„Ihr seid die besten Experten dafür, wie sich junge Leute zwischen 8 und 18 fühlen, ihr könnt am besten sagen, was ihr euch für euren Stadtteil wünscht!“, begrüßte Moderatorin Helena Schubert die rund 20 Jugendlichen.
Schon beim Betreten der Bergsteig-Arena fiel auf, dass sich hier jemand Mühe gegeben hatte, um den Besuchern eine angenehme Atmosphäre zu schaffen: Popcorn-Duft und kostenlose Becher gefüllt mit den frisch hergestellten Snacks machten gleich neugierig auf das, was da noch kam. Nach der Popcorn-Stärkung ging’s an die Arbeit: An drei Stationen waren die Erfahrungen, Wünsche und Sorgen der Jugend gefragt. Bei „Was ist in und was ist out?“ wurde das Freizeitverhalten abgeklopft und die Moderatorinnen wollten wissen, inwieweit die Angebote der Jugendarbeit vor Ort angenommen werden bzw. überhaupt bekannt sind. Die Station „Reiß ab, bau auf“ drehte sich um die gegebene Infrastruktur des eigenen Wohnviertels, und bei „Geht nicht, gibt’s nicht“ waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Dialog mit Verantwortlichen
In drei Gruppen aufgeteilt, durchliefen die jungen Leute alle Stationen und beschäftigten sich jeweils eine halbe Stunde mit den Themen. Die hilfsbereiten Moderatorinnen an den Ständen standen bei Nachfragen bereit und stellten farbige Zettel zur Verfügung, die dann an Stellwänden ihren Platz fanden. Zu den Inhalten ging es in der Aula des Gregor-Mendel-Gymnasiums nach Pizza und Getränken – zum Teil persönlich serviert von den Stadträten, Referatsleitern bzw. Bürgermeister Franz Badura, die inzwischen eingetroffen waren, um über die Ergebnisse des Nachmittags mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Der Verlauf der Veranstaltung in der Bergsteig-Arena eine Woche später war derselbe, mit dem Unterschied, dass statt des Bürgermeisters Sozialreferentin Susanne Augustin zum Gespräch kam. Die Anliegen der Jugend werden hier zusammengefasst.
Bei beiden Aussprachen brachten die jungen Leute vor, dass die Schulbus-Verbindungen manchmal Probleme bereiten, zum Teil wurde über die unhygienischen Zustände am Busbahnhof geklagt, vor allem in den Toiletten dort: „Das ist ekelhaft!“, brach es aus einer Schülerin heraus. Zudem bemängelten mehrere, dass die Fahrpläne unübersichtlich und zum Teil unverständlich seien; kurzfristige Änderungen würden nicht oder zu spät angezeigt. Die Politiker hörten konzentriert zu, gaben einerseits zu bedenken, dass die Stadt nicht selbst der Betreiber der Buslinien sei, aber sie versprachen, bei den Zuständigen nachzufragen; Susanne Augustin notierte sich die Nummer der Buslinie. Ebenfalls auf beiden Veranstaltungen äußerten die Jugendlichen den Wunsch nach einer Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter spielen und Sport treiben zu können: Einen überdachten Spielplatz, eine überdachte Skating-Anlage fänden einige „super“ – wobei auch anerkennende Worte über den Skaterpark beim FC-Stadion fielen.
Tipps von den Stadträten
Dass die Stadt nicht selbst eine Kletterhalle oder eine Trampolinhalle errichten kann, erklärte Sozialreferentin Augustin geduldig, und die Generationen kamen ins Gespräch. Auf die Äußerung eines Mädchens, dass sie das Kinoprogramm nicht attraktiv finde, gab Stadträtin Simone Maaß (Grüne) den Tipp: „Sammelt doch eure Filmvorschläge in einer Gruppe und geht mit der Liste zu den Kinobetreibern. Die sind dankbar für Anregungen.“ Dass so etwas möglich ist, nahmen die Zuhörer erfreut auf.
Auch andere Aspekte, die über das eigentliche Stadtviertel hinausgingen, wurden angesprochen: „Wofür braucht Amberg denn noch ein fettes Hotel?“, wurde die Fertigstellung der „Drei Höfe“ kommentiert. CSU-Fraktionschef Matthias Schöberl machte deutlich, dass zum einen durchaus eine Nachfrage nach Hotelbetten da sei, dass aber das umgestaltete ehemalige Storg-Kaufhaus nicht allein aus Hotelzimmern bestehen, sondern, dass es im Erdgeschoss auch Gastronomie-Angebote geben werde – dem Vernehmen nach auch für den Geldbeutel eines Jugendlichen – und spätestens beim Stichwort „Disco“, die im Untergeschoss einziehen soll, waren die jungen Gesprächspartner mit dem Hotel-Teil versöhnt.
„Eine spannende Diskussion“, fand Carmen Feistauer vom Jugendamt die Aktion. Und dies traf auf beide Gesprächstermine zu. Überrascht wurden Moderatoren und Politikerinnen durch unerwartete Gedanken der Jugendlichen. So äußerte ein Mädchen seine Sorge, dass manche älteren Menschen einsam wirkten – dagegen sollte man etwas tun und sich um sie kümmern. Ein anderes Anliegen war mehr Begrünung und Sauberkeit im eigenen Viertel. Daneben gab es natürlich auch Ideen, die wohl mit einem Augenzwinkern auf den farbigen Post-It-Zettel geschrieben wurden: Ein „Harry-Potter-Museum“ oder eine „Lego-Schule“ wird es vermutlich nicht so bald geben.
Spielregeln der Demokratie
Ganz nebenbei bewirkte die Aktion, dass junge Menschen sich mit den Spielregeln der Demokratie anfreunden: Wünsche konstruktiv äußern, einander zuhören, Prioritäten setzen, mit den Politikern ins Gespräch kommen, die ihrerseits die Gesprächspartner ernst nehmen. „So lebt Demokratie“, war bei beiden Terminen zu hören.
Beteiligung der Jugendlichen aus ganz Amberg
- Alle Stadtviertel sollen an die Reihe kommen, in zwei Veranstaltungen pro Jahr.
- Eisberg und Innenstadt (6. Mai 2022, Ringtheater)
- D-Programm und Sebastianviertel (13. Mai 2022, Pfarrsaal St. Michael)
- Mariahilfberg und Dreifaltigkeitsviertel (17. November 2023, Mensa des GMG)
- Milchhof- und Bergsteigviertel (24. November 2023, Bergsteig-Arena)
- Weitere Termine werden laut Jugendamt noch stattfinden für Wagrain-Ammersricht, für das nordöstliche Umland und das südwestliche Umland.

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