Amberg
18.12.2019 - 00:01 Uhr

Schatz im Kloster: Die Krippenfiguren der Amberger Bergkirche

Für sie ist es ein Ganzjahresjob: Margarete Strobl betreut die kostbaren historischen Figuren der Krippe in der Amberger Bergkirche. Und öffnet heute die Tür zum dortigen großen Fundus an Figuren, Köpfen und Zubehörteilen.

Margarete Strobl von den Amberger Krippenfreunden kümmert sich seit 1974 um die kostbaren Krippenfiguren der Amberger Bergkirche. Für unseren Adventskalender öffnet sie die Türen zu den Vitrinen, in denen die Figuren aufbewahrt werden, die gerade nicht in der Kirche gezeigt werden. Bild: Petra Hartl
Margarete Strobl von den Amberger Krippenfreunden kümmert sich seit 1974 um die kostbaren Krippenfiguren der Amberger Bergkirche. Für unseren Adventskalender öffnet sie die Türen zu den Vitrinen, in denen die Figuren aufbewahrt werden, die gerade nicht in der Kirche gezeigt werden.

Auf den ersten Blick wirkt es fast ein bisschen gruselig: In mehreren Glasvitrinen in einem Raum des Franziskanerklosters auf dem Amberger Mariahilfberg reihen sich unzählige Köpfe aneinander. Beim näheren Hinsehen wird klar: Hier hat ein Künstler mit sehr viel Liebe zum Detail viele ganz unterschiedliche Charaktere verewigt - Männer, Frauen, grimmige und beseelte Gesichter. Jedes aus Wachs gegossen und dann mit individuellen Zügen versehen. Glasaugen, Kopf- und Barthaare hat der Schöpfer dieser Kunstwerke einzeln von Hand eingefügt.

Austauschbare Köpfe

Auf den ersten Blick fast ein bisschen gruselig. Bei näherem Hinsehen merkt man aber, dass die Köpfe, die in einigen Schränken hinter Glas aufgereiht sind, lauter kleine Kostbarkeiten sind. Bild: Petra Hartl
Auf den ersten Blick fast ein bisschen gruselig. Bei näherem Hinsehen merkt man aber, dass die Köpfe, die in einigen Schränken hinter Glas aufgereiht sind, lauter kleine Kostbarkeiten sind.

Die Köpfe dieser Krippenfiguren können ausgetauscht werden, so dass der Verein der Amberger Krippenfreunde, der sich um sie kümmert, vom Advent bis Ostern regelmäßig wechselnd, immer wieder neue Bibelszenen zusammenstellen kann. Margarete Strobl tut das seit 1974. "Seitdem mach' ich die Figuren", formuliert sie es bescheiden.

"Machen", das heißt in diesem Fall: Jede der über 100 Figuren trägt ein Gewand, das Margarete Strobl genäht und teilweise auch sehr aufwendig verziert hat. "Ich nähe jedes Jahr neue Gewänder", verrät sie - deshalb ist die Weihnachtskrippe für sie auch ein Ganzjahresjob. Ehrenamtlich natürlich. Genauso selbstverständlich hält sie immer die Augen offen, ob sie nicht irgendwo noch etwas findet, was sie für die Krippe verwenden könnte.

Mit Schuhcreme gefärbt

"Im Fasching krieg ich die schönsten Stoffe", erzählt sie. Die Dornenkrone für Jesus hat sie selbst geflochten, die Kamele hat sie mit Schuhcreme so eingefärbt, dass es passt. Eines davon hat sie aus Amerika mitgebracht. Die Krippenfiguren der Bergkirche sind etwas ganz Besonderes: 40 bis 50 Zentimeter groß, mit beweglichen Körpern aus Holz, Armen und Beinen aus Draht, den liebevoll handgefertigten Gewändern und den "handgeschnitzten" Wachsköpfen. Und mit viel Zubehör, um damit ganze Bibelgeschichten nacherzählen zu können: Körbe, Tiere, Pflanzen, Krüge, ja sogar filigrane Weihrauch-Fässer und Bücher im Mini-Format.

Seit 1722 wird auf dem Mariahilfberg eine Krippe aufgebaut. Ein Glücksfall war es für das Franziskaner-Kloster, dass 1849 Vinzenz Hafner dorthin kam. Der Ordensbruder wurde Pförtner und Schneider der Gemeinschaft. Seine besondere Leidenschaft aber war es, die kunstvollen Krippenfiguren anzufertigen

Margarete Strobl kümmert sich heute um sie - mit einer Hingabe, die Bruder Balthasar sicher gefreut hätte. Trotzdem sucht sie nun schon eine Weile nach einem Nachfolger. Bislang allerdings vergebens. Dabei hätte sie so gerne jemanden, dem sie das weitergeben könnte, was sie sich selbst über Jahrezehnte erst beibringen musste. Etwa den Trick, mit dem man die Wachshände an den Draht-Armen fixiert, damit sie nicht plötzlich abfallen. Dafür hat sich Margarete Strobl extra eine Bohrmaschine gekauft, wie sie lachend erzählt.

Trotzdem sei es nun langsam Zeit, kürzer zu treten, meint sie, während sie einem der heiligen drei Könige das goldgesäumte Gewand zurecht zupft. Ihre Augen wollen nicht mehr so, wie es die feinen Näharbeiten erfordern. "Ich werde nächstes Jahr 83", verrät sie. "Da wäre es schon schön, wenn ich noch jemanden anlernen könnte."

Info:

Macht hoch die Tür ...

24 Tage, 24 Türchen: Vom 1. Dezember bis zum Heiligen Abend öffnen wir täglich nicht nur ein Türchen, sondern gleich eine komplette Tür. Menschen aus der Region gewähren dann Einblick in ein "Reich", das ansonsten verschlossen ist. Hinter den Türen verbergen sich Bilder und Geschichten aus der gesamte Oberpfalz.

 
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