Das orange-gelbe Biedermeier-Sofa hat ausgedient, verrät Nora Gomringer im schriftlich geführten Vorab-Interview zu den Neuerungen in ihrer wieder aufgelegten Kultur-Reihe "Tinte & Terz". Außerdem wird sie sich diesmal auch einen Abend lang von einer anderen, ihrer künstlerischen Seite zeigen: Zusammen mit den Jazz-Musikern Philipp Scholz und Philip Frischkorn präsentiert sie ihr international erfolgreiches Dorothy-Parker-Programm "PENG PENG PARKER".
Der große Erfolg der Pilot-Saison hat Nora Gomringer durchaus überrascht. Nicht zuletzt, weil sie das Gefühl hat, "dass wir alle das Ausgehen ja erst wieder üben müssen - nicht so einfach nach Corona". In besonderer Erinnerung ist ihr der erste Abend geblieben: "Natasa Kramberger war einfach witzig und die Musik von Vincent von Flieger so eindrücklich und thematisch ja auch aufs Ökologische ausgerichtet. Außerdem Hut ab vor der wunderbaren Technik und den Technikern des Theaters. Die Lichtstimmung ist immer top."
Musik noch Geheimsache
Während man auch beim musikalischen Part des Konzepts diesmal Neues wagt, was aber natürlich bis zum Veranstaltungsbeginn wieder ein gut gehütetes Geheimnis bleibt, stehen mit Mireille Zindel, Dalibor Markovic und Lisa Ortgies die neuen Talk-Gäste bereits fest: "Alle sind persönliche Lieblinge, die ich mit dem Publikum teilen mag". Und alle haben sich über die Einladung zur etwas anderen Literaturvorstellung gefreut.
Den ersten Test auf den neuen Sitzmöbeln im Bühnenraum absolviert am Donnerstag, 13. Oktober um 20 Uhr die Schriftstellerin Mireille Zindel. Als Kolleginnen im schweizerischen Literaturbetrieb kenne und schätze man sich, schreibt die Germanistin und Romanistin auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Das Amberger "Tinte & Terz" - Format sei ihr bereits vor Gomringers Einladung ein Begriff gewesen und auch musikalische Begleitung bei Lesungen ist ihr vertraut.
Ihr Roman "Die Zone" dagegen spielt in der fremden, um nicht zu sagen befremdlichen Welt des Apnoetauchens. Der Thrill des Sports liegt darin, ohne technische Hilfsmittel, nur mit angehaltener Luft so tief wie irgend möglich zu kommen. Ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über den Tod der russischen Apnoetaucherin und 43-fachen Weltrekordhalterin im Freitauchen, Natalie Molchanova, brachte Mireille Zindel aufs Sujet: "Mich hat die Frage beschäftigt, was jemanden in die Tiefe zieht und wie er das Maß dabei hält", erklärt sie dazu. Vier Jahre habe der Artikel über ihrem Drucker gehangen, bevor sie 2019 mit dem Schreiben begann.
Tauchen ohne Sauerstoff
"Das klingt manchem erst mal sehr fern, aber wenn man ein bisschen allegorisch denkt, ist ein Leben, in dem man ständig abtaucht und auch bewusst ein Aussetzen der lebenspendenden Atmung trainiert, eines, das man sich näher ansehen sollte", befindet Nora Gomringer zum Roman. Und ja, das Tieftauchen ohne Sauerstoffflasche sei ein Symbol für manches Abgleiten in die Tiefen des Menschseins, antwortet Mireille Zindel auf die Frage, ob Luftanhalten und Abtauchen auch Reaktionsmöglichkeiten auf die Weltlage seien.
Die Unterhaltung im Stadttheater wird sich also sicher auch um die Tauchgänge im Leben drehen, so Zindel. Und hoffentlich in ungeahnte Tiefen führen, ergänzt die Gastgeberin. Weitere wortversierte Überraschungen ganz und gar nicht ausgeschlossen.
Zur Reihe "Tinte & Terz"
- *Nora Gomringer*, geb. 1980, Lyrikerin, Rezitatorin, Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2015 und des Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreises 2022
- *Mireille Zindel*, geb. 1973, gewann für "Irrgast" den Literaturpreis der Marianne und Curt Dienemann Stiftung und ist Preisträgerin der Literaturperle von arttv.ch., Roman "Die Zone", 128 Seiten, Taschenbuch, Lector Books, 19 Euro
- Weitere Termine:
Donnerstag, 8. Dezember, 20 Uhr, Trio "PENG PENG PARKER"
Donnerstag, 2. Februar 2023, 20 Uhr, Dalibor Markovic
Donnerstag, 9. März, 20 Uhr, Lisa Ortgies
Tickets jeweils ab einen Monat vor der Veranstaltung bei der Tourist-Information Amberg, Tel. 09621/101233
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