„Beste Qualität, größte Haltbarkeit und chemische Reinheit garantiert“ – ein Werbeversprechen, das über viele Jahrzehnte die Vermarktung von Emailwaren der Firma Gebrüder Baumann aus Amberg begleitet. Im Jahr 1872 gegründet, erlebte die Firma in den kommenden Jahrzehnten ein rasantes Wachstum. Neben dem Verkauf im Inland besaß der Export eine noch größere Bedeutung, denn dieser machte lange Zeit zwei Drittel des Gesamtumsatzes aus. Um die großen Warenmengen lagern zu können, wurden eigene Gebäude errichtet. Diese mehrstöckigen Magazine prägten mit den 12 bis zu 40 Meter hohen Kaminen das weite Areal am Fuße des Mariahilfbergs, dem Dreifaltigkeitsviertel.
Als zeitweise größter privater Arbeitgeber der Oberpfalz beeinflusste die Firma Baumann maßgeblich die industrielle, soziale und städtebauliche Entwicklung Ambergs – von der Betriebsgründung im 19. Jahrhundert über den Konkurs 1986 bis hin zum Abriss 1987. Obwohl das große Firmenareal mittlerweile weitgehend verschwunden ist, sind einzelne Wohnhäuser, Straßennamen und Villen als historische Spuren bis in die Gegenwart erhalten. Vor allem das Dreifaltigkeitsviertel ist durch das Unternehmen geformt.
Gründungsjahr 1872
Die Sonderausstellung „Baumann, Amberg und die Welt – 150 Jahre Gebrüder Baumann Email“ im Stadtmuseum Amberg hat das Jubiläumsjahr 2022 eingeläutet. Sie veranschaulicht die Entwicklung der 1872 gegründeten Firma und vertieft einzelne Aspekte ihrer Geschichte. Das zentrale Objekt der Ausstellung ist laut einer Mitteilung des Stadtmuseums ein Grundplan des Firmenareals um 1910, dem Zeitraum mit der größten Ausdehnung. Im Maßstab 1:300 erheben sich darauf Häuser dreidimensional und zeigen die Größenverhältnisse. Das Modell entstand in Kooperation mit dem Fachbereich Geomatik und Geodäsie der Ostbayerischen Technischen Hochschule. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit hat sich Noah Herbach intensiv mit den Firmengebäuden um 1910 auseinandergesetzt. Anhand von Grund- und Aufrissen sowie Daten des Vermessungsamts konnte er mehrere – teils nicht mehr erhaltene – Gebäude digital modellieren und in der Technik des 3D-Drucks umsetzen.
Der weltweite Erfolg der Firma wurde durch geschickte Vermarktung und ein internationales Netzwerk von Handelsvertretungen ermöglicht. Viele Baumann-Waren sind bis heute in Haushalten im In- und Ausland zu finden. In der Sonderausstellung werden laut dem Schreiben nun vor allem Raritäten wie auch kuriose Gegenstände gezeigt, beispielsweise eine Email-Lampe, ein seltenes Service im Bauhaus-Stil oder ein futuristisch anmutender Perkolator (Kaffeebereiter). Diese kaum gezeigten bis weitgehend unbekannten Emailwaren ergänzen Archivalien sowie Stadt- und Gebäudepläne, Briefe, Handelsbücher, Fotos und Urkunden. Historische Aufnahmen kontrastieren dabei mit dokumentarischen Fotografien aus den 1980er-Jahren.
Kuriose Objekte
Ein Film über die „Küchenrevolution Email“ sowie mehrere Hörstationen laden laut Stadtmuseum zum medialen Erleben der Ausstellung ein. Zudem dürfen die Besucher selbst aktiv werden und zum Beispiel kuriose Objekte erraten oder ihr eigenes Dekor markieren. Wer nach dem Besuch der Sonderausstellung immer noch nicht genug hat, kann zusätzlich die Dauerausstellung „Alles Blech – Amberger Emailgeschirr“ besichtigen, die sich schwerpunktmäßig mit den weit verbreiteten Emailformen und -farben in den Bereichen Haushalt und Gesundheit beschäftigt.
Neben der Möglichkeit zur Buchung privater Gruppenführungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bietet das Stadtmuseum ebenso regelmäßig öffentliche Sonderführungen an. Für Kinder ab sechs Jahren gibt es zudem einen kostenlosen Actionbound, also eine digitale Schnitzeljagd. Diese kann ausschließlich in der Sonderausstellung „Baumann, Amberg und die Welt“ gespielt oder zusätzlich um die Dauerausstellung „Alles Blech“ erweitert werden. Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen wird empfohlen. Es gelten die jeweils aktuellen Zutritts- und Hygienebestimmungen für den Eintritt in Museen sowie für den Besuch kultureller Veranstaltungen.
Öffentliche Sonderführungen
- Sonntag, 24. April, 14.30 Uhr
- Sonntag, 8. Mai, 14.30 Uhr
- Sonntag, 15. Mai, 14.30 Uhr
- Die Führung kostet vier Euro. Hinzu kommt der ermäßigte Eintritt von ebenfalls vier Euro.
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