Amberg
07.04.2025 - 17:43 Uhr

Stadtgalerie "Alte Feuerwache" präsentiert das Universum der "Dollhopf-Wesen"

Das gesamte „Kunstuniversum Günter Dollhopf“ würde die Stadtgalerie „Alte Feuerwache“ in Amberg sprengen. Daher liegt der Fokus vom 11. April bis 22. Juni auf dem Aspekt „Grafik und Druck“ und der Entwicklung der „Dollhopf-Wesen“.

Sieben Jahre nach dem Tod des Wahl-Ambergers, der sich als Künstler, Kunsterzieher und Professor an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg einen Namen gemacht hat und mit zahlreichen Kunstpreisen sowie dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet worden war, hat sich sein Sohn Gerd Dollhopf daran gemacht, rund 75 ausgewählte Leihgaben aus Familienbesitz aus den Jahren 1960 bis 2015 der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Bei dem Spagat als nahestehender Verwandter einerseits und Kurator der Ausstellung andererseits half Gerd Dollhopf die Erfahrung: „Ich habe zwei künstlerische Studiengänge abgeschlossen und bislang etwa 20 Ausstellungen von Künstlerkollegen kuratiert und mich durchaus bemüht, von möglichst objektiver Seite an die Thematik heranzugehen.“

Der dennoch nicht wegzudiskutierende familiäre Bezug fand in persönlichen Informationen seiner Mutter und seines Bruders sowie einiger Künstlerkollegen des Vaters Niederschlag. Als weitere Inspirationsquelle fungierte die Kunsthistorikerin Michaela Grammer, die 2010 auch die Begriffe „Kunstuniversum Günter Dollhopf“ und „Dollhopf-Wesen“ geprägt hatte.

Ausgestellt: ein ganzes druckgrafisches Lebenswerk

Der Zugang zu diesem phantastischen, surrealen Kosmos erschloss sich dem Sohn jedoch nicht automatisch oder spontan: „Ich verstand die Tragweite von Begriff und Bedeutung erst nach Kenntnis und Erfahrung der Arbeiten vieler weiterer Künstlerpersönlichkeiten.“ Aber natürlich finden sich in der Ausstellung viele Arbeiten, deren Entstehung er persönlich miterlebt und teilweise auch mit beeinflusst habe.

Ein Teil der gezeigten Werke war in den letzten 60 Jahren bereits in Amberger Ausstellungen zu sehen: „Jedoch höchstens die Hälfte der Bilder und nie in dieser Zusammenstellung, die ja auch ein ganzes druckgrafisches Lebenswerk und die Entwicklung der ‚Dollhopf-Wesen‘ aufzeigen will“, so der Kurator.

Letztere wandelten sich über die Jahre von Menschentürmen und -massen wie in „Die Belagerung der Schweppermannsburg“ über Körper-Konglomerate von Boxern und Ringern zu isolierten, knotig ausgeformten Einzelwesen und dann wieder zu figurativen Formen, so die Beschreibung der Pressemitteilung. Seit den 1990er-Jahren nahmen die Wesen kompakte, knollige Formen an, die sich „zunächst noch erdgebunden, dann aber hell und leicht schwebend im luftigen Umfeld bewegen“.

Die Leiterin des Stadtmuseums, Dr. Julia Riß, hatte Günter Dollhopf noch im Zuge seiner letzten Sonderausstellung im Stadtmuseum Amberg im Jahr 2017 kennengelernt und würde ihn als Künstler mit sehr großer Professionalität und Akribie bei der Umsetzung seiner Ausstellungen beschreiben: „Künstlerisch ist er sehr vielseitig und überaus schaffensstark.“

Dollhopf als Kulturbotschafter der Oberpfalz

Über die nun gezeigten Drucke und Grafiken hinaus sei sein „Kunstuniversum“ insgesamt viel größer und biete mit sehr kleinen, miniaturhaften Arbeiten und mehrere Meter umfassenden großformatigen Triptychen aus verschiedenen Werkphasen oder Arbeiten aus verschiedenen Materialien, die wiederum verschieden bearbeitet wurden, durchaus auch Gegensätze, die dennoch stilistisch eine Einheit bildeten, so Riß.

Für Kulturreferent Dr. Fabian Kern ist dieses Universum „vor allem ein inspirierendes Panorama eines Künstlers, der kompromisslos seinen eigenen Weg gegangen ist und dabei einen reichen Schatz an Bildern und Ideen hinterlassen hat“. Darüber hinaus sei Dollhopf ein Kulturbotschafter der Oberpfalz gewesen, dessen Name überregional für Qualität und einen Innovationsgeist stehe, der in Fachkreisen wie beim breiten Publikum gleichermaßen Anerkennung finde.

Kartoffel im Weltraum in der Bücherei

In Amberg, in das ihn laut Gerd Dollhopf „die Liebe und der manchmal herbe Charme von Freunden, Menschen, Landschaft und Stadt“ verschlagen hatte, sind seine Spuren bis heute zahlreich: „In der Stadtbücherei im Raselius-Haus hängt die große Malplastik ‚Kartoffel im Weltraum‘ von 2006. Weitere Arbeiten finden sich im Gemeindehaus der Paulaner-Gemeinde oder in der Aula der Schönwerth-Realschule“, listet der Sohn auf. Der Kulturreferent erinnert ergänzend an Dollhopfs Tätigkeit als Kunsterzieher am Erasmus-Gymnasium sowie an seine Mitgliedschaft in der von ihm mitbegründeten "Gruppe Amberger Künstler". Von Künstlerkollegen oder früheren Schülern und Studenten seines Vaters angesprochen zu werden, freut Gerd Dollhopf: „Diese menschlichen Spuren sind ebenso und umso mehr bedeutend.“

Dass sich Günter Dollhopf und sein Lehrer Fritz Griebel nun in Form zweier benachbarter, paralleler Ausstellungen in der Stadtgalerie und im Stadtmuseum wiederbegegnen, hätte den Vater gefreut, mutmaßt sein Sohn: „Er hatte immer eine gute Beziehung zu Professor Fritz Griebel, auch wenn dieser ihm in den späten 60er-Jahren nicht in das Dollhopf-Kunstuniversum folgen konnte.“ Hinter dem Zusammentreffen stecke übrigens durchaus Planung, verrät Riß: „In diesem Ausstellungsjahr werden mit Günter Dollhopf und Rolf Fütterer zwei ehemalige Schüler Fritz Griebels in der Stadtgalerie ausgestellt. Beide Künstler sind in Amberg keine Unbekannten." Direkte Griebelsche Anklänge im Dollhopfschen Werk vermag sie allerdings nicht zu erkennen: „Aber das ist nicht ungewöhnlich, denn Fritz Griebel hat seine Studierenden stets darin bestärkt, eigene Wege in der Kunst zu finden beziehungsweise zu entwickeln.“ Nimmt man dann noch den weiteren Griebel-Schüler Michael Mathias Prechtl hinzu, dem das Stadtmuseum eine Dauerausstellung gewidmet hat, ist in Amberg ein besonderes Künstler-Quartett zumindest teilweise und auf Zeit wiedervereint.

HINTERGRUND:

Zu Person und Ausstellung

  • Günter Dollhopf, Maler und Grafiker, geboren 1937 in Nürnberg, gestorben 2018 in Amberg, 1966 bis 1971 Kunsterzieher in Amberg und Sulzbach-Rosenberg, 1973 bis 1996 Professor an der Akademie für Bildende Künste Nürnberg, 1997 Atelier in Venturina/Italien, vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem Kulturpreis Ostbayern 1979, dem Kulturpreis der Stadt Amberg 1981, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse 1994.
  • Das Kunstuniversum Günter Dollhopf in Grafik und Druck vom 11. April bis 22. Juni in der Stadtgalerie "Alte Feuerwache" Amberg, Dienstag bis Freitag 11bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei, Vernissage am Donnerstag, 10. April um 18.30 Uhr, VHS-Vortrag "Das Universum dehnt sich aus" mit Gerd Dollhopf und Kunsthistorikerin Michaela Grammer am Sonntag, 25. Mai um 11 Uhr.
 
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