Die ganze in ihren Einzelheiten recht verworrene Geschichte begann am Heiligen Abend des Jahres 2022 in dem fränkischen Ort Plech. Dort saßen drei Leute in einem Wirtshaus und feierten Weihnachten auf ihre Art. Zwei Männer, damals 47 und 18 Jahre alt, sprachen dem Alkohol zu. Ihre weibliche Begleiterin (20) will sich beim Zechen zurückgehalten haben. "Ich musste Auto fahren", berichtete sie jetzt erneut, als die ganz und gar nicht weihnachtliche Begebenheit zum zweiten Mal vor dem Amtsgericht Amberg erörtert wurde.
An dem Lokal soll zu später Stunde ein aus dem oberpfälzischen Auerbach nach Plech gekommener Mann vorgefahren sein. Bei der 20-Jährigen handelte es sich um seine Freundin. Sie wurde aufgefordert, in den Wagen ihres Partners zu steigen und lehnte ab. Ab dann begannen Turbulenzen. Der Lebensgefährte, damals 22 Jahre alt, kehrte an seinen Wohnort zurück. Kurz danach kreuzten auch die drei aus dem Plecher Wirtshaus mit einem Pkw im 17 Kilometer entfernten Auerbach auf. "Wir wollten dort Zigaretten holen", erzählte die junge Frau als Zeugin.
"Total passiv"
Was in der Auerbacher Innenstadt folgte, war ein in den ersten Morgenstunden des 25. Dezember 2022 erfolgtes Zusammentreffen zwischen zunächst vier Personen: Auf der einen Seite der mutmaßlich nicht besonders weihnachtlich gestimmte Lebensgefährte. Ihm gegenüber die in ihrem Auto sitzen gebliebene Freundin und deren zwei "zur Klärung von Sachverhalten" ausgestiegenen männlichen Begleiter.
Der 49-Jährige will im Dunkel der inzwischen völlig unheiligen Nacht "total passiv" geblieben sein. Doch was, so stellte sich jetzt vor Amtsrichterin Christina Denk die Frage, taten die beiden anderen? "Ich bin heftig geschlagen worden", behauptete der 18-Jährige und trug vor: "Schaden an zwei Zähnen, Hämatome, Nasenbeinbruch." Sein angeblicher Peiniger, jetzt wegen Körperverletzung auf der Anklagebank, sagte nichts dazu. Er schwieg vor Gericht.
Am Ort des Geschehens in Auerbach waren seinerzeit mehrere Männer aufgetaucht. Fünf, ja mutmaßlich sogar sechs, sollen es gewesen sein. Die Debatten kreisten um die Fragen: Hatte sie der Angeklagte zur Verstärkung herbeigerufen? Griffen sie in die Schlägerei ein? Zwei der nicht aus Deutschland stammenden Leute konnten ermittelt werden, wobei einer von ihnen angeblich mit einem Baseballschläger in der Hand anrückte. Deswegen holte man ihn vor wenigen Monaten zur Amberger Jugendrichterin.
"Alles lange her"
Am Ende des Prozesses stand damals fest, dass der Ausklang des Heiligen Abends in Auerbach in seinen Einzelheiten nicht aufzuhellen war. Der 19-Jährige bekam den gewünschten Freispruch, erschien jetzt zur Verhandlung gegen seinen Kumpel als Zeuge und wiederholte auf Fragen fast schon gebetsmühlenartig: "Alles lange her. Ich kann mich nicht erinnern." Eines aber wusste er noch sehr genau: "Mein Freund ist damals geschlagen worden und lag am Boden." Und zwar von dem 18-Jährigen, dessen 49 Jahre alter Begleiter ("Wir hatten an diesem Abend schon einiges getrunken") trotz unmittelbarer Nähe zum Geschehen nicht gesehen haben wollte, was da in der Auerbacher Innenstadt vor sich ging.
Die Beweisaufnahme ließ sich zum Schluss in einer flapsigen Redewendung zusammenfassen. Sie lautete: "Alle Klarheiten beseitigt." So endete auch dieser zweite Prozess in gleicher Sache wie das berühmte Hornberger Schießen. Allerdings nicht mit einem Freispruch. An der Seite seines Anwalts Johannes Badura (Schnaittach) akzeptierte der Angeklagte eine Geldauflage von 500 Euro. Wenn er diesen Betrag bezahlt, wird das Verfahren eingestellt. Zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin hat sich trotz des furiosen Weihnachts-Spektakels alles eingerenkt. Richterin Denk erfuhr von der Frau: "Wir waren damals schon zusammen und sind es auch heute noch."
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