben eine weitere Innenbohrung: "Das alles sorgt für einen warmen, flexiblen und der menschlichen Stimme sehr nahen Klang."
Wer ist Paul Wranitzky?
Zwischen den ausgewählten Mozart-Glanzlichtern des Abends, zu denen auch die "Pariser"- und die "Haffner"-Sinfonie zählen, findet sich aber noch ein weiterer Komponist, dessen Name eher für Fragezeichen sorgt: Paul Wranitzky.
Wer mit ihm nichts verbindet, muss sich allerdings keineswegs als Banause fühlen, beruhigt Bernhard Forck. Selbst in Musikerkreisen sei der auch als Dirigent und Geiger erfolgreiche Komponist heute nicht so bekannt, wie er sein sollte: "Ich bin jedenfalls sehr begeistert von ihm."
Als einflussreiche Persönlichkeit der Wiener Klassik stand er mit den Großen der Epoche Josef Haydn, Ludwig van Beethoven und seinem Altersgenossen Wolfgang Amadeus Mozart auf vertrautem Fuß. Seine D-Dur-Sinfonie op. 36 wird also sicherlich zur lohnenswerten Wiederentdeckung, findet nicht nur der Konzertmeister.
Der Saisonauftakt im Stadttheater
- Bernhard Forck, Violinist, Konzertmeister, Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Mitglied der Berliner Barock Solisten, seit 1986 Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin,von 2007 bis 2019 musikalischer Leiter des Händelfestspielorchesters Halle
- Xenia Löffler, Oboistin, Studium an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel/Schweiz und am Königlichen Konservatorium in Den Haag/Niederlande, seit 2001 Mitglied und Solo-Oboistin der Akademie für Alte Musik Berlin
- Akademie für Alte Musik Berlin, gegründet 1982 in Berlin, Kernrepertoire Barock, Klassik,Musik des 19. Jahrhunderts, ausgezeichnet u.a. mit dem Grammy Award, 2006 Telemann-Preis der Stadt Magdeburg, 2014 die Bach-Medaille der Stadt Leipzig
- Konzert, Freitag, 23. September, 19.30 Uhr, Stadttheater Amberg, Tickets bei der Tourist-Info Amberg, Tel. 09621/101233
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