Werke des englischen Nationaldichters haben ihren festen Platz in der Karriere des Schauspielers Heiko Ruprecht. Man passe gut zueinander, „weil Shakespeare ein unvergleichlicher Meister der poetischen und musikalischen Sprache ist – und ich liebe die intensive Beschäftigung mit dieser Sprache und versuche sie zum Klingen zu bringen“, erklärt er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Aber auf die Übersetzung kommt es an. Der Schauspieler setzt auf Christa Schuenke, deren Worte fast so kraftvoll und schillernd seien wie das englische Original.
Ruprechts Liebling unter den Shakespeare-Theaterstücken ist „Maß für Maß“. Er habe es selbst schon gespielt und schätzt es als hochinteressantes Spiel über Politik, Macht und Verantwortung. Dass sich das gesamte Œuvre nach Jahrhunderten immer noch ungebrochener Beliebtheit erfreut, führt er zurück auf „die spielerische Leichtigkeit, in der er (Shakespeare, Anmerk. d. Red.) schreibt, den Humor, die Doppelbödigkeiten, den virtuosen, eleganten Stil – trotz aller Tiefe der menschlichen Tragödien und Abgründe, die er beschreibt“.
Dass Shakespeare auch ein Großmeister der gehobenen Unterhaltung sei, werde oft übersehen. Man könne es aber ganz besonders in seinen Sonetten entdecken, findet Ruprecht, der diese speziellen Gedichte schon seit vielen Jahren liebt. Bereits in seiner Schauspielschulzeit am Salzburger Mozarteum hatte er sich damit beschäftigt, damals aber noch keinen Zugang gefunden: „Wahrscheinlich war ich einfach noch zu jung.“
34 Sonette, die eine Geschichte erzählen
Die Übersetzungen, die er seinerzeit las, machten den Zugang auch nicht einfacher – "sehr sperrig und schwer zu verstehen." Erst als er Jahre später die „sehr gut verständliche, kräftige, trotzdem hochpoetische und nahe am Original“ gehaltene Übersetzung von eben jener Christa Schuenke in die Finger bekam, habe sich ihm vieles erschlossen.
Für die „Hommage an die Poesie“ im Stadttheater Amberg hat der Schauspieler nun 34 der insgesamt 154 Sonette so zusammengestellt, „dass sie sozusagen entlang eines roten Fadens eine kleine Geschichte erzählen“. Nummer 18, „Vergleich ich dich mit einem Sommertag? Du hast mehr Maß und größ're Lieblichkeit...“ , sei zugleich der heimliche Titel des Abends: „Schön poetisch, oder?“
Die Magie der Shakespeare'schen Worte berührt nach Ruprechts Einschätzung bis heute, „weil das, was uns Menschen im tiefsten Inneren bewegt, sich nicht verändert hat: Liebe, Anerkennung, Eifersucht, Neid, die Angst vor dem Älterwerden – und die Frage: Was bleibt nach dem Tod von mir?“ Statt eines Monologs erwartet die Theaterbesucherinnen und -besucher allerdings ein musikalisch-verbales Zwiegespräch mit Veronika Ponzer als Bühnenpartnerin. Die Harfenistin hat dazu eine "tolle Auswahl an Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert" getroffen, die in einen aufregenden Dialog mit den Sonetten tritt, verrät Heiko Ruprecht.
Beide treten schon seit vielen Jahren zusammen auf und sind daher sehr eingespielt: „Veronika ist eine hochsensible und feine Musikerin, die sich noch dazu auch für die Sprache begeistern kann. Genau wie ich versteht sie Musik und Sprache als zusammengehörende Einheit.“ Und natürlich spielt sie tatsächlich so himmlisch, wie es ihrem Instrument immer gerne unterstellt wird.
Ruprecht zeigt sich von seiner "anderen Seite"
Seinen Part interpretiert der Schauspieler übrigens durchaus als Theaterrolle: „Der nicht mehr ganz junge Dichter, der für einen schönen jungen Mann schwärmt, ihm seine Verse widmet und sich später in einer turbulenten Dreiecksgeschichte mit einer mysteriösen Dark Lady wiederfindet.“ Sich auf diese Weise dem Publikum auch einmal von einer ganz anderen Seite zu präsentieren, gefällt Heiko Ruprecht: „Ich liebe die Abwechslung in meinem Beruf und habe immer großen Spaß an Bühnenauftritten wie diesem.“ Aber es sei auch jedes Mal eine große Herausforderung, auf die er sich gut vorbereiten müsse – zumal er den Anspruch habe, die Sonette praktisch auswendig zu sprechen.
Für die Serien-Fans hat er darüber hinaus noch gute Nachrichten parat: „Ab Anfang Januar gibt es wieder eine neue Bergdoktorstaffel, für die wir grade noch fleißig drehen. Die wird wieder richtig spannend – und vielleicht ein wenig versöhnlicher als die Letzte.“ Der nächste Abstecher ans Theater wartet auch schon: Von Anfang Februar bis Mitte März spielt Heiko Ruprecht am Alten Schauspielhaus in Stuttgart „Die Tanzstunde“, „eine wundervolle Romantical Comedy des amerikanischen Autors Mark St. Germain“.
Zu Personen und Veranstaltung
- Heiko Ruprecht, Schauspieler, geboren 1972 in Friedrichshafen, aufgewachsen in Lindau am Bodensee, neben zahlreichen Theaterrollen vor allem bekannt als Hans Gruber aus der 2019 mit der Goldenen Kamera ausgezeichneten TV-Serie "Der Bergdoktor". Heiko Ruprecht lebt in München.
- Veronika Ponzer, Harfenistin, Studium an der Hochschule für Musik München und am Conservatoire de Lausanne, gefragte Konzert-Solistin und Kammermusikpartnerin, gestaltet Lesungen u.a. mit Senta Berger, Monika Baumgartner, Michael Lerchenberg
- Shakespeare & Harfenmusik mit Heiko Ruprecht und Veronika Ponzer am Mittwoch, 15. November, um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, Tickets bei der Tourist-Information Amberg unter Tel. 09621/101233
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