Zwei Mal war Christoph Huntgeburth bereits im Stadttheater Amberg zu Gast. Beide Male als Erster Flötist der international geschätzten Akademie für Alte Musik Berlin. Seine Erinnerung daran ist von der "freundlichen Akustik und Atmosphäre" geprägt: "Ich habe mich wohlgefühlt auf der Bühne."
Kurz vor dem Fest kehrt das Ensemble mit festlichen, glanzvollen Klängen zur Weihnachtszeit zurück. Gemeinsam mit Solo-Oboistin Xenia Löffler wird Christoph Huntgeburth dabei auch in die Rolle des Solisten schlüpfen. Dass die beiden seit über 30 Jahren Sitznachbarn im Orchester sind, hilft: "Da muss man über so gut wie gar nichts mehr sprechen, da herrscht blindes Einverständnis", so der Flötist im Telefoninterview mit Oberpfalz-Medien.
Improvisation als Maß der Dinge
Allerdings funktioniere gerade in der Alten Musik die Zusammenarbeit mit Menschen, die man wenig oder gar nicht kennt, in der Regel ebenso gut. Womit auch schon die erste Parallele zum Jazz benannt ist, denn hier wie dort ist Improvisation das Maß der Dinge. Und nur wer sein Metier so virtuos beherrscht wie Huntgeburth, kann sich darauf einlassen, nicht zu wissen, was der andere spielen wird.
Die zweite Parallele liegt im Notentext. Barocke Komponisten hielten wichtige Aspekte etwa im Bereich Dynamik oder Rhythmus nur rudimentär fest und überließen den schöpferischen Umgang damit den Interpreten. Wie im Jazz, dessen Notation auch nicht durch Detailreichtum besticht. "Spezialisten können damit umgehen", so der Experte auf dem Gebiet der Alten Musik.
Musiker an der Drechselbank
Seine profunden Kenntnisse gehen aber noch weit über Spieltechniken und Interpretationen hinaus: Christoph Huntgeburth kann eigenhändig historische Flöten nachbauen: "Ich habe schon als Kind gern mit Holz gearbeitet." Statt sich im Studium eine historische Traversflöte zu kaufen, legte sich der handwerklich begabte Musiker lieber eine Drechselbank zu. In den Semesterferien habe er zwar einem Flötenbauer in den Niederlanden über die Schulter geschaut, das meiste, Metalldrehen inklusive, brachte er sich aber selbst bei.
Da die Zeit als gefragter Solist, Orchester- und Kammermusiker und Dozent knapp ist, finden in der Werkstatt momentan eher Restaurierungsarbeiten statt. Dank seiner Sammelleidenschaft herrscht jedoch kein Mangel an Originalflöten historischer Bauart, die er jeweils passgenau zu Epoche und Komponist zum Einsatz bringt.
Den nicht ganz so gewöhnlichen Ausgleich zum Beruf sucht Christoph Huntgeburth beim Kitesurfen: "Ich habe mein ganzes Leben lang schon Extrem-Wassersport gemacht." Bevor er zur Variante mit Board und Lenkdrachen kam, stand er 25 Jahre lang als Windsurfer auf dem Brett. Die Konzentration im Moment sei beim Kitesurfen nicht wesentlich anders als in der Musik: "Wenn ich auf der Bühne stehe und eine schwierige Passage spiele, ist das ein ähnliches Gefühl." Und natürlich hilft die körperliche Disposition durch den Sport auch beim Flöten.
Zu Person und Veranstaltung
- Christoph Huntgeburth, Musiker, geboren 1956 in Münster/Westfalen, studierte Block- und Traversflöte in Münster und Basel/Schweiz sowie Cembalo und Generalbaßspiel an der Schola Cantorum Basel, 1982 Ruf an das Konservatorium Bern/Schweiz, seit 1984 Professor an der Hochschule der Künste Berlin, seit 1997 Erster Flötist und regelmäßiger Solist der Akademie für Alte Musik Berlin
- Barockes Weihnachtskonzert mit der Akademie für Alte Musik Berlin am Donnerstag, 21. Dezember um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, Werke von Telemann, Leclair, Corelli, Delalande, Platti und Dall'Abaco, Tickets bei der Tourist-Information Amberg , Tel. 09621/101233.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.