Stefan Kröll, zum dritten Mal in der Kulturscheune Elbart, hat hier offensichtlich seine Fans. Erneut begeisterte er sein Publikum vor ausverkauftem Haus mit dem neuen Programm „Aufbruch“. Günther Preuß begrüßte den Kabarettisten als jemanden, der sich nicht nur auf die Bretter, die die Welt bedeuten versteht, sondern auch und vor allem als gelernter Schreiner auf das Holz, aus dem so manches Brett gemacht ist. „Aufbruch ist vieldeutig. In eine neue Ära, Aufbruch aus eingefahrenen Denkweisen, Aufbruch aus dem Tal des Jammerns“, führte er die Zuhörer kurz ins Programm des Abends ein. Einen spitzbübischen, scharfsinnigen, tiefgründigen Kabarettisten kündigte er an, der gewohnte Denkschablonen über den Haufen wirft.
Und der Abend wurde zu einem Feuerwerk von erheiternden Situationen, in denen man sich selbst wiederfand. Mit einem Blick in die Geschichte und dem verbindenden Wechsel ins Hier und Jetzt, wo wir Menschen mit unserem Denken und Verhalten noch unterwegs sind wie im Altertum, Impulsen für den Alltag mit nachdenklichen Momenten und befreiendem Lachen. Dazwischen gab es einige Lieder, bei denen sich Stefan Pröll selbst am Klavier begleitete. Gelacht wurde viel an diesem Abend, so dass sich bildlich gesprochen, die Balken der Kulturscheune bogen. Das Publikum applaudierte langanhaltend und wurde mit Zugaben belohnt.
"Bisschen wie Fitzcarraldo"
Beim Gespräch mit Oberpfalz-Medien erzählte Kröll, dass die Menschen in Wertach, Landkreis Rosenheim, seinem Heimatdorf mit weniger als Hundert Einwohnern, es geheimnisvoll finden, was er macht, und sich fragen: „Ist der wirklich bekannt oder kennen nur wir ihn?“ Das Dorf Elbart hat für Kröll eine Analogie zu seinem Dorf: „Da ist rein gar nix, nur diese Kulturscheune.“ Beim allerersten Eintreffen vor Jahren in Elbart, sagte ihm das Navi: „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Er schaute herum und: "Es war alles nur dunkel.“ Der erste Gedanke damals: „Jetzt bin ich 400 Kilometer komplett verkehrt gefahren.“ Aber dann kam schon Günther Preuß und zeigte ihm den Auftrittsort: „Da war ich platt, stark beeindruckt, dass jemand in einem ländlich geprägten Umfeld so was aufzieht. Das ist ein bisschen Fitzcarraldo aus dem Film von Werner Herzog, der von der Idee besessen war, ein Opernhaus im Dschungel zu bauen.“
„Aufbruch“ schrieb er in der Corona-Zeit. Er stellte sich die Aufgabe, ein positives Stück zu machen, die Leute aufzumuntern, die Dinge positiv zu sehen, nicht jeden Tag in diesem Wirrwarr an schlechten Meldungen unterzugehen. „Es geht um einen Aufbruch in eine neue Zeit. Mit dem Wahrnehmen der positiven Aspekte, bin ich mehr gerüstet, das Negative zu bearbeiten.“ Und: „Wenn ich nur im Negativen denke, dann habe ich auch nur Probleme.“ Er will mit seinem Programm für eine positive Orientierung sorgen und dabei sollen die Menschen noch viel lachen.
Inhaltlich geht es bei „Aufbruch“ darum, dass man tatsächlich mehr in der Hand hat, Dinge zu ändern als man zunächst für sich wahrnimmt. „Viele setzen sich schicksalsergeben den schlechten Nachrichten aus.“ In der Renaissance, so Stefan Kröll, fingen die Menschen an, anders zu denken: „Derjenige, der die Dinge am meisten beeinflussen kann, bin ich selbst.“ Sein neues Programm, sei ein Aufruf, Dinge selbst aktiv besser zu machen und nicht zu warten, bis es irgendwann vielleicht durch andere besser läuft.
Das Wort Stress vermeiden
Er selbst habe zunächst Bücher gelesen, die angesichts der Weltlage eher Düsternis vermittelten, die ihn weiter runterzogen. Dann stieß er auf Antony Robbins, einen amerikanischen Coach, mit seiner Botschaft: „In dir drin ist so viel mehr Potenzial.“ Und daraus setzt er viel ins Bayerische um. Aber, wie so oft in seinem Programm, zieht er auch historische Vergleiche: „Die Römer haben früher Wörter abgeschaltet. In Kriegszeiten, durfte das Wort Frieden nicht verwendet werden.“ Stefan Kröll würde bei uns das Wort Stress abschalten beziehungsweise ersetzen. „Redet man vom Stress, hat man ihn auch, dann habe ich mich selbst mit dem Thema belegt.“ Er benutzt stattdessen: „Ich bin on fire“.
„Kleine Werkzeuge“, das will er den Menschen „subtil an den Tisch bringen“. In seinem Programm, so Stefan Pröll, ist viel dabei, was er den Menschen, während sie viel lachen, an die Hand geben möchte: „Leute motivieren, mehr aus sich zu machen.“ Jeder im Publikum hat ein kleines Problem und er will dahin vordringen, „wo der Wackler sitzt bei den Leuten“, dass sie erkennen, sie haben mehr in der Hand, dass sie mehr aus sich machen können. Ihm geht es um eine Mischung aus viel Lachen, Skurrilem und dazwischen Impulse, „wo man als Zuhörer innehält und denkt, da passiert was mit mir.“ Für Stefan Kröll unterscheidet sich Kabarett von Comedy dadurch, dass mehr passiert als der Lacher. „Nur der Lacher ist Unterhaltung, Witz, Humor, inflationäre Gags. Aber wenn es einen berührt, man selbst weiterdenkt, dann ist eine kabarettistische Schiene erreicht.“
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