Ihre Stücke sollen zum Nachdenken anregen und die Fantasie der Zuschauer beflügeln, die Leute auf irgendeine Weise berühren, schreibt Cia. Nadine Gerspacher auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien und erklärt auch gleich noch, was sich hinter ihrem Namenszusatz „Cia.“ verbirgt: „Das ist die Abkürzung des spanischen Begriffs ‚Compania‘. Mein erstes großes Stück wurde in Barcelona kreiert.“
Das Werk, mit dem sie sich jetzt in Amberg vorstellt, erzählt die Geschichte einer fünfköpfigen Familie: „Die Mutter ist dem Konsum verfallen, die jüngste Tochter versucht, die Familie zu retten.“ Im Mittelpunkt ein viel zu groß geratener Tisch, der immer mehr Abstand zwischen den einzelnen Personen schafft.
Kernfragen des Daseins
„Inspiriert ist das Stück von der globalen Mobilisierung der jungen Generation gegen die Ausbeutung der ökologischen Ressourcen“, so die Choreografin. Und es stellt Kernfragen unseres Daseins, etwa die nach dem persönlichen Glück oder dem, was uns eigentlich menschlich macht. Für Nadine Gerspacher persönlich bedeutet Glück, gesund zu sein und jeden Tag aufstehen zu können, um sich dem Beruf zu widmen, den sie sehr liebt. Zeit zu haben, um zu kreieren und reisen gehört genauso dazu wie die Freunde, die Eltern, die Lebendigkeit.
Die Frage nach der Essenz der Menschlichkeit beantwortet sie mit „verletzlich zu sein, ehrlich zu sein, sich zu irren, lautstark zu lachen, Dinge zu vergessen und sich wieder zu erinnern, manchmal nicht zu wissen“. Dabei haben die letzten Krisen- und Kriegsjahre durchaus Spuren hinterlassen: „Ich glaube, nach Corona betrachten wir verschiedene Dinge anders, und vor allem wurde einem klarer, was Freiheit eigentlich bedeutet und was es bedeutet, sie nicht zu haben. Plötzlich zu realisieren, dass alles auch anders sein kann.“
"Cinematografischer" Stil
"Alltagsbefeuertes Tanztheater" nennt Nadine Gerspacher ihr Arbeitsfeld: „Ich schaffe kleine, von exzentrischen Charakteren bewohnte Welten, in denen Absurdes, Poetisches und ungefilterte Körperlichkeit auf erzählerische Weise zusammenkommen. Humor, Wandlungen, groteske Momente und Verletzlichkeit spielen eine zentrale Rolle in meinen Stücken.“ Überraschende Bilder auch. „Generell würde ich meinen Stil ‚cinematografisch‘ nennen.“
Es dem Publikum nicht schwer machen, gehöre ebenfalls zu ihren Zielsetzungen. Verständlichkeit sei ihr ebenso wichtig wie der Freiraum für die eigene Fantasie und Interpretation der Zuschauerinnen und Zuschauer: „Jede und jeder soll da abgeholt werden, wo sie oder er gerade ist.“ Auch wer noch nie zuvor Tanztheater gesehen hat, soll mitgenommen werden.
Zu ihrer Kompanie zählen maximal zehn Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen kulturellen und künstlerischen Hintergründen. Auf der Bühne stehen je nach Produktion bis zu sieben Tänzerinnen und Tänzer, zur Amberger Premiere werden es fünf sein.
Die mit "Non-Uprgraded Existence" startende, von der Kulturstiftung des Bundes, der "Tanzland"-Kooperation und dem Kulturamt Amberg geförderte Zusammenarbeit mit Gerspacher ist auf drei Jahre angelegt und beinhaltet auch Workshops und Schulprojekte. Letztere sollen durch direkten Kontakt und Austausch das Tanzinteresse der Jüngeren wecken. Aber auch Einführungen beziehungsweise Publikumsgespräche im Anschluss der Aufführungen stehen auf Nadine Gerspachers Wunschliste für die Amberger Zeit.
Zu den Veranstaltungen
- Nadine Gerspacher, Tänzerin und Choreografin, kam vom Kunstturnen zum zeitgenössischen Tanz, bereits mit zwölf Jahren Mitglied verschiedener semi-professioneller Kompanien in Freiburg im Breisgau, Tanzstudium in München und Barcelona, arbeitet seit über 20 Jahren international, choreografiert seit 2017 zwei bis drei Stücke pro Jahr.
- Non-Upgraded Existence, Tanztheater von Cia. Nadine Gerspacher am Dienstag, 27. Februar, um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg; mit Camille Lejeune, Vlad Ion, Hedvig Edvall Bons, Paula Niehoff, Julien Rossin, Tickets bei der Tourist-Information Amberg unter Telefon 09621/101233.
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