Zuletzt erlebten die Amberger im Jahr 2013, was es bedeutet, wenn Wassermassen durch die Innenstadt strömen. Die Vils reichte plötzlich bis zum Rosengarten beim Landratsamt heran. Dabei handelte es sich "nur" um ein zehnjährliches Hochwasser - ein Ereignis also, das statistisch gesehen alle zehn Jahre auftritt. 1909 erwischte es die Amberger sogar mit einem hundertjährlichen Hochwasser. Es gibt Aufnahmen, wie damals Bürger mit dem Kahn über den Marktplatz schipperten.
Die Beispiele zeigen: Amberg benötigt unbedingt einen größeren Hochwasserschutz - gerade in Zeiten des Klimawandels. Wolfgang Nierlich vom Planungsbüro Arnold (Kissing) legte am Montagabend einen Vorentwurf vor. Dieser sieht ein Hochwasserrückhaltebecken nördlich von Amberg vor. Das Planungsbüro klügelte mehrere Varianten für einen Dammbau von Neumühle Richtung Witzlhof aus. Das Bauwerk könnte rund 1,4 Kilometer lang und bis zu fünf Meter hoch werden. Durch das Becken würde in der Vilstalaue ein Rückhaltevolumen von etwa 2,8 Millionen Kubikmetern erreicht werden.
1,50 Meter hohe Mauer
Laut Nierlich ist das Becken notwendig, da der Hochwasserschutz alleine durch Maßnahmen in der Stadt nicht erreicht werden könne. Sonst müssten nämlich bis zu 2,20 Meter hohe Mauern gebaut werden. Stattdessen werden in der Altstadt an mehreren Stellen Deiche, Mauern, mobile Elemente und eine Binnenentwässerung notwendig. Der Vorentwurf sieht etwa eine Erhöhung der bestehenden zurückgesetzten Ufermauer am Landratsamt um 40 Zentimeter vor. In der Schiffgasse ist eine 90 Zentimeter hohe Mauer mit einem 60 Zentimeter hohen mobilen Aufsatz geplant.
Mehr zum Thema Hochwasser im Jahr 1909
2024 frühestens Baubeginn
Ein Vorschlag, der vor allem Dieter Mußemann (CSU) sauer aufstieß. Er zeigte sich "schockiert, welche mächtigen Bauwerke entstehen sollen", sprach sogar von "Schluchten". Er möchte das historische Erbe bewahrt sehen und schlug stattdessen Schutzelemente vor, die auf Knopfdruck ausfahren, wie es sie bereits im Vilstal gebe.
Nierlich, seit 20 Jahren im Wasserschutz tätig, entgegnete: "Auf diese Länge ist das nicht machbar." Auch von mobilen Mauern in der Schiffgasse riet er ab. Die Verantwortlichen hätten zu wenig Zeit und zu wenig Platz, um diese im Ernstfall rechtzeitig aufzubauen. Glaselemente seien nur als Aufsatz denkbar. Die Mauern könnten auch farblich gestaltet werden. Es gäbe zahlreiche Möglichkeiten, die es aber gelte, in der Detailplanung zu besprechen.
Dabei muss auch eine Lösung für den Schweighof gefunden werden, der inmitten der Vilstalaue liegt. Eine Ringmauer um das Anwesen wäre denkbar. Außerdem dürften die Pläne in Poppenricht heiß diskutiert werden. Wird der Damm gebaut, könnten die Wassermassen bis zum Sportplatz des SV Luitpoldhöhe-Traßlberg, den Kleingartenanlagen und dem Bauhof drängen. Der Vorentwurf ist am Montagabend auch den Gemeinderäten in Poppenricht vorgestellt worden.
Nierlich legte für das Projekt eine Kostenschätzung vor, die schon eher eine Kostenberechnung sei. Ohne Planungs- und Nebenkosten sowie mögliche Maßnahmen in Poppenricht, dafür mit Grunderwerb werden rund 13 Millionen Euro fällig. Die Stadt müsste letztlich rund 35 Prozent stemmen, also etwa 4,5 Millionen Euro. Bis die Hochwasserschutz-Maßnahmen umgesetzt werden, dauert es. Im besten Fall sei mit einem Baubeginn im Jahr 2024 zu rechnen.
Ein Hochwasserschutzkonzept in Amberg ist schon länger Thema
Wenn alle Schutzmaßnahmen in Amberg ergriffen sind, können 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Stadt rauschen. Erst wenn noch mehr Wasser gen Amberg drängt, soll es vom Rückhaltebecken im Norden der Stadt aufgefangen werden. Um einen Vergleich zu haben: 2013 waren es 50 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die sich ihren Weg durch Amberg bahnten, im Jahr 1970 waren es 80 und beim hundertjährlichen Hochwasser im Jahr 1909 sogar 100.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.