Dunkelheit, nichts als tiefschwarze Dunkelheit. Nicht einmal der Mond scheint. Dima, damals 15 Jahre alt, sitzt mit anderen in einem kleinen Boot, weil sie auf der Flucht aus ihrem Heimatland Irak ist. "Die Insel war nicht mehr weit weg, aber in der Dunkelheit hat man das nicht gesehen", sagt sie. Dann passiert das Unglück: Das Boot läuft auf einen Stein auf, der hat ein großes Loch in den Rumpf gerissen, das Wasser steigt. Schnell und unaufhörlich.
"Meine Haut hat wegen dem Salzwasser gebrannt wie Feuer. Das Wasser stand mir bis zur Brust. Nicht alle konnten schwimmen." Dima kann schwimmen und überlebt deshalb. Nun sitzt sie in dem ehemaligen Amberger Kultkino Ringtheater. Neben ihr, Biniam. Er hat auf seiner Flucht aus Eritrea 7300 Kilometer in 356 Tagen zurückgelegt, viele davon zu Fuß. Was klingt wie ein Hollywoodstreifen sind Lebenserinnerungen, die diese jungen Menschen für immer geprägt haben.
Zusammen mit zwei anderen Flüchtlingen erzählen sie in dem Studentenfilm "Lebens(t)raum" ihre Geschichte. Der Film, gedreht von Studierenden der Ostbayerischen Technische Hochschule (OTH) Amberg-Weiden, unter der Leitung von Prof. Dr. Nailja Luth als das Projekt "Integration.kreativ". Eigentlich feierte die Arbeit bereits im zurückliegenden Jahr Premiere. Jetzt wurde der Film im Ringtheater öffentlich gezeigt, auch, um über die Entwicklung der Protagonisten seither zu sprechen.
Fotos, die sprechen
Begleitet wurde die Vorführung von der Fotoausstellung "Licht und Schatten" des kurdisch-iranischen Journalisten Bakhtyar Karimi, der jetzt in Schwabach bei Nürnberg lebt. Nach seinem Masterabschluss an der Universität Teheran arbeitete er viele Jahre als Journalist, Korrespondent und Direktor für Öffentlichkeitsarbeit. Wegen seiner kritischen Berichterstattung war es für ihn in seiner Heimat nicht mehr sicher.
Der Vollblutjournalist dokumentiert in eindrucksvollen Bildern seine Flucht und sein Ankommen in der neuen Heimat. Die Arbeiten zeigen Eindrücke aus Flüchtlingsunterkünften, Karimi nach 18 Stunden Flucht auf einem Boot, Landschaftsaufnahmen und Menschen seines neuen Alltags. Sein Lieblingsbild der Ausstellung, das eine Frau an einem Bahnhof in der Spiegelung eines Fensters zeigt, ist verbunden mit einer wichtigen Frage: "Wo ist mein Weg?" Dass Karimi in seiner neuen Heimat wegen der Sprachbarriere, nicht mehr journalistisch arbeiten kann, war eine schlimme Erfahrung für ihn. Neben Deutsch- und Integrationskursen hat er deshalb angefangen, sein neues Leben in Bildern und Kurzfilmen festzuhalten - geprägt von Licht und Schatten, im tatsächlichen und übertragenen Sinn.
Thema präsent
Wie präsent das Thema "Flüchtlinge und Integration" in der Gesellschaft nach wie vor ist, zeigte die abschließende Diskussion nach dem Film. Fragen zum Erlernen der Sprache und zu Freundschaften und Beziehungen beschäftigten das Publikum. Der Freund eines Filmprotagonisten brachte es schließlich auf den Punkt: "Ich habe viele verschiedene Freunde. Mir ist egal woher jemand kommt, ich frage das auch gar nicht. Hauptsache er passt für mich."















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