Amberg
21.12.2018 - 16:36 Uhr

Es schäumt sich ein Baum in die Höhe

Schon zum zehnten Mal beweist die Ostbayerische Technische Hochschule, dass es bei der Weihnachtsvorlesung nicht um trockenen Lernstoff geht, sondern recht unterhaltsam sein kann. Denn plötzlich schäumt ein Weihnachtsbaum in die Luft.

Innerhalb weniger Augenblicke wächst das Weihnachtsbäumchen aus Schaum in der Form: Professor Tim Jüntgen muss nur etwas Geduld haben, dann ist er bereit für Heiligabend. Bild: Wolfgang Steinbacher
Innerhalb weniger Augenblicke wächst das Weihnachtsbäumchen aus Schaum in der Form: Professor Tim Jüntgen muss nur etwas Geduld haben, dann ist er bereit für Heiligabend.

Man kennt das ja als Forscher und Wissenschaftler: Wer zu lange im Labor arbeitet, kann schnell mal vergessen, einen Weihnachtsbaum für Heiligabend zu kaufen. "Wir Kunststofftechniker wissen uns da zu helfen", sagt Professor Tim Jüntgen. Das vollbesetzte Auditorium der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) schaut gespannt auf die Versuchsanordnung. Er mischt Polyol und Isocyanat in einem Becher zusammen und gibt grüne Farbe dazu. Nach einigem Rühren entsteht eine minzgrüne Pampe, die Jüntgen in eine Weihnachtsbaumform gießt. Es dauert nur einige Momente, dann steigt die Flüssigkeit in die Höhe, es sprießt ein Schaumpilz - in Form einer Tanne. "Polyethane werden gerne benutzt für Autositze, Matratzen, aber auch in der Medizin bei einer künstlichen Herzklappe", erklärt der Experte. Innerhalb kurzer Zeit wird das Material fest. So fest, dass es schwierig ist, es aus der Form zu kratzen. Doch Jüntgen enttäuscht das Publikum nicht und zaubert einen vorbereiteten Baum unter dem Tisch hervor. Natürlich produziere sich der Kunststofftechniker auch seinen Schmuck selbst, sagt Jüntgen. Knallrote Kugeln steckt er an das grüne Bäumchen. Selbstgemachtes Lametta darf auch nicht fehlen.

Alle zwei Jahre bietet die OTH für ihre Studenten und auch für Gäste eine Weihnachtsvorlesung an. "Wenn es raucht, knallt, scheppert und so manche Kuriosität passiert", heißt es in einer Pressemitteilung, dann haben sich sechs Professoren der Fakultät Maschinenbau und Umwelttechnik einiges mehr oder weniger Besinnliches ausgedacht.

Praktisch wird es bei Professor Joachim Hummich, der den Studenten Tipps mit auf den Weg gibt, wie sich schnell das Silberbesteck der Großmutter für die Weihnachtstafel reinigen lässt, "während Sie vor der Konsole zocken können". Das mechanische Reinigen mit Zahnpasta sei recht mühsam, die thermische mit dem Bunsenbrenner sei gefährlich, denn "bei 960 Grad beginnt Silber zu schmelzen". Dann also chemisch: Dazu zerknüllt Hummich Alufolie in einer Schüssel, gibt Salz und Wasser dazu. "Das stinkt etwas nach Schwefel", gibt er zu bedenken. Doch nach wenigen Augenblicken beginnt das angelaufene Messer an der Unterseite, die im Wasser lag, wieder silbern zu glänzen. Das Wasser und das Salz seien der Katalysator, zwischen dem Silber und der Alufolie entstehe ein Stromfluss. "Der Vorteil ist, dass es keinen Abtrag bei der Methode gibt. Der versilberte Löffel bleibt also genau so erhalten." Allerdings sollte im Anschluss das Besteck gut gereinigt werden.

Professor Matthias Mändl (links) testet bei der Weihnachtsvorlesung die Zebrechlichkeit von Glas. Bild: Wolfgang Steinbacher
Professor Matthias Mändl (links) testet bei der Weihnachtsvorlesung die Zebrechlichkeit von Glas.
 
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