Warum junge Leute in diesem Sommer beinahe wie Heuschrecken über den Maltesergarten herfielen, weiß niemand. Fest steht, dass es an Ambergs Location Nummer eins sehr bald schon zu Beschwerden wegen der damit verbundenen Lärmbelästigung, wegen der zerstörten Blumenbeete und beschmierten Wände gekommen ist. Anwohner, die die jungen Leute zur Mäßigung aufriefen, wurden angepöbelt. Letzte Konsequenz waren damit die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst, die durch massive Präsenz und mit Hilfe von Platzverweisen Ruhe und Ordnung wiederhergestellt haben.
Der Einsatz der geballten Staatsmacht kann eigentlich nur die allerletzte Konsequenz sein, sagt man sich bei der Kommunalen Jugendarbeit der Stadt Amberg. Hier hat man sich überlegt, ob man nicht viel früher und vor allem viel niedrigschwelliger eingreifen kann. Zumal das Heuschrecken-Phänomen – also der geballte Einfall von Jugend an einem bestimmten Ort – laut deren Leiterin Katrin Cislaghi eine jährlich wiederkehrende Erscheinung ist. "Ein Treffpunkt pro Jahr kristallisiert sich heraus", sagte Katrin Cislaghi am Dienstag im Jugendhilfeausschuss. Wo der dann sei, "das ist immer ein bisschen eine Überraschung".
Erst auf die Jugendlichen zugehen
Der Vorschlag der städtischen Jugendvertreter geht nun dahin, eine Art Streetworker auf Honorarbasis zu engagieren, der die kritischen Punkte im Stadtgebiet ansteuert und dort mit den Jugendlichen redet, um die sonst meist unvermeidliche Eskalation mit den Anwohnern zu vermeiden. Die am Ende immer nur im Eingreifen der Polizei oder des Kommunalen Ordnungsdienstes endet. "Es bringt einfach eine andere Sichtweise, wenn ein Pädagoge ohne mögliche Konsequenzen mit den jungen Leuten spricht", sagt Katrin Cislaghi. Diese pädagogisch geschulte Kraft könne einerseits die Jugendlichen auf Plätze oder an Orte "umleiten", an denen es unproblematischer ist, sich zu treffen, als beispielsweise auf einem Spielplatz mitten im Wohngebiet. "Sie kann aber die Jugendlichen auch dafür sensibilisieren, dass ihr Verhalten nicht okay ist."
Das Phänomen der geballten Jugend ist laut Cislaghi übrigens kein exklusiv Amberger. Es existiert vielmehr in beinahe jeder Stadt in Bayern, so hat sie in ihren Recherchen herausgefunden. Die Strategien dagegen seien ganz unterschiedlich. So habe man im Fränkischen beispielsweise den störenden Jugendtreff an einem Brennpunkt einfach in einen Pop-Up-Biergarten für die Bevölkerung umgewandelt. Was letztlich die Jugendlichen vertrieben habe. Anderswo versuche man aber ebenfalls über "pädagogische Einwirkung" eine Eskalation zu vermeiden.
Treff muss auch angenommen werden
In dem Zusammenhang stellte Gabi Donhauser (CSU) die Frage, ob man nicht einfach über das Stadtgebiet verteilt in den Vierteln zentrale Jugendtreffs errichten könne. Wie es beispielsweise jüngst ja neben dem Pfarrzentrum St. Georg am Malteserplatz geschehen ist. "Wir sind gerade dabei, uns ein Konzept zu überlegen", zeigte Katrin Cislaghi, dass man diesen Gedanken auch schon bei der Kommunalen Jugendarbeit gehabt hat. "Aber so ein Treff muss halt auch von den Jugendlichen angenommen werden." Manche – eigentlich nur für Kinder zugelassene – Spielplätze liegen hingegen einfach strategisch günstig, hat Oberbürgermeister Michael Cerny festgestellt. Und wenn man einen künstlichen Jugendtreff schaffe, müsse man auch aufpassen, diesen nicht zu dezentral anzulegen. "Nicht, dass wir dann den nächsten Drogentreff überdachen."
Das Thema ist spannend und wird es wohl auch im kommenden Jahr wieder sein. Aus diesem Grund stimmte der Jugendhilfeausschuss überein, es einfach mal zu probieren. Zumal die pädagogisch geschulte Fachkraft nur auf Honorarbasis, von Mai bis August und drei Stunden pro Woche – vor allem abends und am Wochenende – arbeiten soll. Damit würde der Einsatz pro Jahr lediglich 2500 Euro kosten. Anders würde es nach der Berechnung der Kommunalen Jugendarbeit ausschauen, wenn man diese Aufgabe in Eigenregie mit Personal anbieten wollte, das erst im Stellenplan wieder verankert werden müsste. Insofern stimmte der Ausschuss zu, es jetzt einfach mal zu versuchen.
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