Sie arbeiten als Betriebsräte, Jugendvertreter oder Vertrauensleute in den Unternehmen in Amberg, Weiden, Tirschenreuth und anderswo in der nördlichen und mittleren Oberpfalz. Darüber hinaus löschen sie Brände bei der Freiwilligen Feuerwehr, fahren Rettungsdienst oder bergen Verschüttete und suchen Vermisste. Höchste Zeit, den Menschen mit dem Ehrenamtsgen einmal die ihnen gebührende Würdigung zukommen zu lassen. Das dachte sich zumindest der Amberger IG-Metall-Chef Horst Ott und lud einige von denen, die anderen im Betrieb und draußen "im richtigen Leben" helfen, ein zu einem Gespräch mit dem Hauptkassierer der Gewerkschaft, Jürgen Kerner.
Die Idee kam Horst Ott, dem ehrenamtlichen Hundeführer bei der Rettungshundestaffel Sulzbach-Rosenberg bei seinen letzten Einsätzen, die ihn ins Ahrtal zum Hochwassereinsatz oder zur Suche nach der vermissten Julia am Cherkov in Tschechien geführt haben. "Wenn Du dann am Abend in der Unterkunft beisammen gesessen bist, hat sich herausgestellt, dass viele von den Helfern auch Betriebsräte sind." Und weil Horst Ott in seiner Jugend als Zivildienstleistender gemeinsam mit dem jetzigen IG-Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner mit dem Rettungswagen unterwegs war, hat er seinen alten Freund eingeladen zu einem Treffen mit einer Auswahl von Ehrenamtlichen aus dem Bereich der Verwaltungsstelle Amberg.
Gelebte Solidarität
Sie arbeiten bei Hamm in Tirschenreuth, bei Siemens in Amberg, sie sind bei der ZF in Auerbach tätig oder bei der Hueck Constantia in Pirk. Sie alle sind Mitglieder der IG Metall und sie engagieren sich für ihre Kolleginnen und Kollegen in ihren Betrieben. Sei es im Betriebsrat, als Vertrauensleute oder Jugendvertreter. Im "zivilen" Leben ziehen sie sich die Uniform der Freiwilligen Feuerwehr an, fahren als Rettungssanitäter durch die Oberpfalz oder helfen bei Naturkatastrophen. "Geklatscht wird ja immer sehr schnell", stellte Jürgen Kerner, der ehemalige Sanitäter, fest. "Aber bekommt man auch die notwendige Unterstützung?" Den Begriff Solidarität, den kenne jeder. "Und jeder denkt dann nur an sich selbst." Doch würden Krisen – wie aktuell der Ukraine-Krieg – zeigen, wie wichtig gelebte Solidarität ist.
Tatsächlich ist es laut Jürgen Kerner so, dass sich tatsächlich mehr Menschen im Ehrenamt engagieren, als man gemeinhin denkt. 20 Prozent aller Berufstätigen seien in irgendeiner Form für andere tätig. Und das Ehrenamt sei eine Schule des Lebens. Er selbst, so erzählte Kerner, stamme aus einem behüteten Elternhaus in der Nähe von Augsburg. "Ich bin während meiner Zeit im Rettungsdienst mit ganz anderen Milieus in Berührung gekommen." Er habe Menschen getroffen, "die waren hundsarm", so sagte er. "Aber diese Menschen hatte sehr viel Würde." Nein, es gehe nicht um das Klatschen, es gehe darum das Ehrenamt auch in den Betrieben positiv zur Kenntnis zu nehmen und gute Rahmenbedingungen zu schaffen. "Wichtig ist ein Arbeitgeber, der das auch schätzt."
Firmen haben meist Verständnis
Davon gibt es in der nördlichen und mittleren Oberpfalz offenbar mehr als man denkt, wie die anschließende Diskussionsrunde zeigte. Probleme gebe es, wenn der Piepser während der Arbeitszeit zum Rettungsdienst ruft, wenn überhaupt, dann meist nur mit den direkten Vorgesetzten. Während die Leiter der Unternehmen da oft sehr tolerant und aufgeschlossen seien. Von den Kollegen werde das ohnehin meist sehr positiv aufgenommen. Die seien ja dann doch sehr froh, wenn es Menschen gebe, die bei Bränden und Unfällen ausrücken und helfen. "Und wie viele Firmen wären denn schon abgebrannt, wenn es die örtliche Feuerwehr nicht geben würde." Als materielle Belohnung gab es für die repräsentativ im Gewerkschaftshaus versammelten Helfer zwar "nur" eine Kuscheldecke von der IG Metall. Doch die Anerkennung, die sie von ihrer Gewerkschaft bekommen, das macht die doppelt und oft dreifach ehrenamtlichen Helfer sehr stolz.
"Ich bin während meiner Zeit im Rettungsdienst mit ganz anderen Milieus in Berührung gekommen."
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